Wogt her in Waldes heilgem Sausen, Da fiel ich auf die Kniee nieder, Mir zitterten in Angst die Glieder, Ich sprach zum Kleinen nur das Wort Sag' an, was ist das Große dort? -- Der Kleine sprach: Dich faßt sein Graun, Weil du ihn darfst so plötzlich schaun, Das ist der Vater, unser Alter, Heißt Pan, von allem der Erhalter. --
Ein mächtger Schauder faßte mich, Mit Zittern schnell erwachte ich, Und so bewegt von dem Gesicht Verkünd' ichs euch, verschweig' es nicht. --
Nach einer Pause sagte Clara: ich glaube Ihren Sinn zu verstehn, aber unartig, ja grau- sam finde ich es, daß Sie über Ihre Krankheit scherzen, und zur Strafe dafür sollen Sie uns ohne auszuruhen sogleich das erste Mährchen mittheilen, denn ich hörte gestern, daß Ihnen der Beginn dieser Erzählungen zugefallen sei. Anton fing an zu lesen.
Erſte Abtheilung.
Wogt her in Waldes heilgem Sauſen, Da fiel ich auf die Kniee nieder, Mir zitterten in Angſt die Glieder, Ich ſprach zum Kleinen nur das Wort Sag' an, was iſt das Große dort? — Der Kleine ſprach: Dich faßt ſein Graun, Weil du ihn darfſt ſo ploͤtzlich ſchaun, Das iſt der Vater, unſer Alter, Heißt Pan, von allem der Erhalter. —
Ein maͤchtger Schauder faßte mich, Mit Zittern ſchnell erwachte ich, Und ſo bewegt von dem Geſicht Verkuͤnd' ichs euch, verſchweig' es nicht. —
Nach einer Pauſe ſagte Clara: ich glaube Ihren Sinn zu verſtehn, aber unartig, ja grau- ſam finde ich es, daß Sie uͤber Ihre Krankheit ſcherzen, und zur Strafe dafuͤr ſollen Sie uns ohne auszuruhen ſogleich das erſte Maͤhrchen mittheilen, denn ich hoͤrte geſtern, daß Ihnen der Beginn dieſer Erzaͤhlungen zugefallen ſei. Anton fing an zu leſen.
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Erſte Abtheilung.
Wogt her in Waldes heilgem Sauſen,
Da fiel ich auf die Kniee nieder,
Mir zitterten in Angſt die Glieder,
Ich ſprach zum Kleinen nur das Wort
Sag' an, was iſt das Große dort? —
Der Kleine ſprach: Dich faßt ſein Graun,
Weil du ihn darfſt ſo ploͤtzlich ſchaun,
Das iſt der Vater, unſer Alter,
Heißt Pan, von allem der Erhalter. —
Ein maͤchtger Schauder faßte mich,
Mit Zittern ſchnell erwachte ich,
Und ſo bewegt von dem Geſicht
Verkuͤnd' ichs euch, verſchweig' es nicht. —
Nach einer Pauſe ſagte Clara: ich glaube
Ihren Sinn zu verſtehn, aber unartig, ja grau-
ſam finde ich es, daß Sie uͤber Ihre Krankheit
ſcherzen, und zur Strafe dafuͤr ſollen Sie uns
ohne auszuruhen ſogleich das erſte Maͤhrchen
mittheilen, denn ich hoͤrte geſtern, daß Ihnen
der Beginn dieſer Erzaͤhlungen zugefallen ſei.
Anton fing an zu leſen.
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/175>, abgerufen am 24.11.2024.
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