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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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bern regiert werden, jetzt aber von jedermann.
Kinder haben ihn in den Händen und werfen
sich ihn abwechselnd, wie ein Spielzeug, zu.
Wer ihm schmeichelt, ist sein Freund, und selbst
wenn er das Grobe, das Unzusammenhängende
in der Schmeicheley bemerkt, so beleidigt sie
ihn doch nicht, er läßt sich freywillig fangen,
er glaubt selbst an alle Vortrefflichkeiten, die
ihm der unverschämteste Poet in einem Geburts-
tagsgedichte beylegt. Er ist eine Blume, die
von allen Insekten ausgesogen wird, er denkt
über sich selbst nie mehr nach, sondern hat sich
völlig unter fremden Urtheilen gebeugt, er kennt
sich selbst nur vom Hörensagen, und meint, an-
dre Leute hätten für unsre Vorzüge und Fehler
ein schärferes Auge, als wir selbst. Der größte
Dummkopf kann dann diese Maschine zu sei-
nem Vortheile regieren, und der klügere Mensch
wird die ganze Welt nur für eine große Fabrik
ansehn, in der diese Maschinen hingestellt sind,
und die er zu seinem Vortheile in den Gang
bringen muß.

Ich will fort, und zu Ihnen zurückkehren,
ich brenne vor Begierde, von Andrea mehr zu

bern regiert werden, jetzt aber von jedermann.
Kinder haben ihn in den Haͤnden und werfen
ſich ihn abwechſelnd, wie ein Spielzeug, zu.
Wer ihm ſchmeichelt, iſt ſein Freund, und ſelbſt
wenn er das Grobe, das Unzuſammenhaͤngende
in der Schmeicheley bemerkt, ſo beleidigt ſie
ihn doch nicht, er laͤßt ſich freywillig fangen,
er glaubt ſelbſt an alle Vortrefflichkeiten, die
ihm der unverſchaͤmteſte Poet in einem Geburts-
tagsgedichte beylegt. Er iſt eine Blume, die
von allen Inſekten ausgeſogen wird, er denkt
uͤber ſich ſelbſt nie mehr nach, ſondern hat ſich
voͤllig unter fremden Urtheilen gebeugt, er kennt
ſich ſelbſt nur vom Hoͤrenſagen, und meint, an-
dre Leute haͤtten fuͤr unſre Vorzuͤge und Fehler
ein ſchaͤrferes Auge, als wir ſelbſt. Der groͤßte
Dummkopf kann dann dieſe Maſchine zu ſei-
nem Vortheile regieren, und der kluͤgere Menſch
wird die ganze Welt nur fuͤr eine große Fabrik
anſehn, in der dieſe Maſchinen hingeſtellt ſind,
und die er zu ſeinem Vortheile in den Gang
bringen muß.

Ich will fort, und zu Ihnen zuruͤckkehren,
ich brenne vor Begierde, von Andrea mehr zu

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[148/0155] bern regiert werden, jetzt aber von jedermann. Kinder haben ihn in den Haͤnden und werfen ſich ihn abwechſelnd, wie ein Spielzeug, zu. Wer ihm ſchmeichelt, iſt ſein Freund, und ſelbſt wenn er das Grobe, das Unzuſammenhaͤngende in der Schmeicheley bemerkt, ſo beleidigt ſie ihn doch nicht, er laͤßt ſich freywillig fangen, er glaubt ſelbſt an alle Vortrefflichkeiten, die ihm der unverſchaͤmteſte Poet in einem Geburts- tagsgedichte beylegt. Er iſt eine Blume, die von allen Inſekten ausgeſogen wird, er denkt uͤber ſich ſelbſt nie mehr nach, ſondern hat ſich voͤllig unter fremden Urtheilen gebeugt, er kennt ſich ſelbſt nur vom Hoͤrenſagen, und meint, an- dre Leute haͤtten fuͤr unſre Vorzuͤge und Fehler ein ſchaͤrferes Auge, als wir ſelbſt. Der groͤßte Dummkopf kann dann dieſe Maſchine zu ſei- nem Vortheile regieren, und der kluͤgere Menſch wird die ganze Welt nur fuͤr eine große Fabrik anſehn, in der dieſe Maſchinen hingeſtellt ſind, und die er zu ſeinem Vortheile in den Gang bringen muß. Ich will fort, und zu Ihnen zuruͤckkehren, ich brenne vor Begierde, von Andrea mehr zu

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/155>, abgerufen am 22.11.2024.