Wie er sich in die Röthe bückte, Dann fiel er lachend auf die Au Und war benetzt vom Rosenthau: In Blättern, aus Jasmin gezogen, Beschifft' er dann des Baches Wogen, Und bracht' als Kriegsgefangne heim Die Bienen mit dem Honigseim; Dann sucht' er Muscheln sich im Sande Und Stein' und Kiesel vielerhande, Und putzte drinn das Felsenhaus Mit vielen artgen Schnörkeln aus: Auf einmal ließ er alles liegen Und schien durch Lüfte schnell zu fliegen, Dann auf dem höchsten Tannenbaum Stand er und übersah den Raum, Mit Riesenstärke bog er dann Das Baumes Wipfel auf den Plan Und ließ ihn dann zurücke schießen, Des Baches Wogen musten fließen In Wasserfällen laut und brausend, Der mächtge Wald dazwischen sausend, Ein furchtbar Echo, das von oben Hin durch den Thalgrund sprach mit Toben, Dazu des Donners Krachen viel, Schien alles ihm nur Harfenspiel. Er selbst, der erst ein kleiner Zwerg War jetzt so mächtig wie ein Berg, Und sprang so schnell wie Blitzes Lauf Zur Höhe des Gebirgs hinauf, Riß aus der Wurzel mächtge Felsen, Die ließ er sich zum Thale wälzen
Mit
Erſte Abtheilung.
Wie er ſich in die Roͤthe buͤckte, Dann fiel er lachend auf die Au Und war benetzt vom Roſenthau: In Blaͤttern, aus Jasmin gezogen, Beſchifft' er dann des Baches Wogen, Und bracht' als Kriegsgefangne heim Die Bienen mit dem Honigſeim; Dann ſucht' er Muſcheln ſich im Sande Und Stein' und Kieſel vielerhande, Und putzte drinn das Felſenhaus Mit vielen artgen Schnoͤrkeln aus: Auf einmal ließ er alles liegen Und ſchien durch Luͤfte ſchnell zu fliegen, Dann auf dem hoͤchſten Tannenbaum Stand er und uͤberſah den Raum, Mit Rieſenſtaͤrke bog er dann Das Baumes Wipfel auf den Plan Und ließ ihn dann zuruͤcke ſchießen, Des Baches Wogen muſten fließen In Waſſerfaͤllen laut und brauſend, Der maͤchtge Wald dazwiſchen ſauſend, Ein furchtbar Echo, das von oben Hin durch den Thalgrund ſprach mit Toben, Dazu des Donners Krachen viel, Schien alles ihm nur Harfenſpiel. Er ſelbſt, der erſt ein kleiner Zwerg War jetzt ſo maͤchtig wie ein Berg, Und ſprang ſo ſchnell wie Blitzes Lauf Zur Hoͤhe des Gebirgs hinauf, Riß aus der Wurzel maͤchtge Felſen, Die ließ er ſich zum Thale waͤlzen
Mit
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Erſte Abtheilung.
Wie er ſich in die Roͤthe buͤckte,
Dann fiel er lachend auf die Au
Und war benetzt vom Roſenthau:
In Blaͤttern, aus Jasmin gezogen,
Beſchifft' er dann des Baches Wogen,
Und bracht' als Kriegsgefangne heim
Die Bienen mit dem Honigſeim;
Dann ſucht' er Muſcheln ſich im Sande
Und Stein' und Kieſel vielerhande,
Und putzte drinn das Felſenhaus
Mit vielen artgen Schnoͤrkeln aus:
Auf einmal ließ er alles liegen
Und ſchien durch Luͤfte ſchnell zu fliegen,
Dann auf dem hoͤchſten Tannenbaum
Stand er und uͤberſah den Raum,
Mit Rieſenſtaͤrke bog er dann
Das Baumes Wipfel auf den Plan
Und ließ ihn dann zuruͤcke ſchießen,
Des Baches Wogen muſten fließen
In Waſſerfaͤllen laut und brauſend,
Der maͤchtge Wald dazwiſchen ſauſend,
Ein furchtbar Echo, das von oben
Hin durch den Thalgrund ſprach mit Toben,
Dazu des Donners Krachen viel,
Schien alles ihm nur Harfenſpiel.
Er ſelbſt, der erſt ein kleiner Zwerg
War jetzt ſo maͤchtig wie ein Berg,
Und ſprang ſo ſchnell wie Blitzes Lauf
Zur Hoͤhe des Gebirgs hinauf,
Riß aus der Wurzel maͤchtge Felſen,
Die ließ er ſich zum Thale waͤlzen
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Tieck, Ludwig: Phantasus. Bd. 1. Berlin, 1812, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_phantasus01_1812/171>, abgerufen am 16.02.2025.
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