fand, daß ich mich ungemein bessere. Mit Selbst- zufriedenheit verließ er mich und ich konnt' es nicht unterlassen, ihm nach unsrer feierlichen Unterhaltung ein so lautes Gelächter nachzu- schicken, daß er sich erblassend umsah und wie- der alle Hofnung verloren gab.
Ich habe ehedem einen Menschen gekannt, der taub, stumm und blind war. Keine Seele schien sich in ihm zu offenbaren, und er war vielleicht der Weiseste unter den Sterblichen.
Rosa hält sich für sehr klug und sieht mich immer mit Mitleid an, und ich möchte nicht er seyn; ein Narr, den jeder Blick eines Mäd- chens entzückt, der immer, wenn er spricht, Epi- gramme drechselt und seine Worte nur für ein dankbares Lächeln verkauft; dessen Lebenslauf kleine Zirkel sind, die er unaufhörlich von neuem durchläuft. Wenn er stirbt, wird ihm die Schaam gewiß am meisten weh thun, daß er ordentlich verwesen muß.
Ich wohne jetzt in meinem Garten vor dem Thore. Wie auf der See treiben meine Ge- danken ungestüm hin und wieder, ich fürchte mich vor dem blauen gewölbten Himmel über mir, der dort gebogen wie ein Schild über der
fand, daß ich mich ungemein beſſere. Mit Selbſt- zufriedenheit verließ er mich und ich konnt’ es nicht unterlaſſen, ihm nach unſrer feierlichen Unterhaltung ein ſo lautes Gelaͤchter nachzu- ſchicken, daß er ſich erblaſſend umſah und wie- der alle Hofnung verloren gab.
Ich habe ehedem einen Menſchen gekannt, der taub, ſtumm und blind war. Keine Seele ſchien ſich in ihm zu offenbaren, und er war vielleicht der Weiſeſte unter den Sterblichen.
Roſa haͤlt ſich fuͤr ſehr klug und ſieht mich immer mit Mitleid an, und ich moͤchte nicht er ſeyn; ein Narr, den jeder Blick eines Maͤd- chens entzuͤckt, der immer, wenn er ſpricht, Epi- gramme drechſelt und ſeine Worte nur fuͤr ein dankbares Laͤcheln verkauft; deſſen Lebenslauf kleine Zirkel ſind, die er unaufhoͤrlich von neuem durchlaͤuft. Wenn er ſtirbt, wird ihm die Schaam gewiß am meiſten weh thun, daß er ordentlich verweſen muß.
Ich wohne jetzt in meinem Garten vor dem Thore. Wie auf der See treiben meine Ge- danken ungeſtuͤm hin und wieder, ich fuͤrchte mich vor dem blauen gewoͤlbten Himmel uͤber mir, der dort gebogen wie ein Schild uͤber der
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fand, daß ich mich ungemein beſſere. Mit Selbſt-
zufriedenheit verließ er mich und ich konnt’ es
nicht unterlaſſen, ihm nach unſrer feierlichen
Unterhaltung ein ſo lautes Gelaͤchter nachzu-
ſchicken, daß er ſich erblaſſend umſah und wie-
der alle Hofnung verloren gab.
Ich habe ehedem einen Menſchen gekannt,
der taub, ſtumm und blind war. Keine Seele
ſchien ſich in ihm zu offenbaren, und er war
vielleicht der Weiſeſte unter den Sterblichen.
Roſa haͤlt ſich fuͤr ſehr klug und ſieht mich
immer mit Mitleid an, und ich moͤchte nicht
er ſeyn; ein Narr, den jeder Blick eines Maͤd-
chens entzuͤckt, der immer, wenn er ſpricht, Epi-
gramme drechſelt und ſeine Worte nur fuͤr ein
dankbares Laͤcheln verkauft; deſſen Lebenslauf
kleine Zirkel ſind, die er unaufhoͤrlich von neuem
durchlaͤuft. Wenn er ſtirbt, wird ihm die
Schaam gewiß am meiſten weh thun, daß er
ordentlich verweſen muß.
Ich wohne jetzt in meinem Garten vor dem
Thore. Wie auf der See treiben meine Ge-
danken ungeſtuͤm hin und wieder, ich fuͤrchte
mich vor dem blauen gewoͤlbten Himmel uͤber
mir, der dort gebogen wie ein Schild uͤber der
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/43>, abgerufen am 24.11.2024.
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