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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796.

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immer zu und unaufhaltsam fortzureißen: wo-
hin? -- daran denkt man nur, wenn man wie-
der Schritt vor Schritt weiter schleicht.

Ich sehne mich jetzt oft nach der Einsamkeit,
denn ich bin mit den Menschen zu bekannt, als
daß sie noch Interesse für mich haben könnten.
Sie täuschen mich nicht mehr und alles Ver-
gnügen an diesem Schauspiele ist dahin, es er-
scheint mir fade und abgeschmackt. Die Men-
schen sind weit besser dran, die sich und ihre
sogenannten Brüder noch gar nicht kennen, denn
ihnen sieht das Leben bunt und angenehm aus,
sie trauen jedem und werden von jedem betro-
gen; eine Ueberraschung folgt dicht auf die an-
dere, und sie bleiben in einer beständigen Ver-
wickelung, in einem unaufhörlichen Erstaunen.
-- Aber jetzt lächle ich und drücke die Hand,
ich mache Gebehrden, wie man es verlangt,
und sammle andre von andern ein und doch bin
ich dabey nicht beschäftigt. Ich schwöre, wie
die übrigen, auf tausend Sachen, und weiß
nicht, wovon die Rede ist, ich bejahe und ver-
neine und bin dieser und dann wieder jener, ei-
ne Kugel, die sich nach allen Seiten wenden
kann, -- aber wie langweilig, wie zuwider ist

Lovell, 3r Bd. K

immer zu und unaufhaltſam fortzureißen: wo-
hin? — daran denkt man nur, wenn man wie-
der Schritt vor Schritt weiter ſchleicht.

Ich ſehne mich jetzt oft nach der Einſamkeit,
denn ich bin mit den Menſchen zu bekannt, als
daß ſie noch Intereſſe fuͤr mich haben koͤnnten.
Sie taͤuſchen mich nicht mehr und alles Ver-
gnuͤgen an dieſem Schauſpiele iſt dahin, es er-
ſcheint mir fade und abgeſchmackt. Die Men-
ſchen ſind weit beſſer dran, die ſich und ihre
ſogenannten Bruͤder noch gar nicht kennen, denn
ihnen ſieht das Leben bunt und angenehm aus,
ſie trauen jedem und werden von jedem betro-
gen; eine Ueberraſchung folgt dicht auf die an-
dere, und ſie bleiben in einer beſtaͤndigen Ver-
wickelung, in einem unaufhoͤrlichen Erſtaunen.
— Aber jetzt laͤchle ich und druͤcke die Hand,
ich mache Gebehrden, wie man es verlangt,
und ſammle andre von andern ein und doch bin
ich dabey nicht beſchaͤftigt. Ich ſchwoͤre, wie
die uͤbrigen, auf tauſend Sachen, und weiß
nicht, wovon die Rede iſt, ich bejahe und ver-
neine und bin dieſer und dann wieder jener, ei-
ne Kugel, die ſich nach allen Seiten wenden
kann, — aber wie langweilig, wie zuwider iſt

Lovell, 3r Bd. K
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[145/0152] immer zu und unaufhaltſam fortzureißen: wo- hin? — daran denkt man nur, wenn man wie- der Schritt vor Schritt weiter ſchleicht. Ich ſehne mich jetzt oft nach der Einſamkeit, denn ich bin mit den Menſchen zu bekannt, als daß ſie noch Intereſſe fuͤr mich haben koͤnnten. Sie taͤuſchen mich nicht mehr und alles Ver- gnuͤgen an dieſem Schauſpiele iſt dahin, es er- ſcheint mir fade und abgeſchmackt. Die Men- ſchen ſind weit beſſer dran, die ſich und ihre ſogenannten Bruͤder noch gar nicht kennen, denn ihnen ſieht das Leben bunt und angenehm aus, ſie trauen jedem und werden von jedem betro- gen; eine Ueberraſchung folgt dicht auf die an- dere, und ſie bleiben in einer beſtaͤndigen Ver- wickelung, in einem unaufhoͤrlichen Erſtaunen. — Aber jetzt laͤchle ich und druͤcke die Hand, ich mache Gebehrden, wie man es verlangt, und ſammle andre von andern ein und doch bin ich dabey nicht beſchaͤftigt. Ich ſchwoͤre, wie die uͤbrigen, auf tauſend Sachen, und weiß nicht, wovon die Rede iſt, ich bejahe und ver- neine und bin dieſer und dann wieder jener, ei- ne Kugel, die ſich nach allen Seiten wenden kann, — aber wie langweilig, wie zuwider iſt Lovell, 3r Bd. K

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 145. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/152>, abgerufen am 22.11.2024.