Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.weil der Aether und die Sonne und jede freye O Rosa! Wie oft erwachen jetzt kindliche Oft, wenn ich mich in wüste Träume ver- weil der Aether und die Sonne und jede freye O Roſa! Wie oft erwachen jetzt kindliche Oft, wenn ich mich in wuͤſte Traͤume ver- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0239" n="232"/> weil der Aether und die Sonne und jede freye<lb/> und glaͤnzende Bahn eine ſtrenge Rechenſchaft<lb/> von ihr fordert.</p><lb/> <p>O Roſa! Wie oft erwachen jetzt kindliche<lb/> Gefuͤhle in meiner Bruſt, die wie unvermuthete,<lb/> laͤngſtvergeſſene Freunde bey mir einkehren und<lb/> den Hauch des ehemaligen Fruͤhlings mit ſich<lb/> bringen. Bilder von Gegenden, die mich ſonſt<lb/> ſchwermuͤthig entzuͤckten, kommen in mein Ge-<lb/> muͤth und machen mich von neuem melankoliſch:<lb/> es reichen ſuͤße Stimmen uͤber alle Abgruͤnde<lb/> zu mir heruͤber und nennen ſehnſuchtsvoll und<lb/> anlockend meinen Namen. Ach, wie unaus-<lb/> ſprechlich ungluͤcklich macht mich alles! — Und<lb/> dann kehre ich zu den Karten und zu meinen<lb/> gemeinen Geſellſchaftern zuruͤck.</p><lb/> <p>Oft, wenn ich mich in wuͤſte Traͤume ver-<lb/> liere und die Erde mit allen ihren Schaͤtzen wie<lb/> ausgebrannte Schlacken vor mir lieget, geht<lb/> Amaliens Name wie die erſte Blume nach dem<lb/> Winter in meinem Herzen auf. Wie von vor-<lb/> uͤberfliegenden Engeln werd' ich dann gegruͤßt,<lb/> wie Morgenroth umgiebt es mich, das muͤhſam<lb/> nach mir hinuͤberklimmt. Dann moͤcht' ich die<lb/> unendlichen Gefilde des Himmels vergeſſen und<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [232/0239]
weil der Aether und die Sonne und jede freye
und glaͤnzende Bahn eine ſtrenge Rechenſchaft
von ihr fordert.
O Roſa! Wie oft erwachen jetzt kindliche
Gefuͤhle in meiner Bruſt, die wie unvermuthete,
laͤngſtvergeſſene Freunde bey mir einkehren und
den Hauch des ehemaligen Fruͤhlings mit ſich
bringen. Bilder von Gegenden, die mich ſonſt
ſchwermuͤthig entzuͤckten, kommen in mein Ge-
muͤth und machen mich von neuem melankoliſch:
es reichen ſuͤße Stimmen uͤber alle Abgruͤnde
zu mir heruͤber und nennen ſehnſuchtsvoll und
anlockend meinen Namen. Ach, wie unaus-
ſprechlich ungluͤcklich macht mich alles! — Und
dann kehre ich zu den Karten und zu meinen
gemeinen Geſellſchaftern zuruͤck.
Oft, wenn ich mich in wuͤſte Traͤume ver-
liere und die Erde mit allen ihren Schaͤtzen wie
ausgebrannte Schlacken vor mir lieget, geht
Amaliens Name wie die erſte Blume nach dem
Winter in meinem Herzen auf. Wie von vor-
uͤberfliegenden Engeln werd' ich dann gegruͤßt,
wie Morgenroth umgiebt es mich, das muͤhſam
nach mir hinuͤberklimmt. Dann moͤcht' ich die
unendlichen Gefilde des Himmels vergeſſen und
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