schen und ihrer Grausamkeit sprach, -- wie Thränengüsse aus seinen Augen stürzten und er zu meinem Füßen sank und um Vergebung fleh- te, -- o Freundinn, ich wußte nicht, ob ich lebte, oder todt sey, -- ob ich mich nicht plötzlich im Lande der wunderbarsten Träume befinde, -- ach, ich kann immer noch nicht zu mir selber kommen.
Seinen Nahmen darf ich Ihnen noch nicht nennen, so wie er auch unserm ganzen Hause ein Geheimniß ist, aber bald, bald will ich Ih- nen alles auflösen, und Sie werden eben so sehr erstaunen. -- Alle Gegenstände flimmern mir seit diesem Augenblicke vor den Augen, ich kann nichts recht fest angreifen, und mein Ge- müth ist zu den seltsamsten Vorfällen und Ver- wandlungen vorbereitet. Meine Augen wollen unaufhörlich weinen und jeder freundlich lachen- de Mund rührt mich innig: eine große Weh- muth hat mir alle Gegenstände der Welt in die Ferne gerückt und der Schreck beym Erkennen zittert immer noch in mir fort.
Wunderbar gehn die Schicksale und Leiden der Welt und noch nie ist mir dieser fürchterli-
ſchen und ihrer Grauſamkeit ſprach, — wie Thraͤnenguͤſſe aus ſeinen Augen ſtuͤrzten und er zu meinem Fuͤßen ſank und um Vergebung fleh- te, — o Freundinn, ich wußte nicht, ob ich lebte, oder todt ſey, — ob ich mich nicht ploͤtzlich im Lande der wunderbarſten Traͤume befinde, — ach, ich kann immer noch nicht zu mir ſelber kommen.
Seinen Nahmen darf ich Ihnen noch nicht nennen, ſo wie er auch unſerm ganzen Hauſe ein Geheimniß iſt, aber bald, bald will ich Ih- nen alles aufloͤſen, und Sie werden eben ſo ſehr erſtaunen. — Alle Gegenſtaͤnde flimmern mir ſeit dieſem Augenblicke vor den Augen, ich kann nichts recht feſt angreifen, und mein Ge- muͤth iſt zu den ſeltſamſten Vorfaͤllen und Ver- wandlungen vorbereitet. Meine Augen wollen unaufhoͤrlich weinen und jeder freundlich lachen- de Mund ruͤhrt mich innig: eine große Weh- muth hat mir alle Gegenſtaͤnde der Welt in die Ferne geruͤckt und der Schreck beym Erkennen zittert immer noch in mir fort.
Wunderbar gehn die Schickſale und Leiden der Welt und noch nie iſt mir dieſer fuͤrchterli-
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ſchen und ihrer Grauſamkeit ſprach, — wie
Thraͤnenguͤſſe aus ſeinen Augen ſtuͤrzten und er
zu meinem Fuͤßen ſank und um Vergebung fleh-
te, — o Freundinn, ich wußte nicht, ob ich
lebte, oder todt ſey, — ob ich mich nicht
ploͤtzlich im Lande der wunderbarſten Traͤume
befinde, — ach, ich kann immer noch nicht zu
mir ſelber kommen.
Seinen Nahmen darf ich Ihnen noch nicht
nennen, ſo wie er auch unſerm ganzen Hauſe
ein Geheimniß iſt, aber bald, bald will ich Ih-
nen alles aufloͤſen, und Sie werden eben ſo
ſehr erſtaunen. — Alle Gegenſtaͤnde flimmern
mir ſeit dieſem Augenblicke vor den Augen, ich
kann nichts recht feſt angreifen, und mein Ge-
muͤth iſt zu den ſeltſamſten Vorfaͤllen und Ver-
wandlungen vorbereitet. Meine Augen wollen
unaufhoͤrlich weinen und jeder freundlich lachen-
de Mund ruͤhrt mich innig: eine große Weh-
muth hat mir alle Gegenſtaͤnde der Welt in die
Ferne geruͤckt und der Schreck beym Erkennen
zittert immer noch in mir fort.
Wunderbar gehn die Schickſale und Leiden
der Welt und noch nie iſt mir dieſer fuͤrchterli-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/38>, abgerufen am 23.11.2024.
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