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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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daß der Mensch immer bey dieser kuriosen Ein-
richtung seiner Natur die herrlichsten Ursachen
hat, unzufrieden zu seyn.

Wie unermeßlich lang kommt mir jetzt oft
bey meinen Arbeiten ein Bogen vor, den ich
vollschreiben soll, da er mir in den ersten Tagen
nur wie ein Spatziergang war. Alle dummen
und klugen Streiche laufen in der Welt doch
wahrhaftig auf eins hinaus. Du nennst es nun
selbst einen vernünftigen Plan, daß ich beym
Minister angestellet bin, und wie wenig hab' ich
daran gedacht, als ich mich anstellen ließ?
Wahrlich, ich ließ mich eben mit der phlegma-
tischen Unbefangenheit zu ihm schleppen, als
wäre die Reise nach einem Alehouse gegangen;
meine allerdummsten Streiche haben mir weit
mehr Kopfbrechens gekostet. -- Ich glaube,
ich könnte der edelste und tugendhafteste Mann
von der Welt werden, ohne daß ich ein Wört-
chen davon wüßte. -- Lieber Mortimer, wenn
das irgend einmal der Fall seyn sollte, so ma-
che mich doch um des Himmels willen aufmerk-
sam darauf, damit ich nicht so in meiner
Dummheit hin ausserordentlich edel bin und
selbst gar keine Freude daran habe.

daß der Menſch immer bey dieſer kurioſen Ein-
richtung ſeiner Natur die herrlichſten Urſachen
hat, unzufrieden zu ſeyn.

Wie unermeßlich lang kommt mir jetzt oft
bey meinen Arbeiten ein Bogen vor, den ich
vollſchreiben ſoll, da er mir in den erſten Tagen
nur wie ein Spatziergang war. Alle dummen
und klugen Streiche laufen in der Welt doch
wahrhaftig auf eins hinaus. Du nennſt es nun
ſelbſt einen vernuͤnftigen Plan, daß ich beym
Miniſter angeſtellet bin, und wie wenig hab' ich
daran gedacht, als ich mich anſtellen ließ?
Wahrlich, ich ließ mich eben mit der phlegma-
tiſchen Unbefangenheit zu ihm ſchleppen, als
waͤre die Reiſe nach einem Alehouſe gegangen;
meine allerdummſten Streiche haben mir weit
mehr Kopfbrechens gekoſtet. — Ich glaube,
ich koͤnnte der edelſte und tugendhafteſte Mann
von der Welt werden, ohne daß ich ein Woͤrt-
chen davon wuͤßte. — Lieber Mortimer, wenn
das irgend einmal der Fall ſeyn ſollte, ſo ma-
che mich doch um des Himmels willen aufmerk-
ſam darauf, damit ich nicht ſo in meiner
Dummheit hin auſſerordentlich edel bin und
ſelbſt gar keine Freude daran habe.

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[34/0041] daß der Menſch immer bey dieſer kurioſen Ein- richtung ſeiner Natur die herrlichſten Urſachen hat, unzufrieden zu ſeyn. Wie unermeßlich lang kommt mir jetzt oft bey meinen Arbeiten ein Bogen vor, den ich vollſchreiben ſoll, da er mir in den erſten Tagen nur wie ein Spatziergang war. Alle dummen und klugen Streiche laufen in der Welt doch wahrhaftig auf eins hinaus. Du nennſt es nun ſelbſt einen vernuͤnftigen Plan, daß ich beym Miniſter angeſtellet bin, und wie wenig hab' ich daran gedacht, als ich mich anſtellen ließ? Wahrlich, ich ließ mich eben mit der phlegma- tiſchen Unbefangenheit zu ihm ſchleppen, als waͤre die Reiſe nach einem Alehouſe gegangen; meine allerdummſten Streiche haben mir weit mehr Kopfbrechens gekoſtet. — Ich glaube, ich koͤnnte der edelſte und tugendhafteſte Mann von der Welt werden, ohne daß ich ein Woͤrt- chen davon wuͤßte. — Lieber Mortimer, wenn das irgend einmal der Fall ſeyn ſollte, ſo ma- che mich doch um des Himmels willen aufmerk- ſam darauf, damit ich nicht ſo in meiner Dummheit hin auſſerordentlich edel bin und ſelbſt gar keine Freude daran habe.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 34. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/41>, abgerufen am 24.11.2024.