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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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28.
Rosa an William Lovell.

Lieber Freund, Andrea's Papiere haben mich
vielleicht eben so gedemüthigt, wie Sie dadurch
niedergeschlagen sind. Ich kann mir jetzt Ihren
Zustand recht lebhaft denken, ich fühle mit
Ihnen.

Sie sollten mich nicht an jenen Brief er-
innern, in dem ich Ihnen von Andrea's wun-
derbaren Doppelheit sagte; ich schäme mich, so
oft ich daran denke. Nicht, daß die ganze
Sache eine zu Andrea's Besten erfundene Lüge
gewesen wäre, sondern weil ich mich damals
von diesem Menschen ganz wie ein Kind behan-
deln ließ, so daß ich mir gleichsam auf seinen
Befehl tausend Dinge einbildete und sie fest
glaubte. Er fand es für gut, mich noch frü-
her als Sie zu verblenden, weil er allen Men-
schen nur bis auf einen gewissen Punkt traute,
er wollte mich nicht ganz zu seinem eigentlichen
Vertrauten machen, weil es denn doch immer

28.
Roſa an William Lovell.

Lieber Freund, Andrea's Papiere haben mich
vielleicht eben ſo gedemuͤthigt, wie Sie dadurch
niedergeſchlagen ſind. Ich kann mir jetzt Ihren
Zuſtand recht lebhaft denken, ich fuͤhle mit
Ihnen.

Sie ſollten mich nicht an jenen Brief er-
innern, in dem ich Ihnen von Andrea's wun-
derbaren Doppelheit ſagte; ich ſchaͤme mich, ſo
oft ich daran denke. Nicht, daß die ganze
Sache eine zu Andrea's Beſten erfundene Luͤge
geweſen waͤre, ſondern weil ich mich damals
von dieſem Menſchen ganz wie ein Kind behan-
deln ließ, ſo daß ich mir gleichſam auf ſeinen
Befehl tauſend Dinge einbildete und ſie feſt
glaubte. Er fand es fuͤr gut, mich noch fruͤ-
her als Sie zu verblenden, weil er allen Men-
ſchen nur bis auf einen gewiſſen Punkt traute,
er wollte mich nicht ganz zu ſeinem eigentlichen
Vertrauten machen, weil es denn doch immer

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[461/0468] 28. Roſa an William Lovell. Tivoli. Lieber Freund, Andrea's Papiere haben mich vielleicht eben ſo gedemuͤthigt, wie Sie dadurch niedergeſchlagen ſind. Ich kann mir jetzt Ihren Zuſtand recht lebhaft denken, ich fuͤhle mit Ihnen. Sie ſollten mich nicht an jenen Brief er- innern, in dem ich Ihnen von Andrea's wun- derbaren Doppelheit ſagte; ich ſchaͤme mich, ſo oft ich daran denke. Nicht, daß die ganze Sache eine zu Andrea's Beſten erfundene Luͤge geweſen waͤre, ſondern weil ich mich damals von dieſem Menſchen ganz wie ein Kind behan- deln ließ, ſo daß ich mir gleichſam auf ſeinen Befehl tauſend Dinge einbildete und ſie feſt glaubte. Er fand es fuͤr gut, mich noch fruͤ- her als Sie zu verblenden, weil er allen Men- ſchen nur bis auf einen gewiſſen Punkt traute, er wollte mich nicht ganz zu ſeinem eigentlichen Vertrauten machen, weil es denn doch immer

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/468>, abgerufen am 23.11.2024.