in manchen Augenblicken mehr wie ein seltsames Mährchen, als wie ein wirklicher Lebenslauf erschien.
Ein junger Ritter, Hugo, schloß sich an den stillen betrübten Eckbert, und schien eine wahrhafte Zuneigung gegen ihn zu empfinden. Eckbert fand sich auf eine wunderbare Art überrascht, er kam der Freundschaft des Ritters um so schneller ent- gegen, je weniger er sie vermuthet hatte. Beide waren nun häufig beisammen, der Fremde erzeigte Eckbert alle möglichen Gefälligkeiten, einer ritt fast nicht mehr ohne den andern aus, in allen Gesell- schaften trafen sie sich, kurz, sie schienen unzer- trennlich.
Eckbert war immer nur auf kurze Augenblicke froh, denn er fühlte es deutlich, daß ihn Hugo nur aus einem Irrthume liebe; jener kannte ihn nicht, wußte seine Geschichte nicht, und er fühlte wieder denselben Drang, sich ihm ganz mitzuthei- len, damit er versichert seyn könne, ob jener auch wahrhaft sein Freund sey. Dann hielten ihn wie- der Bedenklichkeiten und die Furcht verabscheut zu werden, zurück. In manchen Stunden war er so sehr von seiner Nichtswürdigkeit überzeugt, daß er glaubte, kein Mensch könne ihn seiner Achtung würdigen, für den er nicht ein völliger Fremdling sey. Aber dennoch konnte er sich nicht widerstehn; auf einem einsamen Spazierritte entdeckte er sei- nem Freunde seine ganze Geschichte, und fragte ihn dann, ob er wohl einen Mörder lieben könne. Hugo war gerührt, und suchte ihn zu trösten; Eck- bert folgte ihm mit leichterm Herzen zur Stadt.
Der blonde Eckbert.
in manchen Augenblicken mehr wie ein ſeltſames Maͤhrchen, als wie ein wirklicher Lebenslauf erſchien.
Ein junger Ritter, Hugo, ſchloß ſich an den ſtillen betruͤbten Eckbert, und ſchien eine wahrhafte Zuneigung gegen ihn zu empfinden. Eckbert fand ſich auf eine wunderbare Art uͤberraſcht, er kam der Freundſchaft des Ritters um ſo ſchneller ent- gegen, je weniger er ſie vermuthet hatte. Beide waren nun haͤufig beiſammen, der Fremde erzeigte Eckbert alle moͤglichen Gefaͤlligkeiten, einer ritt faſt nicht mehr ohne den andern aus, in allen Geſell- ſchaften trafen ſie ſich, kurz, ſie ſchienen unzer- trennlich.
Eckbert war immer nur auf kurze Augenblicke froh, denn er fuͤhlte es deutlich, daß ihn Hugo nur aus einem Irrthume liebe; jener kannte ihn nicht, wußte ſeine Geſchichte nicht, und er fuͤhlte wieder denſelben Drang, ſich ihm ganz mitzuthei- len, damit er verſichert ſeyn koͤnne, ob jener auch wahrhaft ſein Freund ſey. Dann hielten ihn wie- der Bedenklichkeiten und die Furcht verabſcheut zu werden, zuruͤck. In manchen Stunden war er ſo ſehr von ſeiner Nichtswuͤrdigkeit uͤberzeugt, daß er glaubte, kein Menſch koͤnne ihn ſeiner Achtung wuͤrdigen, fuͤr den er nicht ein voͤlliger Fremdling ſey. Aber dennoch konnte er ſich nicht widerſtehn; auf einem einſamen Spazierritte entdeckte er ſei- nem Freunde ſeine ganze Geſchichte, und fragte ihn dann, ob er wohl einen Moͤrder lieben koͤnne. Hugo war geruͤhrt, und ſuchte ihn zu troͤſten; Eck- bert folgte ihm mit leichterm Herzen zur Stadt.
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Der blonde Eckbert.
in manchen Augenblicken mehr wie ein ſeltſames
Maͤhrchen, als wie ein wirklicher Lebenslauf erſchien.
Ein junger Ritter, Hugo, ſchloß ſich an den
ſtillen betruͤbten Eckbert, und ſchien eine wahrhafte
Zuneigung gegen ihn zu empfinden. Eckbert fand
ſich auf eine wunderbare Art uͤberraſcht, er kam
der Freundſchaft des Ritters um ſo ſchneller ent-
gegen, je weniger er ſie vermuthet hatte. Beide
waren nun haͤufig beiſammen, der Fremde erzeigte
Eckbert alle moͤglichen Gefaͤlligkeiten, einer ritt faſt
nicht mehr ohne den andern aus, in allen Geſell-
ſchaften trafen ſie ſich, kurz, ſie ſchienen unzer-
trennlich.
Eckbert war immer nur auf kurze Augenblicke
froh, denn er fuͤhlte es deutlich, daß ihn Hugo
nur aus einem Irrthume liebe; jener kannte ihn
nicht, wußte ſeine Geſchichte nicht, und er fuͤhlte
wieder denſelben Drang, ſich ihm ganz mitzuthei-
len, damit er verſichert ſeyn koͤnne, ob jener auch
wahrhaft ſein Freund ſey. Dann hielten ihn wie-
der Bedenklichkeiten und die Furcht verabſcheut
zu werden, zuruͤck. In manchen Stunden war er
ſo ſehr von ſeiner Nichtswuͤrdigkeit uͤberzeugt, daß
er glaubte, kein Menſch koͤnne ihn ſeiner Achtung
wuͤrdigen, fuͤr den er nicht ein voͤlliger Fremdling
ſey. Aber dennoch konnte er ſich nicht widerſtehn;
auf einem einſamen Spazierritte entdeckte er ſei-
nem Freunde ſeine ganze Geſchichte, und fragte
ihn dann, ob er wohl einen Moͤrder lieben koͤnne.
Hugo war geruͤhrt, und ſuchte ihn zu troͤſten; Eck-
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/200>, abgerufen am 22.11.2024.
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