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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812.

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Erste Abtheilung.
spricht? O freilich ist der nur dumm, und redet
viel in den Tag hinein. -- Bleib nur bei uns,
sagte die wunderbare Kleine, es soll dir schon ge-
fallen. -- Aber wir laufen ja in die Wette. -- Zu
ihm kommst du noch früh genug zurück. Da nimm,
und iß! -- Marie aß, und fand die Früchte so
süß, wie sie noch keine geschmeckt hatte, und An-
dres, der Wettlauf, und das Verbot ihrer Eltern
waren gänzlich vergessen.

Eine große Frau: in glänzendem Kleide trat her-
zu, und fragte nach dem fremden Kinde. Schönste
Dame, sagte Marie, von ohngefähr bin ich her-
ein gelaufen, und da wollen sie mich hier behalten.
Du weißt, Zerina, sagte die Schöne, daß es ihr
nur kurze Zeit erlaubt ist, auch hättest du mich
erst fragen sollen. Ich dachte, sagte das glänzende
Kind, weil sie doch schon über die Brücke gelassen
war, könnt ich es thun; auch haben wir sie ja
oft im Felde laufen sehn, und du hast dich selber
über ihr muntres Wesen gefreut; wird sie uns doch
früh genug verlassen müssen.

Nein, ich will hier bleiben, sagte die Fremde,
denn hier ist es schön, auch finde ich hier das beste
Spielzeug und dazu Erdbeeren und Kirschen, drau-
ßen ist es nicht so herrlich.

Die goldbekleidete Frau entfernte sich lächelnd,
und viele von den Kindern sprangen jetzt um die
fröhliche Marie mit Lachen her, neckten sie und
ermunterten sie zu Tänzen, andre brachten ihr Läm-
mer oder wunderbares Spielgeräth, andre machten
auf Instrumenten Musik und sangen dazu. Am

Erſte Abtheilung.
ſpricht? O freilich iſt der nur dumm, und redet
viel in den Tag hinein. — Bleib nur bei uns,
ſagte die wunderbare Kleine, es ſoll dir ſchon ge-
fallen. — Aber wir laufen ja in die Wette. — Zu
ihm kommſt du noch fruͤh genug zuruͤck. Da nimm,
und iß! — Marie aß, und fand die Fruͤchte ſo
ſuͤß, wie ſie noch keine geſchmeckt hatte, und An-
dres, der Wettlauf, und das Verbot ihrer Eltern
waren gaͤnzlich vergeſſen.

Eine große Frau: in glaͤnzendem Kleide trat her-
zu, und fragte nach dem fremden Kinde. Schoͤnſte
Dame, ſagte Marie, von ohngefaͤhr bin ich her-
ein gelaufen, und da wollen ſie mich hier behalten.
Du weißt, Zerina, ſagte die Schoͤne, daß es ihr
nur kurze Zeit erlaubt iſt, auch haͤtteſt du mich
erſt fragen ſollen. Ich dachte, ſagte das glaͤnzende
Kind, weil ſie doch ſchon uͤber die Bruͤcke gelaſſen
war, koͤnnt ich es thun; auch haben wir ſie ja
oft im Felde laufen ſehn, und du haſt dich ſelber
uͤber ihr muntres Weſen gefreut; wird ſie uns doch
fruͤh genug verlaſſen muͤſſen.

Nein, ich will hier bleiben, ſagte die Fremde,
denn hier iſt es ſchoͤn, auch finde ich hier das beſte
Spielzeug und dazu Erdbeeren und Kirſchen, drau-
ßen iſt es nicht ſo herrlich.

Die goldbekleidete Frau entfernte ſich laͤchelnd,
und viele von den Kindern ſprangen jetzt um die
froͤhliche Marie mit Lachen her, neckten ſie und
ermunterten ſie zu Taͤnzen, andre brachten ihr Laͤm-
mer oder wunderbares Spielgeraͤth, andre machten
auf Inſtrumenten Muſik und ſangen dazu. Am

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[406/0417] Erſte Abtheilung. ſpricht? O freilich iſt der nur dumm, und redet viel in den Tag hinein. — Bleib nur bei uns, ſagte die wunderbare Kleine, es ſoll dir ſchon ge- fallen. — Aber wir laufen ja in die Wette. — Zu ihm kommſt du noch fruͤh genug zuruͤck. Da nimm, und iß! — Marie aß, und fand die Fruͤchte ſo ſuͤß, wie ſie noch keine geſchmeckt hatte, und An- dres, der Wettlauf, und das Verbot ihrer Eltern waren gaͤnzlich vergeſſen. Eine große Frau: in glaͤnzendem Kleide trat her- zu, und fragte nach dem fremden Kinde. Schoͤnſte Dame, ſagte Marie, von ohngefaͤhr bin ich her- ein gelaufen, und da wollen ſie mich hier behalten. Du weißt, Zerina, ſagte die Schoͤne, daß es ihr nur kurze Zeit erlaubt iſt, auch haͤtteſt du mich erſt fragen ſollen. Ich dachte, ſagte das glaͤnzende Kind, weil ſie doch ſchon uͤber die Bruͤcke gelaſſen war, koͤnnt ich es thun; auch haben wir ſie ja oft im Felde laufen ſehn, und du haſt dich ſelber uͤber ihr muntres Weſen gefreut; wird ſie uns doch fruͤh genug verlaſſen muͤſſen. Nein, ich will hier bleiben, ſagte die Fremde, denn hier iſt es ſchoͤn, auch finde ich hier das beſte Spielzeug und dazu Erdbeeren und Kirſchen, drau- ßen iſt es nicht ſo herrlich. Die goldbekleidete Frau entfernte ſich laͤchelnd, und viele von den Kindern ſprangen jetzt um die froͤhliche Marie mit Lachen her, neckten ſie und ermunterten ſie zu Taͤnzen, andre brachten ihr Laͤm- mer oder wunderbares Spielgeraͤth, andre machten auf Inſtrumenten Muſik und ſangen dazu. Am

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/417>, abgerufen am 25.11.2024.