was thut man nicht alles, um nur eines solchen Lärmens los zu werden?
Ich sprach den jungen Burton, den Vater und Emilien. -- Sie ist doch sehr schön, und so gut, so liebenswürdig! Ist es hier Sünde, wenn man wünscht? -- Alle Federn meines Wesens haben neue Spannkraft erhalten, ich denke mit Schrecken an meinen Aufenthalt in Schottland. Hier leb' ich doch, noch hab' ich nicht ein einzigmal gegähnt; die Stunden verfliegen mir wie Minuten, und ich erobre ein Lächeln, einen freundlichen Blick nach dem an- dern von Emilien! -- O heiliger Lovell, stehe mir in meiner Liebe bei! -- Eduard hat mir seltsame Sachen von ihm erzählt, er muß sich sehr geändert haben; indeß ich gebe auf diese Aenderungen nicht viel, je mehr er auf der an- dern Seite übertreibt, um so eher kann er zu derselben Narrheit zurück kommen, in der er ehmals zu Hause war. -- Ich kann mir aber jetzt seinen ehmaligen Zustand recht lebhaft den- ken, ich habe ihm damals doch etwas Unrecht gethan.
Emilie scheint sehr auf sich Acht zu geben; ich kann manchmal nicht klug daraus werden,
Lovell. 2r Bd. D
was thut man nicht alles, um nur eines ſolchen Laͤrmens los zu werden?
Ich ſprach den jungen Burton, den Vater und Emilien. — Sie iſt doch ſehr ſchoͤn, und ſo gut, ſo liebenswuͤrdig! Iſt es hier Suͤnde, wenn man wuͤnſcht? — Alle Federn meines Weſens haben neue Spannkraft erhalten, ich denke mit Schrecken an meinen Aufenthalt in Schottland. Hier leb’ ich doch, noch hab’ ich nicht ein einzigmal gegaͤhnt; die Stunden verfliegen mir wie Minuten, und ich erobre ein Laͤcheln, einen freundlichen Blick nach dem an- dern von Emilien! — O heiliger Lovell, ſtehe mir in meiner Liebe bei! — Eduard hat mir ſeltſame Sachen von ihm erzaͤhlt, er muß ſich ſehr geaͤndert haben; indeß ich gebe auf dieſe Aenderungen nicht viel, je mehr er auf der an- dern Seite uͤbertreibt, um ſo eher kann er zu derſelben Narrheit zuruͤck kommen, in der er ehmals zu Hauſe war. — Ich kann mir aber jetzt ſeinen ehmaligen Zuſtand recht lebhaft den- ken, ich habe ihm damals doch etwas Unrecht gethan.
Emilie ſcheint ſehr auf ſich Acht zu geben; ich kann manchmal nicht klug daraus werden,
Lovell. 2r Bd. D
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was thut man nicht alles, um nur eines ſolchen
Laͤrmens los zu werden?
Ich ſprach den jungen Burton, den Vater
und Emilien. — Sie iſt doch ſehr ſchoͤn, und
ſo gut, ſo liebenswuͤrdig! Iſt es hier Suͤnde,
wenn man wuͤnſcht? — Alle Federn meines
Weſens haben neue Spannkraft erhalten, ich
denke mit Schrecken an meinen Aufenthalt
in Schottland. Hier leb’ ich doch, noch hab’
ich nicht ein einzigmal gegaͤhnt; die Stunden
verfliegen mir wie Minuten, und ich erobre ein
Laͤcheln, einen freundlichen Blick nach dem an-
dern von Emilien! — O heiliger Lovell, ſtehe
mir in meiner Liebe bei! — Eduard hat mir
ſeltſame Sachen von ihm erzaͤhlt, er muß ſich
ſehr geaͤndert haben; indeß ich gebe auf dieſe
Aenderungen nicht viel, je mehr er auf der an-
dern Seite uͤbertreibt, um ſo eher kann er zu
derſelben Narrheit zuruͤck kommen, in der er
ehmals zu Hauſe war. — Ich kann mir aber
jetzt ſeinen ehmaligen Zuſtand recht lebhaft den-
ken, ich habe ihm damals doch etwas Unrecht
gethan.
Emilie ſcheint ſehr auf ſich Acht zu geben;
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/55>, abgerufen am 24.11.2024.
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