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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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ernsthaft, und doch ist es wahr. Wie zittert
der Sünder vor dem Tage seiner Hinrichtung
-- und kann einer von uns diesem Schicksale
entgehn? -- Ach, das Leben ist verächtlich und
fürchterlich, aber der Tod ist entsetzlich und
abscheulich; der arme, geängstigte Mensch steht
in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei-
fen soll. -- Wie kaltblütig uns die Dichter
immer Sterbliche! anreden, und wie wenig
wir selbst meistentheils dabey empfinden!


ernſthaft, und doch iſt es wahr. Wie zittert
der Suͤnder vor dem Tage ſeiner Hinrichtung
— und kann einer von uns dieſem Schickſale
entgehn? — Ach, das Leben iſt veraͤchtlich und
fuͤrchterlich, aber der Tod iſt entſetzlich und
abſcheulich; der arme, geaͤngſtigte Menſch ſteht
in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei-
fen ſoll. — Wie kaltbluͤtig uns die Dichter
immer Sterbliche! anreden, und wie wenig
wir ſelbſt meiſtentheils dabey empfinden!


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[196/0203] ernſthaft, und doch iſt es wahr. Wie zittert der Suͤnder vor dem Tage ſeiner Hinrichtung — und kann einer von uns dieſem Schickſale entgehn? — Ach, das Leben iſt veraͤchtlich und fuͤrchterlich, aber der Tod iſt entſetzlich und abſcheulich; der arme, geaͤngſtigte Menſch ſteht in der Mitte und weiß nicht, wonach er grei- fen ſoll. — Wie kaltbluͤtig uns die Dichter immer Sterbliche! anreden, und wie wenig wir ſelbſt meiſtentheils dabey empfinden!

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/203>, abgerufen am 22.11.2024.