gleitet mich allenthalben. Die Verächtlichkeit der Welt liegt in ihrer größten Betrübniß vor mir, ich stoße sie nur um so geringschätzender von mir, je wunderbarer ich mir selbst erschei- ne. Durch meine Ahndungen und seltsamen Gefühle, hat er mich vom Daseyn einer frem- den Geisterwelt überzeugt, ich habe eigenmäch- tig meinen Zweifeln ein Ziel gesetzt, und ich freue mich jetzt innig, daß ich auf irgend eine Art mit unbegreiflichen Wesen zusammenhänge, und künftig mit ihnen in eine noch vertrautere Bekanntschaft treten werde. Unaufhörlich be- gleitet mich diese Ueberzeugung, und alle Gegen- stände umher erscheinen mir nur als leere For- men, als wesenlose Dinge. Ich errege oft jene geheimen unbegreiflichen Gefühle in mir, in der Nacht, oder in der Einsamkeit, jene seltsamen schauernden Ahndungen die uns unwiderstehlich wunderbaren Mächten entgegen drängen. So, Freund, ist die Welt mir in manchen Stunden nichts, als ein buntes, bestandloses Schatten- spiel, Wogen die den Bach hinunterlaufen oh- ne zu wissen wohin.
Alle betrübten Stunden die ich hier in Eng- land erleben werde, stehen gleichsam noch hin-
gleitet mich allenthalben. Die Veraͤchtlichkeit der Welt liegt in ihrer groͤßten Betruͤbniß vor mir, ich ſtoße ſie nur um ſo geringſchaͤtzender von mir, je wunderbarer ich mir ſelbſt erſchei- ne. Durch meine Ahndungen und ſeltſamen Gefuͤhle, hat er mich vom Daſeyn einer frem- den Geiſterwelt uͤberzeugt, ich habe eigenmaͤch- tig meinen Zweifeln ein Ziel geſetzt, und ich freue mich jetzt innig, daß ich auf irgend eine Art mit unbegreiflichen Weſen zuſammenhaͤnge, und kuͤnftig mit ihnen in eine noch vertrautere Bekanntſchaft treten werde. Unaufhoͤrlich be- gleitet mich dieſe Ueberzeugung, und alle Gegen- ſtaͤnde umher erſcheinen mir nur als leere For- men, als weſenloſe Dinge. Ich errege oft jene geheimen unbegreiflichen Gefuͤhle in mir, in der Nacht, oder in der Einſamkeit, jene ſeltſamen ſchauernden Ahndungen die uns unwiderſtehlich wunderbaren Maͤchten entgegen draͤngen. So, Freund, iſt die Welt mir in manchen Stunden nichts, als ein buntes, beſtandloſes Schatten- ſpiel, Wogen die den Bach hinunterlaufen oh- ne zu wiſſen wohin.
Alle betruͤbten Stunden die ich hier in Eng- land erleben werde, ſtehen gleichſam noch hin-
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gleitet mich allenthalben. Die Veraͤchtlichkeit
der Welt liegt in ihrer groͤßten Betruͤbniß vor
mir, ich ſtoße ſie nur um ſo geringſchaͤtzender
von mir, je wunderbarer ich mir ſelbſt erſchei-
ne. Durch meine Ahndungen und ſeltſamen
Gefuͤhle, hat er mich vom Daſeyn einer frem-
den Geiſterwelt uͤberzeugt, ich habe eigenmaͤch-
tig meinen Zweifeln ein Ziel geſetzt, und ich
freue mich jetzt innig, daß ich auf irgend eine
Art mit unbegreiflichen Weſen zuſammenhaͤnge,
und kuͤnftig mit ihnen in eine noch vertrautere
Bekanntſchaft treten werde. Unaufhoͤrlich be-
gleitet mich dieſe Ueberzeugung, und alle Gegen-
ſtaͤnde umher erſcheinen mir nur als leere For-
men, als weſenloſe Dinge. Ich errege oft jene
geheimen unbegreiflichen Gefuͤhle in mir, in der
Nacht, oder in der Einſamkeit, jene ſeltſamen
ſchauernden Ahndungen die uns unwiderſtehlich
wunderbaren Maͤchten entgegen draͤngen. So,
Freund, iſt die Welt mir in manchen Stunden
nichts, als ein buntes, beſtandloſes Schatten-
ſpiel, Wogen die den Bach hinunterlaufen oh-
ne zu wiſſen wohin.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 3. Berlin u. a., 1796, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell03_1796/13>, abgerufen am 23.11.2024.
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