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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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lungen erschienen mir albern und unwürdig. --
Zuweilen war es dann wieder, als wenn ich
aus meinem Schlafe erwachte: dann erinnerte
ich mich meiner vorigen schönen Empfindungen,
ich bekam dann einen Abscheu vor mir selber,
mein Leben kam mir in diesen Augenblicken
wüste und dunkel vor, ich beschloß, mich zu
meinem sonstigen Zustande zurück zu retten, --
aber dann trat es mir wieder wie ein steiler
Berg entgegen, mein gemeiner Sinn ergötzte
sich wider meinen Willen an schändlichen Vor-
stellungen und das schöne Land der kindlichen
Unschuld lag wieder weit zurück und wie von
einem schwarzen Nebel verfinstert. Um diese
Zeit sah mich Rosa durch einen Zufall, ich ge-
fiel ihm, er kam mir entgegen und ich machte
die andre Hälfte des Weges, er lehrte mich
das Laster kennen, und ohne Besinnung, ohne
einen Gedanken verließ ich meinen armen, un-
glücklichen, blinden Vater, und folgte ihm. --
Ach, er wird nun wohl schon gestorben seyn;
aber ich bin bestraft, sein Fluch ist mir nach-
gefolgt. -- -- --

Sie hielt hier ein und weinte von neuem.
Ich erinnerte mich jetzt eines alten blinden

Bett-

lungen erſchienen mir albern und unwuͤrdig. —
Zuweilen war es dann wieder, als wenn ich
aus meinem Schlafe erwachte: dann erinnerte
ich mich meiner vorigen ſchoͤnen Empfindungen,
ich bekam dann einen Abſcheu vor mir ſelber,
mein Leben kam mir in dieſen Augenblicken
wuͤſte und dunkel vor, ich beſchloß, mich zu
meinem ſonſtigen Zuſtande zuruͤck zu retten, —
aber dann trat es mir wieder wie ein ſteiler
Berg entgegen, mein gemeiner Sinn ergoͤtzte
ſich wider meinen Willen an ſchaͤndlichen Vor-
ſtellungen und das ſchoͤne Land der kindlichen
Unſchuld lag wieder weit zuruͤck und wie von
einem ſchwarzen Nebel verfinſtert. Um dieſe
Zeit ſah mich Roſa durch einen Zufall, ich ge-
fiel ihm, er kam mir entgegen und ich machte
die andre Haͤlfte des Weges, er lehrte mich
das Laſter kennen, und ohne Beſinnung, ohne
einen Gedanken verließ ich meinen armen, un-
gluͤcklichen, blinden Vater, und folgte ihm. —
Ach, er wird nun wohl ſchon geſtorben ſeyn;
aber ich bin beſtraft, ſein Fluch iſt mir nach-
gefolgt. — — —

Sie hielt hier ein und weinte von neuem.
Ich erinnerte mich jetzt eines alten blinden

Bett-
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[336/0343] lungen erſchienen mir albern und unwuͤrdig. — Zuweilen war es dann wieder, als wenn ich aus meinem Schlafe erwachte: dann erinnerte ich mich meiner vorigen ſchoͤnen Empfindungen, ich bekam dann einen Abſcheu vor mir ſelber, mein Leben kam mir in dieſen Augenblicken wuͤſte und dunkel vor, ich beſchloß, mich zu meinem ſonſtigen Zuſtande zuruͤck zu retten, — aber dann trat es mir wieder wie ein ſteiler Berg entgegen, mein gemeiner Sinn ergoͤtzte ſich wider meinen Willen an ſchaͤndlichen Vor- ſtellungen und das ſchoͤne Land der kindlichen Unſchuld lag wieder weit zuruͤck und wie von einem ſchwarzen Nebel verfinſtert. Um dieſe Zeit ſah mich Roſa durch einen Zufall, ich ge- fiel ihm, er kam mir entgegen und ich machte die andre Haͤlfte des Weges, er lehrte mich das Laſter kennen, und ohne Beſinnung, ohne einen Gedanken verließ ich meinen armen, un- gluͤcklichen, blinden Vater, und folgte ihm. — Ach, er wird nun wohl ſchon geſtorben ſeyn; aber ich bin beſtraft, ſein Fluch iſt mir nach- gefolgt. — — — Sie hielt hier ein und weinte von neuem. Ich erinnerte mich jetzt eines alten blinden Bett-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 336. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/343>, abgerufen am 25.11.2024.