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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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26.
(Einlage des vorigen Briefes.)

Ich erwarte Deine Zurückkunft, Lovell, und
bis dahin will ich für Dich diese Aufsätze schrei-
ben, damit Du endlich die so sehnlich ge-
wünschte Erklärung erhältst. Du hast Recht,
wenn Du glaubst, daß es nicht möglich sey,
immer unter Träumen umherzugehn, daß der
Geist endlich nach einer trocknen Ueberzeugung
schmachtet, und diese soll Dir auch jetzt wer-
den. -- Ich habe alle Deine Briefe an Rosa
gelesen und alles hat mich in meiner Meynung
von Dir bestätigt; ich habe Dich jetzt kennen
lernen und Du sollst nun auch erfahren, soviel
es möglich ist, wie ich beschaffen bin.

Du wirst aber alle meine Gedanken viel-
leicht zu ernsthaft nehmen und sie eben darum
weniger verstehn: es ist sehr Deine Sache, aus
allzugroßer Heftigkeit in einer Idee einen ganz
andern Gedanken zu finden, als der andere ge-
meynt hat. Du gehörst zu jenen Lesern, die

26.
(Einlage des vorigen Briefes.)

Ich erwarte Deine Zuruͤckkunft, Lovell, und
bis dahin will ich fuͤr Dich dieſe Aufſaͤtze ſchrei-
ben, damit Du endlich die ſo ſehnlich ge-
wuͤnſchte Erklaͤrung erhaͤltſt. Du haſt Recht,
wenn Du glaubſt, daß es nicht moͤglich ſey,
immer unter Traͤumen umherzugehn, daß der
Geiſt endlich nach einer trocknen Ueberzeugung
ſchmachtet, und dieſe ſoll Dir auch jetzt wer-
den. — Ich habe alle Deine Briefe an Roſa
geleſen und alles hat mich in meiner Meynung
von Dir beſtaͤtigt; ich habe Dich jetzt kennen
lernen und Du ſollſt nun auch erfahren, ſoviel
es moͤglich iſt, wie ich beſchaffen bin.

Du wirſt aber alle meine Gedanken viel-
leicht zu ernſthaft nehmen und ſie eben darum
weniger verſtehn: es iſt ſehr Deine Sache, aus
allzugroßer Heftigkeit in einer Idee einen ganz
andern Gedanken zu finden, als der andere ge-
meynt hat. Du gehoͤrſt zu jenen Leſern, die

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[399/0406] 26. (Einlage des vorigen Briefes.) Ich erwarte Deine Zuruͤckkunft, Lovell, und bis dahin will ich fuͤr Dich dieſe Aufſaͤtze ſchrei- ben, damit Du endlich die ſo ſehnlich ge- wuͤnſchte Erklaͤrung erhaͤltſt. Du haſt Recht, wenn Du glaubſt, daß es nicht moͤglich ſey, immer unter Traͤumen umherzugehn, daß der Geiſt endlich nach einer trocknen Ueberzeugung ſchmachtet, und dieſe ſoll Dir auch jetzt wer- den. — Ich habe alle Deine Briefe an Roſa geleſen und alles hat mich in meiner Meynung von Dir beſtaͤtigt; ich habe Dich jetzt kennen lernen und Du ſollſt nun auch erfahren, ſoviel es moͤglich iſt, wie ich beſchaffen bin. Du wirſt aber alle meine Gedanken viel- leicht zu ernſthaft nehmen und ſie eben darum weniger verſtehn: es iſt ſehr Deine Sache, aus allzugroßer Heftigkeit in einer Idee einen ganz andern Gedanken zu finden, als der andere ge- meynt hat. Du gehoͤrſt zu jenen Leſern, die

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/406>, abgerufen am 25.11.2024.