überfiel ihn die Wuth mit neuen Kräften, und er war des festen Willens, jenem den Garaus zu ma- chen, als er plötzlich inne hielt, und seines Schwu- res und des gegebenen Wortes gedachte. Er faßte die Hand seines Feindes, und führte ihn nach der Gegend, wo er die Straße vermuthete.
Der Herzog sank darnieder Im wilden dunkeln Hain, Da nahm der Helde bieder Ihn auf die Schultern sein.
Er sprach: gar viel Beschwerden Mach' ich dir, guter Mann; Der sagte: auf der Erden Muß man gar viel bestahn.
Doch sollst du, sprach Burgund, Dich freun, bei meinem Worte, Komm ich nur erst gesund Zu einem sichern Orte.
Der Held fühlt Thränen heiß Auf seinen alten Wangen, Er sprach: auf keine Weis' Trag' ich nach Lohn Verlangen.
Es mehren sich die Plagen, Sprach der Burgund in Noth; Wohin willst du mich tragen? Du bist wohl gar der Tod? --
Tod bin ich nicht genannt, Sprach Eckart noch im Weinen, Du stehst in Gottes Hand, Sein Licht mag dich bescheinen.
Erſte Abtheilung.
uͤberfiel ihn die Wuth mit neuen Kraͤften, und er war des feſten Willens, jenem den Garaus zu ma- chen, als er ploͤtzlich inne hielt, und ſeines Schwu- res und des gegebenen Wortes gedachte. Er faßte die Hand ſeines Feindes, und fuͤhrte ihn nach der Gegend, wo er die Straße vermuthete.
Der Herzog ſank darnieder Im wilden dunkeln Hain, Da nahm der Helde bieder Ihn auf die Schultern ſein.
Er ſprach: gar viel Beſchwerden Mach' ich dir, guter Mann; Der ſagte: auf der Erden Muß man gar viel beſtahn.
Doch ſollſt du, ſprach Burgund, Dich freun, bei meinem Worte, Komm ich nur erſt geſund Zu einem ſichern Orte.
Der Held fuͤhlt Thraͤnen heiß Auf ſeinen alten Wangen, Er ſprach: auf keine Weiſ' Trag' ich nach Lohn Verlangen.
Es mehren ſich die Plagen, Sprach der Burgund in Noth; Wohin willſt du mich tragen? Du biſt wohl gar der Tod? —
Tod bin ich nicht genannt, Sprach Eckart noch im Weinen, Du ſtehſt in Gottes Hand, Sein Licht mag dich beſcheinen.
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Erſte Abtheilung.
uͤberfiel ihn die Wuth mit neuen Kraͤften, und er
war des feſten Willens, jenem den Garaus zu ma-
chen, als er ploͤtzlich inne hielt, und ſeines Schwu-
res und des gegebenen Wortes gedachte. Er faßte
die Hand ſeines Feindes, und fuͤhrte ihn nach der
Gegend, wo er die Straße vermuthete.
Der Herzog ſank darnieder
Im wilden dunkeln Hain,
Da nahm der Helde bieder
Ihn auf die Schultern ſein.
Er ſprach: gar viel Beſchwerden
Mach' ich dir, guter Mann;
Der ſagte: auf der Erden
Muß man gar viel beſtahn.
Doch ſollſt du, ſprach Burgund,
Dich freun, bei meinem Worte,
Komm ich nur erſt geſund
Zu einem ſichern Orte.
Der Held fuͤhlt Thraͤnen heiß
Auf ſeinen alten Wangen,
Er ſprach: auf keine Weiſ'
Trag' ich nach Lohn Verlangen.
Es mehren ſich die Plagen,
Sprach der Burgund in Noth;
Wohin willſt du mich tragen?
Du biſt wohl gar der Tod? —
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Du ſtehſt in Gottes Hand,
Sein Licht mag dich beſcheinen.
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/223>, abgerufen am 16.02.2025.
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