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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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und ich darf nicht leicht irgend etwas Wichti-
ges, oder nur Auffallendes gegen seine Einwil-
ligung thun. Ich habe ihn seit lange nicht ge-
sehn, so sehr ich ihn auch seit einiger Zeit auf-
gesucht habe, es war mir daher unmöglich, ihm
Ihre Lage zu entdecken, und ich kann mich auch
nicht verbürgen, ob er etwas oder viel für Sie
zu thun im Stande wäre, da ich ihm schon
zur Last falle, da er Sie immer für reich ge-
halten hat, und da es vielleicht der Fall ist,
daß Sie seine Aufträge nicht auf die glücklichste
Art ausgerichtet haben. Doch, wie ich Ihnen
sage, alles dies kann ich nicht beurtheilen, und
ich hoffe, daß er sich ganz zu Ihrem Besten
erklären wird, sobald ich ihn spreche.

Mich wundert nur, und es ist mir in der
Welt unbegreiflich, wie Sie so gänzlich unvor-
sichtig handeln konnten. Die Art Ihrer Ver-
schwendung scheint Sie gar nicht belustigt zu
haben, und dennoch konnten Sie diesem Hange
nicht widerstehn. Sie verachten die Menschen,
und dennoch haben Sie recht darnach gestrebt,
sich von ihnen abhängig zu machen, weil Sie
das Drückende der Abhängigkeit noch nie em-
pfunden haben. Warum rissen Sie sich nicht

und ich darf nicht leicht irgend etwas Wichti-
ges, oder nur Auffallendes gegen ſeine Einwil-
ligung thun. Ich habe ihn ſeit lange nicht ge-
ſehn, ſo ſehr ich ihn auch ſeit einiger Zeit auf-
geſucht habe, es war mir daher unmoͤglich, ihm
Ihre Lage zu entdecken, und ich kann mich auch
nicht verbuͤrgen, ob er etwas oder viel fuͤr Sie
zu thun im Stande waͤre, da ich ihm ſchon
zur Laſt falle, da er Sie immer fuͤr reich ge-
halten hat, und da es vielleicht der Fall iſt,
daß Sie ſeine Auftraͤge nicht auf die gluͤcklichſte
Art ausgerichtet haben. Doch, wie ich Ihnen
ſage, alles dies kann ich nicht beurtheilen, und
ich hoffe, daß er ſich ganz zu Ihrem Beſten
erklaͤren wird, ſobald ich ihn ſpreche.

Mich wundert nur, und es iſt mir in der
Welt unbegreiflich, wie Sie ſo gaͤnzlich unvor-
ſichtig handeln konnten. Die Art Ihrer Ver-
ſchwendung ſcheint Sie gar nicht beluſtigt zu
haben, und dennoch konnten Sie dieſem Hange
nicht widerſtehn. Sie verachten die Menſchen,
und dennoch haben Sie recht darnach geſtrebt,
ſich von ihnen abhaͤngig zu machen, weil Sie
das Druͤckende der Abhaͤngigkeit noch nie em-
pfunden haben. Warum riſſen Sie ſich nicht

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[255/0262] und ich darf nicht leicht irgend etwas Wichti- ges, oder nur Auffallendes gegen ſeine Einwil- ligung thun. Ich habe ihn ſeit lange nicht ge- ſehn, ſo ſehr ich ihn auch ſeit einiger Zeit auf- geſucht habe, es war mir daher unmoͤglich, ihm Ihre Lage zu entdecken, und ich kann mich auch nicht verbuͤrgen, ob er etwas oder viel fuͤr Sie zu thun im Stande waͤre, da ich ihm ſchon zur Laſt falle, da er Sie immer fuͤr reich ge- halten hat, und da es vielleicht der Fall iſt, daß Sie ſeine Auftraͤge nicht auf die gluͤcklichſte Art ausgerichtet haben. Doch, wie ich Ihnen ſage, alles dies kann ich nicht beurtheilen, und ich hoffe, daß er ſich ganz zu Ihrem Beſten erklaͤren wird, ſobald ich ihn ſpreche. Mich wundert nur, und es iſt mir in der Welt unbegreiflich, wie Sie ſo gaͤnzlich unvor- ſichtig handeln konnten. Die Art Ihrer Ver- ſchwendung ſcheint Sie gar nicht beluſtigt zu haben, und dennoch konnten Sie dieſem Hange nicht widerſtehn. Sie verachten die Menſchen, und dennoch haben Sie recht darnach geſtrebt, ſich von ihnen abhaͤngig zu machen, weil Sie das Druͤckende der Abhaͤngigkeit noch nie em- pfunden haben. Warum riſſen Sie ſich nicht

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/262>, abgerufen am 22.11.2024.