ordentlich Acht geben und mir die Zeit nicht lang werden lassen. Ich nahm mit einer gewissen Ban- gigkeit von ihr Abschied, denn es war mir, als würde ich sie nicht wieder sehn. Ich sah ihr lange nach und wuste selbst nicht, warum ich so beäng- stigt war; es war fast, als wenn mein Vorhaben schon vor mir stände, ohne dessen deutlich mir be- wußt zu sein.
Nie hab' ich des Hundes und des Vogels mit einer solchen Aemsigkeit gepflegt, sie lagen mir näher am Herzen als sonst. Die Alte war schon einige Tage abwesend, als ich mit dem festen Vor- satze aufstand, mit dem Vogel die Hütte zu ver- lassen, und die sogenannte Welt aufzusuchen. Es war mir enge und bedrängt zu Sinne, ich wünschte wieder da zu bleiben, und doch war mir der Ge- danke widerwärtig; es war ein seltsamer Kampf in meiner Seele, wie ein Streiten von zwei wi- derspenstigen Geistern in mir. In einem Augen- blicke kam mir die ruhige Einsamkeit so schön vor, dann entzückte mich wieder die Vorstellung einer neuen Welt, mit allen ihren wunderbaren Man- nigfaltigkeiten.
Ich wußte nicht, was ich aus mir selber ma- chen sollte, der Hund sprang mich unaufhörlich an, der Sonnenschein breitete sich munter über die Felder aus, die grünen Birken funkelten: ich hatte die Empfindung, als wenn ich etwas sehr Eiliges zu thun hätte, ich griff also den kleinen Hund, band ihn in der Stube fest, und nahm dann den Käfig mit dem Vogel unter den Arm.
Erſte Abtheilung.
ordentlich Acht geben und mir die Zeit nicht lang werden laſſen. Ich nahm mit einer gewiſſen Ban- gigkeit von ihr Abſchied, denn es war mir, als wuͤrde ich ſie nicht wieder ſehn. Ich ſah ihr lange nach und wuſte ſelbſt nicht, warum ich ſo beaͤng- ſtigt war; es war faſt, als wenn mein Vorhaben ſchon vor mir ſtaͤnde, ohne deſſen deutlich mir be- wußt zu ſein.
Nie hab' ich des Hundes und des Vogels mit einer ſolchen Aemſigkeit gepflegt, ſie lagen mir naͤher am Herzen als ſonſt. Die Alte war ſchon einige Tage abweſend, als ich mit dem feſten Vor- ſatze aufſtand, mit dem Vogel die Huͤtte zu ver- laſſen, und die ſogenannte Welt aufzuſuchen. Es war mir enge und bedraͤngt zu Sinne, ich wuͤnſchte wieder da zu bleiben, und doch war mir der Ge- danke widerwaͤrtig; es war ein ſeltſamer Kampf in meiner Seele, wie ein Streiten von zwei wi- derſpenſtigen Geiſtern in mir. In einem Augen- blicke kam mir die ruhige Einſamkeit ſo ſchoͤn vor, dann entzuͤckte mich wieder die Vorſtellung einer neuen Welt, mit allen ihren wunderbaren Man- nigfaltigkeiten.
Ich wußte nicht, was ich aus mir ſelber ma- chen ſollte, der Hund ſprang mich unaufhoͤrlich an, der Sonnenſchein breitete ſich munter uͤber die Felder aus, die gruͤnen Birken funkelten: ich hatte die Empfindung, als wenn ich etwas ſehr Eiliges zu thun haͤtte, ich griff alſo den kleinen Hund, band ihn in der Stube feſt, und nahm dann den Kaͤfig mit dem Vogel unter den Arm.
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Erſte Abtheilung.
ordentlich Acht geben und mir die Zeit nicht lang
werden laſſen. Ich nahm mit einer gewiſſen Ban-
gigkeit von ihr Abſchied, denn es war mir, als
wuͤrde ich ſie nicht wieder ſehn. Ich ſah ihr lange
nach und wuſte ſelbſt nicht, warum ich ſo beaͤng-
ſtigt war; es war faſt, als wenn mein Vorhaben
ſchon vor mir ſtaͤnde, ohne deſſen deutlich mir be-
wußt zu ſein.
Nie hab' ich des Hundes und des Vogels
mit einer ſolchen Aemſigkeit gepflegt, ſie lagen mir
naͤher am Herzen als ſonſt. Die Alte war ſchon
einige Tage abweſend, als ich mit dem feſten Vor-
ſatze aufſtand, mit dem Vogel die Huͤtte zu ver-
laſſen, und die ſogenannte Welt aufzuſuchen. Es
war mir enge und bedraͤngt zu Sinne, ich wuͤnſchte
wieder da zu bleiben, und doch war mir der Ge-
danke widerwaͤrtig; es war ein ſeltſamer Kampf
in meiner Seele, wie ein Streiten von zwei wi-
derſpenſtigen Geiſtern in mir. In einem Augen-
blicke kam mir die ruhige Einſamkeit ſo ſchoͤn vor,
dann entzuͤckte mich wieder die Vorſtellung einer
neuen Welt, mit allen ihren wunderbaren Man-
nigfaltigkeiten.
Ich wußte nicht, was ich aus mir ſelber ma-
chen ſollte, der Hund ſprang mich unaufhoͤrlich
an, der Sonnenſchein breitete ſich munter uͤber
die Felder aus, die gruͤnen Birken funkelten: ich
hatte die Empfindung, als wenn ich etwas ſehr
Eiliges zu thun haͤtte, ich griff alſo den kleinen
Hund, band ihn in der Stube feſt, und nahm
dann den Kaͤfig mit dem Vogel unter den Arm.
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/191>, abgerufen am 24.11.2024.
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