des nur einen Widerschein ihrer Liebe; jeder Ton rief ihr Herz an, und erfüllte es mit wehmüthiger Freude.
Die Sonne stieg höher hinauf, und gegen Mit- tag fühlte Magelone eine große Müdigkeit; beide stiegen daher an einer schönen kühlen Stelle des Waldes von ihren Pferden. Weiches Gras und Moos war auf einer kleinen Anhöhe zart empor geschossen, hier setzte sich Peter nieder und breitete seinen Mantel aus, auf diesen lagerte sich Mage- lone und ihr Haupt ruhte in dem Schooße des Ritters. Sie blickten sich beide mit zärtlichen Au- gen an, und Magelone sagte: Wie wohl ist mir hier, mein Geliebter, wie sicher ruht sichs hier unter dem Schirmdach dieses grünen Baums, der mit allen seinen Blättern, wie mit eben so vielen Zungen, ein liebliches Geschwätze macht, dem ich gerne zuhöre; aus dem dichten Walde schallt Vo- gelgesang herauf, und vermischt sich mit den rie- selnden Quellen; es ist hier so einsam und tönt so wunderbar aus den Thälern unter uns, als wenn sich mancherlei Geister durch die Einsamkeit zuriefen und Antwort gäben; wenn ich dir ins Auge sehe, ergreift mich ein freudiges Erschrecken, daß wir nun hier sind, von den Menschen fern und einer dem andern ganz eigen. Laß noch deine süße Stimme durch dieses harmonische Gewirr er- tönen, damit die schöne Musik vollständig sey, ich will versuchen ein wenig zu schlafen; aber wecke mich ja zur rechten Zeit, damit wir bald bei dei- nen lieben Eltern anlangen können.
Die ſchoͤne Magelone.
des nur einen Widerſchein ihrer Liebe; jeder Ton rief ihr Herz an, und erfuͤllte es mit wehmuͤthiger Freude.
Die Sonne ſtieg hoͤher hinauf, und gegen Mit- tag fuͤhlte Magelone eine große Muͤdigkeit; beide ſtiegen daher an einer ſchoͤnen kuͤhlen Stelle des Waldes von ihren Pferden. Weiches Gras und Moos war auf einer kleinen Anhoͤhe zart empor geſchoſſen, hier ſetzte ſich Peter nieder und breitete ſeinen Mantel aus, auf dieſen lagerte ſich Mage- lone und ihr Haupt ruhte in dem Schooße des Ritters. Sie blickten ſich beide mit zaͤrtlichen Au- gen an, und Magelone ſagte: Wie wohl iſt mir hier, mein Geliebter, wie ſicher ruht ſichs hier unter dem Schirmdach dieſes gruͤnen Baums, der mit allen ſeinen Blaͤttern, wie mit eben ſo vielen Zungen, ein liebliches Geſchwaͤtze macht, dem ich gerne zuhoͤre; aus dem dichten Walde ſchallt Vo- gelgeſang herauf, und vermiſcht ſich mit den rie- ſelnden Quellen; es iſt hier ſo einſam und toͤnt ſo wunderbar aus den Thaͤlern unter uns, als wenn ſich mancherlei Geiſter durch die Einſamkeit zuriefen und Antwort gaͤben; wenn ich dir ins Auge ſehe, ergreift mich ein freudiges Erſchrecken, daß wir nun hier ſind, von den Menſchen fern und einer dem andern ganz eigen. Laß noch deine ſuͤße Stimme durch dieſes harmoniſche Gewirr er- toͤnen, damit die ſchoͤne Muſik vollſtaͤndig ſey, ich will verſuchen ein wenig zu ſchlafen; aber wecke mich ja zur rechten Zeit, damit wir bald bei dei- nen lieben Eltern anlangen koͤnnen.
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Die ſchoͤne Magelone.
des nur einen Widerſchein ihrer Liebe; jeder Ton
rief ihr Herz an, und erfuͤllte es mit wehmuͤthiger
Freude.
Die Sonne ſtieg hoͤher hinauf, und gegen Mit-
tag fuͤhlte Magelone eine große Muͤdigkeit; beide
ſtiegen daher an einer ſchoͤnen kuͤhlen Stelle des
Waldes von ihren Pferden. Weiches Gras und
Moos war auf einer kleinen Anhoͤhe zart empor
geſchoſſen, hier ſetzte ſich Peter nieder und breitete
ſeinen Mantel aus, auf dieſen lagerte ſich Mage-
lone und ihr Haupt ruhte in dem Schooße des
Ritters. Sie blickten ſich beide mit zaͤrtlichen Au-
gen an, und Magelone ſagte: Wie wohl iſt mir
hier, mein Geliebter, wie ſicher ruht ſichs hier
unter dem Schirmdach dieſes gruͤnen Baums, der
mit allen ſeinen Blaͤttern, wie mit eben ſo vielen
Zungen, ein liebliches Geſchwaͤtze macht, dem ich
gerne zuhoͤre; aus dem dichten Walde ſchallt Vo-
gelgeſang herauf, und vermiſcht ſich mit den rie-
ſelnden Quellen; es iſt hier ſo einſam und toͤnt
ſo wunderbar aus den Thaͤlern unter uns, als
wenn ſich mancherlei Geiſter durch die Einſamkeit
zuriefen und Antwort gaͤben; wenn ich dir ins
Auge ſehe, ergreift mich ein freudiges Erſchrecken,
daß wir nun hier ſind, von den Menſchen fern
und einer dem andern ganz eigen. Laß noch deine
ſuͤße Stimme durch dieſes harmoniſche Gewirr er-
toͤnen, damit die ſchoͤne Muſik vollſtaͤndig ſey, ich
will verſuchen ein wenig zu ſchlafen; aber wecke
mich ja zur rechten Zeit, damit wir bald bei dei-
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/374>, abgerufen am 25.11.2024.
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