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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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solle mein letzter Versuch seyn, ob es irgend ein
menschliches Herz gebe, daß sich meiner noch
annehme, um mich mit dem Leben, und dem
Schicksale wieder auszusöhnen. -- Sie war schön,
und wie in einem Schauspiele, spielte ich meine
Rolle, auf eine wunderbare Weise begeistert,
fort; es gelang mir alles was ich sagte, ich
sprach mit Feuer und doch ohne Affektation. --
Sie stand unbeweglich vor mir, und wußte im-
mer noch nicht, wie sie alles in ihrem Kopfe
reimen sollte.

Haben Sie mich nicht gehört, schönste Emi-
lie
? rief ich aus.

Sie fuhr auf, und gab eine unverständliche
Antwort, ich erhob mich, und setzte meine
Klagen fort. Sie erweichte sich sehr für mich
und mein Unglück traf ihr Herz. Ich klagte
über Amalien und ihren Bruder, über die gan-
ze Welt, die mich von sich gestoßen habe; ich
nahm meine Zuflucht zu ihrem weichen und zärt-
lichen Herzen, und schwur, daß sie mich nicht
verwerfen könne, sondern daß sie mitleidiger
seyn würde, als die übrige Welt.

Nie, Rosa, habe ich so gut gesprochen, und
nie so tief empfunden. Es war als wenn sich

ſolle mein letzter Verſuch ſeyn, ob es irgend ein
menſchliches Herz gebe, daß ſich meiner noch
annehme, um mich mit dem Leben, und dem
Schickſale wieder auszuſoͤhnen. — Sie war ſchoͤn,
und wie in einem Schauſpiele, ſpielte ich meine
Rolle, auf eine wunderbare Weiſe begeiſtert,
fort; es gelang mir alles was ich ſagte, ich
ſprach mit Feuer und doch ohne Affektation. —
Sie ſtand unbeweglich vor mir, und wußte im-
mer noch nicht, wie ſie alles in ihrem Kopfe
reimen ſollte.

Haben Sie mich nicht gehoͤrt, ſchoͤnſte Emi-
lie
? rief ich aus.

Sie fuhr auf, und gab eine unverſtaͤndliche
Antwort, ich erhob mich, und ſetzte meine
Klagen fort. Sie erweichte ſich ſehr fuͤr mich
und mein Ungluͤck traf ihr Herz. Ich klagte
uͤber Amalien und ihren Bruder, uͤber die gan-
ze Welt, die mich von ſich geſtoßen habe; ich
nahm meine Zuflucht zu ihrem weichen und zaͤrt-
lichen Herzen, und ſchwur, daß ſie mich nicht
verwerfen koͤnne, ſondern daß ſie mitleidiger
ſeyn wuͤrde, als die uͤbrige Welt.

Nie, Roſa, habe ich ſo gut geſprochen, und
nie ſo tief empfunden. Es war als wenn ſich

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[52/0059] ſolle mein letzter Verſuch ſeyn, ob es irgend ein menſchliches Herz gebe, daß ſich meiner noch annehme, um mich mit dem Leben, und dem Schickſale wieder auszuſoͤhnen. — Sie war ſchoͤn, und wie in einem Schauſpiele, ſpielte ich meine Rolle, auf eine wunderbare Weiſe begeiſtert, fort; es gelang mir alles was ich ſagte, ich ſprach mit Feuer und doch ohne Affektation. — Sie ſtand unbeweglich vor mir, und wußte im- mer noch nicht, wie ſie alles in ihrem Kopfe reimen ſollte. Haben Sie mich nicht gehoͤrt, ſchoͤnſte Emi- lie? rief ich aus. Sie fuhr auf, und gab eine unverſtaͤndliche Antwort, ich erhob mich, und ſetzte meine Klagen fort. Sie erweichte ſich ſehr fuͤr mich und mein Ungluͤck traf ihr Herz. Ich klagte uͤber Amalien und ihren Bruder, uͤber die gan- ze Welt, die mich von ſich geſtoßen habe; ich nahm meine Zuflucht zu ihrem weichen und zaͤrt- lichen Herzen, und ſchwur, daß ſie mich nicht verwerfen koͤnne, ſondern daß ſie mitleidiger ſeyn wuͤrde, als die uͤbrige Welt. Nie, Roſa, habe ich ſo gut geſprochen, und nie ſo tief empfunden. Es war als wenn ſich

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/59>, abgerufen am 23.11.2024.