Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.Ich bin wieder gesund gewesen und dachte Sollte ich Dir doch vielleicht unrecht ge- Ich fühle mich freundlicher nach meinem Das Leben und alles darin ist nichts, alles Ich bin wieder geſund geweſen und dachte Sollte ich Dir doch vielleicht unrecht ge- Ich fuͤhle mich freundlicher nach meinem Das Leben und alles darin iſt nichts, alles <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0433" n="427"/> <p>Ich bin wieder geſund geweſen und dachte<lb/> es wuͤrde nun Jahre lang ſo bleiben, und doch<lb/> bin ich nun von neuem krank geworden. Eine<lb/> ſeltſame Wehmuͤthigkeit hat mich ergriffen.<lb/> Der Menſch haͤngt mit allen ſeinen Ideen bloß<lb/> von ſeinem Koͤrper ab.</p><lb/> <p>Sollte ich Dir doch vielleicht unrecht ge-<lb/> than haben, alter Lovell? — Warum richtet<lb/> ſich mein Gedanke ſo unaufhoͤrlich nach Dir<lb/> hin, wie die Magnetnadel nach Norden? —<lb/> Ich habe Dir vergeben, vergieb Du mir auch,<lb/> unſre Spiele und Kaͤmpfe ſind jetzt geendigt.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Ich fuͤhle mich freundlicher nach meinem<lb/> Sohne und nach allen Menſchen hingezogen. —<lb/> Wer weiß, in welchem geſundern Theile mei-<lb/> nes Koͤrpers meine vorige Empfindung lag, wer<lb/> weiß, aus welchem ungeaͤnderten meine jetzige<lb/> entſpringt!</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p>Das Leben und alles darin iſt nichts, alles<lb/> iſt veraͤchtlich und ſelbſt, daß man die Veraͤcht-<lb/> lichkeit bemerkt. — — —</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [427/0433]
Ich bin wieder geſund geweſen und dachte
es wuͤrde nun Jahre lang ſo bleiben, und doch
bin ich nun von neuem krank geworden. Eine
ſeltſame Wehmuͤthigkeit hat mich ergriffen.
Der Menſch haͤngt mit allen ſeinen Ideen bloß
von ſeinem Koͤrper ab.
Sollte ich Dir doch vielleicht unrecht ge-
than haben, alter Lovell? — Warum richtet
ſich mein Gedanke ſo unaufhoͤrlich nach Dir
hin, wie die Magnetnadel nach Norden? —
Ich habe Dir vergeben, vergieb Du mir auch,
unſre Spiele und Kaͤmpfe ſind jetzt geendigt.
Ich fuͤhle mich freundlicher nach meinem
Sohne und nach allen Menſchen hingezogen. —
Wer weiß, in welchem geſundern Theile mei-
nes Koͤrpers meine vorige Empfindung lag, wer
weiß, aus welchem ungeaͤnderten meine jetzige
entſpringt!
Das Leben und alles darin iſt nichts, alles
iſt veraͤchtlich und ſelbſt, daß man die Veraͤcht-
lichkeit bemerkt. — — —
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