fernsten Erinnerungen gingen durch meinen Kopf -- o Lovell, -- Unglücklicher, -- lieber Lovell! rief ich ihm laut nach, denn er war schon da- von geeilt. --
O was empfand ich nun, liebste Emilie! -- Ich habe so oft gewünscht ihn nur noch ein- mahl zu sehen, und nun kömmt er und verschwin- det in demselben Augenblicke wieder. -- Warum hab' ich ihm nicht manches sagen können, was ich schon seit so langer Zeit auf dem Herzen habe? -- Warum ist er hieher gekommen, und durch welchen Zufall muß er es gerade seyn der mich rettet? -- Ich habe ihm nicht einmahl danken können, -- ach! ich habe viel deswegen geweint, daß ich ihn nicht gesprochen habe.
Die Bedienten trugen mich in's Garten- haus; ein schreckliches Gewitter tobte jetzt in der Luft; alles vereinigte sich, mich zu be- trüben.
Die arme Charlotte hat man in einem Zim- mer todt gefunden; o wie bemitleide ich sie, da ich selbst das Schreckliche ihrer Lage em-
fernſten Erinnerungen gingen durch meinen Kopf — o Lovell, — Ungluͤcklicher, — lieber Lovell! rief ich ihm laut nach, denn er war ſchon da- von geeilt. —
O was empfand ich nun, liebſte Emilie! — Ich habe ſo oft gewuͤnſcht ihn nur noch ein- mahl zu ſehen, und nun koͤmmt er und verſchwin- det in demſelben Augenblicke wieder. — Warum hab' ich ihm nicht manches ſagen koͤnnen, was ich ſchon ſeit ſo langer Zeit auf dem Herzen habe? — Warum iſt er hieher gekommen, und durch welchen Zufall muß er es gerade ſeyn der mich rettet? — Ich habe ihm nicht einmahl danken koͤnnen, — ach! ich habe viel deswegen geweint, daß ich ihn nicht geſprochen habe.
Die Bedienten trugen mich in's Garten- haus; ein ſchreckliches Gewitter tobte jetzt in der Luft; alles vereinigte ſich, mich zu be- truͤben.
Die arme Charlotte hat man in einem Zim- mer todt gefunden; o wie bemitleide ich ſie, da ich ſelbſt das Schreckliche ihrer Lage em-
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fernſten Erinnerungen gingen durch meinen Kopf
— o Lovell, — Ungluͤcklicher, — lieber Lovell!
rief ich ihm laut nach, denn er war ſchon da-
von geeilt. —
O was empfand ich nun, liebſte Emilie!
— Ich habe ſo oft gewuͤnſcht ihn nur noch ein-
mahl zu ſehen, und nun koͤmmt er und verſchwin-
det in demſelben Augenblicke wieder. — Warum
hab' ich ihm nicht manches ſagen koͤnnen, was ich
ſchon ſeit ſo langer Zeit auf dem Herzen habe?
— Warum iſt er hieher gekommen, und durch
welchen Zufall muß er es gerade ſeyn der mich
rettet? — Ich habe ihm nicht einmahl danken
koͤnnen, — ach! ich habe viel deswegen geweint,
daß ich ihn nicht geſprochen habe.
Die Bedienten trugen mich in's Garten-
haus; ein ſchreckliches Gewitter tobte jetzt in
der Luft; alles vereinigte ſich, mich zu be-
truͤben.
Die arme Charlotte hat man in einem Zim-
mer todt gefunden; o wie bemitleide ich ſie,
da ich ſelbſt das Schreckliche ihrer Lage em-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/144>, abgerufen am 23.11.2024.
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