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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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25.
Laura an Bianka.

Ich kann Sie heute unmöglich besuchen, aber
morgen. Alle unsre Bekanntschaften haben mich
verlassen und ich habe eine Zeitlang recht ein-
sam gelebt; aber seit gestern habe ich wieder
einen guten Freund angetroffen. -- Mit Ihrer
Krankheit wird es mit der Zeit wohl besser
werden, Sie müssen nur nicht die Hoffnung
verlieren, denn die Hoffnung ist die beste Arz-
ney. -- Wenn Sie aber wirklich die Schwind-
sucht hätten, so könnte diese Krankheit für
andre leicht ansteckend seyn; wenigstens sagt
man es so. Aber ich will doch morgen zu Ih-
nen kommen, aber Sie müssen auch hübsch hei-
ter und lustig seyn, denn wenn ich jemand sehe,
der weint, so werde ich gleich mit betrübt, und
nichts in der Welt fällt mir so zur Last, als
die Betrübniß. Man sollte nie betrübt seyn,
wenn man es möglich machen könnte, es ist so
nicht viel an dieser Welt, und wir müssen sie

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25.
Laura an Bianka.

Ich kann Sie heute unmoͤglich beſuchen, aber
morgen. Alle unſre Bekanntſchaften haben mich
verlaſſen und ich habe eine Zeitlang recht ein-
ſam gelebt; aber ſeit geſtern habe ich wieder
einen guten Freund angetroffen. — Mit Ihrer
Krankheit wird es mit der Zeit wohl beſſer
werden, Sie muͤſſen nur nicht die Hoffnung
verlieren, denn die Hoffnung iſt die beſte Arz-
ney. — Wenn Sie aber wirklich die Schwind-
ſucht haͤtten, ſo koͤnnte dieſe Krankheit fuͤr
andre leicht anſteckend ſeyn; wenigſtens ſagt
man es ſo. Aber ich will doch morgen zu Ih-
nen kommen, aber Sie muͤſſen auch huͤbſch hei-
ter und luſtig ſeyn, denn wenn ich jemand ſehe,
der weint, ſo werde ich gleich mit betruͤbt, und
nichts in der Welt faͤllt mir ſo zur Laſt, als
die Betruͤbniß. Man ſollte nie betruͤbt ſeyn,
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nicht viel an dieſer Welt, und wir muͤſſen ſie

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[227/0234] 25. Laura an Bianka. Ich kann Sie heute unmoͤglich beſuchen, aber morgen. Alle unſre Bekanntſchaften haben mich verlaſſen und ich habe eine Zeitlang recht ein- ſam gelebt; aber ſeit geſtern habe ich wieder einen guten Freund angetroffen. — Mit Ihrer Krankheit wird es mit der Zeit wohl beſſer werden, Sie muͤſſen nur nicht die Hoffnung verlieren, denn die Hoffnung iſt die beſte Arz- ney. — Wenn Sie aber wirklich die Schwind- ſucht haͤtten, ſo koͤnnte dieſe Krankheit fuͤr andre leicht anſteckend ſeyn; wenigſtens ſagt man es ſo. Aber ich will doch morgen zu Ih- nen kommen, aber Sie muͤſſen auch huͤbſch hei- ter und luſtig ſeyn, denn wenn ich jemand ſehe, der weint, ſo werde ich gleich mit betruͤbt, und nichts in der Welt faͤllt mir ſo zur Laſt, als die Betruͤbniß. Man ſollte nie betruͤbt ſeyn, wenn man es moͤglich machen koͤnnte, es iſt ſo nicht viel an dieſer Welt, und wir muͤſſen ſie P 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/234>, abgerufen am 26.11.2024.