schlimmers daraus entstehn, als daß diese Nei- gung zum Forschen, dieser Trieb nach dem Un- endlichen, ja diese Furcht vor uns selber schon in uns ist. Was kann von außen zu meiner Seele hinzukommen; und wie klein heißt das von mir selber denken, daß eine Gedankenreihe, ein Mechanismus meines Gehirns, mich ver- derben könne? Es ist die Furcht der Kinder, die sich scheuen, den Namen Satans auszuspre- chen, weil er ihnen unmittelbar darauf erschei- nen könnte. Man bekämpfe Gedanken durch Gedanken und sehe dann, welche als Sieger zu- rückbleiben.
Ich komme jetzt nach Rom, aber ich bitte Sie, nicht weiter mit mir darüber zu sprechen, denn ich werde immer dieser Meinung bleiben. --
ſchlimmers daraus entſtehn, als daß dieſe Nei- gung zum Forſchen, dieſer Trieb nach dem Un- endlichen, ja dieſe Furcht vor uns ſelber ſchon in uns iſt. Was kann von außen zu meiner Seele hinzukommen; und wie klein heißt das von mir ſelber denken, daß eine Gedankenreihe, ein Mechanismus meines Gehirns, mich ver- derben koͤnne? Es iſt die Furcht der Kinder, die ſich ſcheuen, den Namen Satans auszuſpre- chen, weil er ihnen unmittelbar darauf erſchei- nen koͤnnte. Man bekaͤmpfe Gedanken durch Gedanken und ſehe dann, welche als Sieger zu- ruͤckbleiben.
Ich komme jetzt nach Rom, aber ich bitte Sie, nicht weiter mit mir daruͤber zu ſprechen, denn ich werde immer dieſer Meinung bleiben. —
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ſchlimmers daraus entſtehn, als daß dieſe Nei-
gung zum Forſchen, dieſer Trieb nach dem Un-
endlichen, ja dieſe Furcht vor uns ſelber ſchon
in uns iſt. Was kann von außen zu meiner
Seele hinzukommen; und wie klein heißt das
von mir ſelber denken, daß eine Gedankenreihe,
ein Mechanismus meines Gehirns, mich ver-
derben koͤnne? Es iſt die Furcht der Kinder,
die ſich ſcheuen, den Namen Satans auszuſpre-
chen, weil er ihnen unmittelbar darauf erſchei-
nen koͤnnte. Man bekaͤmpfe Gedanken durch
Gedanken und ſehe dann, welche als Sieger zu-
ruͤckbleiben.
Ich komme jetzt nach Rom, aber ich bitte
Sie, nicht weiter mit mir daruͤber zu ſprechen,
denn ich werde immer dieſer Meinung bleiben. —
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/197>, abgerufen am 18.12.2024.
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