Sie einzufangen schickt sie Klänge Gesanges fort, da flieht mit Scherzen Der Ton, sucht Schirm in meinem Herzen, Dahin verfolgen die Gesänge.
O laßt mich doch, ihr Bösen frey! Sie riegeln sich dort ein und sprechen: Nicht weichen wir, bis dies wird brechen, Damit du weißt, was Lieben sey:
Emil stand ungeduldig auf. Es ward finsterer und Roderich kam nicht, dem er seine Liebe zu einer Unbekannten, die ihm gegen über wohnte und ihn tagelang zu Hause, und Nächte hindurch wa- chend erhielt, bekennen wollte. Jetzt schallten Fuß- tritte die Treppe herauf, die Thür, ohne daß man anklopfte, eröffnete sich, und herein traten zwei bunte Masken mit widrigen Angesichtern, der eine ein Türke, in rother und blauer Seide gekleidet, der andre ein Spanier, blaßgelb und röthlich, mit vielen schwankenden Federn auf dem Hute. Als Emil ungeduldig werden wollte, nahm Roderich die Maske ab, zeigte sein wohl bekanntes lachen- des Gesicht und sagte: ei, mein Liebster, welche grämliche Miene! Sieht man so aus zur Carne- valszeit? Ich und unser lieber junger Offizier kom- men dich abzuholen, heut ist großer Ball auf dem Maskensaale, und da ich weiß, daß du es ver- schworen hast, anders, als in deinen schwarzen Kleidern zu gehn, die du täglich trägst, so komm nur so mit, wie du da bist, denn es ist schon ziemlich spät.
Emil war erzürnt und sagte: du hast, wie es
Liebeszauber.
Sie einzufangen ſchickt ſie Klaͤnge Geſanges fort, da flieht mit Scherzen Der Ton, ſucht Schirm in meinem Herzen, Dahin verfolgen die Geſaͤnge.
O laßt mich doch, ihr Boͤſen frey! Sie riegeln ſich dort ein und ſprechen: Nicht weichen wir, bis dies wird brechen, Damit du weißt, was Lieben ſey:
Emil ſtand ungeduldig auf. Es ward finſterer und Roderich kam nicht, dem er ſeine Liebe zu einer Unbekannten, die ihm gegen uͤber wohnte und ihn tagelang zu Hauſe, und Naͤchte hindurch wa- chend erhielt, bekennen wollte. Jetzt ſchallten Fuß- tritte die Treppe herauf, die Thuͤr, ohne daß man anklopfte, eroͤffnete ſich, und herein traten zwei bunte Masken mit widrigen Angeſichtern, der eine ein Tuͤrke, in rother und blauer Seide gekleidet, der andre ein Spanier, blaßgelb und roͤthlich, mit vielen ſchwankenden Federn auf dem Hute. Als Emil ungeduldig werden wollte, nahm Roderich die Maske ab, zeigte ſein wohl bekanntes lachen- des Geſicht und ſagte: ei, mein Liebſter, welche graͤmliche Miene! Sieht man ſo aus zur Carne- valszeit? Ich und unſer lieber junger Offizier kom- men dich abzuholen, heut iſt großer Ball auf dem Maskenſaale, und da ich weiß, daß du es ver- ſchworen haſt, anders, als in deinen ſchwarzen Kleidern zu gehn, die du taͤglich traͤgſt, ſo komm nur ſo mit, wie du da biſt, denn es iſt ſchon ziemlich ſpaͤt.
Emil war erzuͤrnt und ſagte: du haſt, wie es
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Liebeszauber.
Sie einzufangen ſchickt ſie Klaͤnge
Geſanges fort, da flieht mit Scherzen
Der Ton, ſucht Schirm in meinem Herzen,
Dahin verfolgen die Geſaͤnge.
O laßt mich doch, ihr Boͤſen frey!
Sie riegeln ſich dort ein und ſprechen:
Nicht weichen wir, bis dies wird brechen,
Damit du weißt, was Lieben ſey:
Emil ſtand ungeduldig auf. Es ward finſterer
und Roderich kam nicht, dem er ſeine Liebe zu
einer Unbekannten, die ihm gegen uͤber wohnte und
ihn tagelang zu Hauſe, und Naͤchte hindurch wa-
chend erhielt, bekennen wollte. Jetzt ſchallten Fuß-
tritte die Treppe herauf, die Thuͤr, ohne daß man
anklopfte, eroͤffnete ſich, und herein traten zwei
bunte Masken mit widrigen Angeſichtern, der eine
ein Tuͤrke, in rother und blauer Seide gekleidet,
der andre ein Spanier, blaßgelb und roͤthlich, mit
vielen ſchwankenden Federn auf dem Hute. Als
Emil ungeduldig werden wollte, nahm Roderich
die Maske ab, zeigte ſein wohl bekanntes lachen-
des Geſicht und ſagte: ei, mein Liebſter, welche
graͤmliche Miene! Sieht man ſo aus zur Carne-
valszeit? Ich und unſer lieber junger Offizier kom-
men dich abzuholen, heut iſt großer Ball auf dem
Maskenſaale, und da ich weiß, daß du es ver-
ſchworen haſt, anders, als in deinen ſchwarzen
Kleidern zu gehn, die du taͤglich traͤgſt, ſo komm
nur ſo mit, wie du da biſt, denn es iſt ſchon
ziemlich ſpaͤt.
Emil war erzuͤrnt und ſagte: du haſt, wie es
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/288>, abgerufen am 25.11.2024.
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