eines Brandes und ein Nebengebäude rauchte selbst jetzt noch. Amalie war krank.
Ich erfuhr, daß an dem Abend meiner Ab- wesenheit wirklich Feuer ausgekommen, das aber bald durch die Anstalten und durch einen einfal- lenden Regenguß gelöscht worden sey. Amalie war als noch niemand weiter das Feuer bemerkt hatte, von einem Fremden gerettet, den niemand weiter nachher gesehn hatte.
Das Ganze erhielt aber noch ein weit aben- theurlicheres Ansehn, als man jetzt die erstickte Charlotte fand, die sich in der Angst oder Zer- streuung aus einer verschlossenen Thüre nicht hatte retten können, ob sie gleich den Schlüssel in der Tasche hatte. Man fand zugleich eine Brieftasche bey ihr, die ich untersuchte, und zu meinem Erstaunen aus einigen Papieren sah, daß eben diese häßliche Charlotte die Comtesse Blainville war, die ich in Paris gekannt hatte. -- Seit dieser Entdeckung habe ich allerhand seltsame Vermuthungen, die auf der einen Seite aber so unwahrscheinlich sind, daß ich sie Ihnen nicht einmahl mittheilen mag. -- Ich danke Gott, daß derganze Vorfall sich noch so glücklich geendigt hat.
eines Brandes und ein Nebengebaͤude rauchte ſelbſt jetzt noch. Amalie war krank.
Ich erfuhr, daß an dem Abend meiner Ab- weſenheit wirklich Feuer ausgekommen, das aber bald durch die Anſtalten und durch einen einfal- lenden Regenguß geloͤſcht worden ſey. Amalie war als noch niemand weiter das Feuer bemerkt hatte, von einem Fremden gerettet, den niemand weiter nachher geſehn hatte.
Das Ganze erhielt aber noch ein weit aben- theurlicheres Anſehn, als man jetzt die erſtickte Charlotte fand, die ſich in der Angſt oder Zer- ſtreuung aus einer verſchloſſenen Thuͤre nicht hatte retten koͤnnen, ob ſie gleich den Schluͤſſel in der Taſche hatte. Man fand zugleich eine Brieftaſche bey ihr, die ich unterſuchte, und zu meinem Erſtaunen aus einigen Papieren ſah, daß eben dieſe haͤßliche Charlotte die Comteſſe Blainville war, die ich in Paris gekannt hatte. — Seit dieſer Entdeckung habe ich allerhand ſeltſame Vermuthungen, die auf der einen Seite aber ſo unwahrſcheinlich ſind, daß ich ſie Ihnen nicht einmahl mittheilen mag. — Ich danke Gott, daß derganze Vorfall ſich noch ſo gluͤcklich geendigt hat.
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[133/0140]
eines Brandes und ein Nebengebaͤude rauchte
ſelbſt jetzt noch. Amalie war krank.
Ich erfuhr, daß an dem Abend meiner Ab-
weſenheit wirklich Feuer ausgekommen, das aber
bald durch die Anſtalten und durch einen einfal-
lenden Regenguß geloͤſcht worden ſey. Amalie
war als noch niemand weiter das Feuer bemerkt
hatte, von einem Fremden gerettet, den niemand
weiter nachher geſehn hatte.
Das Ganze erhielt aber noch ein weit aben-
theurlicheres Anſehn, als man jetzt die erſtickte
Charlotte fand, die ſich in der Angſt oder Zer-
ſtreuung aus einer verſchloſſenen Thuͤre nicht
hatte retten koͤnnen, ob ſie gleich den Schluͤſſel
in der Taſche hatte. Man fand zugleich eine
Brieftaſche bey ihr, die ich unterſuchte, und zu
meinem Erſtaunen aus einigen Papieren ſah,
daß eben dieſe haͤßliche Charlotte die Comteſſe
Blainville war, die ich in Paris gekannt hatte.
— Seit dieſer Entdeckung habe ich allerhand
ſeltſame Vermuthungen, die auf der einen
Seite aber ſo unwahrſcheinlich ſind, daß ich ſie
Ihnen nicht einmahl mittheilen mag. — Ich
danke Gott, daß derganze Vorfall ſich noch
ſo gluͤcklich geendigt hat.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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