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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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4.
William Lovell an Rosa.

Ich bin jetzt entschlossen, zurückzureisen, ich
will in Rom meinen Andrea aufsuchen, bey
ihm bleiben und von ihm lernen. Wilmont
mag mich dann in seiner Gesellschaft treffen
und ich bin überzeugt, der freche Jüngling
wird vor dem Greise zurückzittern. Andrea
wird ihm dann seine Rache und seine Wuth
als etwas Verächtliches vorstellen, und ich bin
dann so vor ihm gesichert. Vermag es dieser
Greis nicht durch einige Worte, uns die Welt
und uns selbst als etwas beweinenswürdiges
darzustellen, wer würde nicht sich und alle seine
Plane dabey vergessen? Sind Sie nicht auch
der Meinung, daß es in Andrea's Gesellschaft
unmöglich sey, ein gemeiner oder gewöhnlicher
Mensch zu bleiben? Auf jeden Fall reise ich
jetzt nach Rom zurück, es ist wenigstens der
einzige Ort auf der Erde, wo ich mich hin-
wünsche. --



Lovell. 3r Bd. X
4.
William Lovell an Roſa.

Ich bin jetzt entſchloſſen, zuruͤckzureiſen, ich
will in Rom meinen Andrea aufſuchen, bey
ihm bleiben und von ihm lernen. Wilmont
mag mich dann in ſeiner Geſellſchaft treffen
und ich bin uͤberzeugt, der freche Juͤngling
wird vor dem Greiſe zuruͤckzittern. Andrea
wird ihm dann ſeine Rache und ſeine Wuth
als etwas Veraͤchtliches vorſtellen, und ich bin
dann ſo vor ihm geſichert. Vermag es dieſer
Greis nicht durch einige Worte, uns die Welt
und uns ſelbſt als etwas beweinenswuͤrdiges
darzuſtellen, wer wuͤrde nicht ſich und alle ſeine
Plane dabey vergeſſen? Sind Sie nicht auch
der Meinung, daß es in Andrea's Geſellſchaft
unmoͤglich ſey, ein gemeiner oder gewoͤhnlicher
Menſch zu bleiben? Auf jeden Fall reiſe ich
jetzt nach Rom zuruͤck, es iſt wenigſtens der
einzige Ort auf der Erde, wo ich mich hin-
wuͤnſche. —



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[321/0328] 4. William Lovell an Roſa. Mayland. Ich bin jetzt entſchloſſen, zuruͤckzureiſen, ich will in Rom meinen Andrea aufſuchen, bey ihm bleiben und von ihm lernen. Wilmont mag mich dann in ſeiner Geſellſchaft treffen und ich bin uͤberzeugt, der freche Juͤngling wird vor dem Greiſe zuruͤckzittern. Andrea wird ihm dann ſeine Rache und ſeine Wuth als etwas Veraͤchtliches vorſtellen, und ich bin dann ſo vor ihm geſichert. Vermag es dieſer Greis nicht durch einige Worte, uns die Welt und uns ſelbſt als etwas beweinenswuͤrdiges darzuſtellen, wer wuͤrde nicht ſich und alle ſeine Plane dabey vergeſſen? Sind Sie nicht auch der Meinung, daß es in Andrea's Geſellſchaft unmoͤglich ſey, ein gemeiner oder gewoͤhnlicher Menſch zu bleiben? Auf jeden Fall reiſe ich jetzt nach Rom zuruͤck, es iſt wenigſtens der einzige Ort auf der Erde, wo ich mich hin- wuͤnſche. — Lovell. 3r Bd. X

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/328>, abgerufen am 22.12.2024.