in jeder Woche etwas niederschreiben, wenn ich nicht zu träge wäre.
Warum sollt' ich nicht auf eine recht gute Art den empfindsamen Verliebten spielen kön- nen, da es viele Dichter giebt, die sich poe- tisch irgend eine Liebschaft ersinnen, um poeti- sche und herzrührende Verse darüber zu ma- chen? Meine Rolle ist bey weitem leichter, da ich doch einen wirklichen Gegenstand, und noch überdies mit einem reichen Vermögen ausgestat- tet, vor mir habe.
In meinem fünf und vierzigsten Jahre geschrieben.
Eine sonderbare Empfindung befällt mich, da ich dies alte, staubige Buch wieder in die Hände nehme und durchblättere. Ich kehre aus der Welt und zur Ruhe zurück, und finde hier nun die skizzirte Geschichte meiner Jugendideen. Manches finde ich noch wahr, und ohne daß ich es wußte, habe ich mir während meines ge- schäftigen Lebens den hier beschriebenen Charak, ter Cromwell's zum Muster gewählt. Gefiel mir dieser Character, weil verwandte Züge in
in jeder Woche etwas niederſchreiben, wenn ich nicht zu traͤge waͤre.
Warum ſollt’ ich nicht auf eine recht gute Art den empfindſamen Verliebten ſpielen koͤn- nen, da es viele Dichter giebt, die ſich poe- tiſch irgend eine Liebſchaft erſinnen, um poeti- ſche und herzruͤhrende Verſe daruͤber zu ma- chen? Meine Rolle iſt bey weitem leichter, da ich doch einen wirklichen Gegenſtand, und noch uͤberdies mit einem reichen Vermoͤgen ausgeſtat- tet, vor mir habe.
In meinem fuͤnf und vierzigſten Jahre geſchrieben.
Eine ſonderbare Empfindung befaͤllt mich, da ich dies alte, ſtaubige Buch wieder in die Haͤnde nehme und durchblaͤttere. Ich kehre aus der Welt und zur Ruhe zuruͤck, und finde hier nun die ſkizzirte Geſchichte meiner Jugendideen. Manches finde ich noch wahr, und ohne daß ich es wußte, habe ich mir waͤhrend meines ge- ſchaͤftigen Lebens den hier beſchriebenen Charak, ter Cromwell’s zum Muſter gewaͤhlt. Gefiel mir dieſer Character, weil verwandte Zuͤge in
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in jeder Woche etwas niederſchreiben, wenn ich
nicht zu traͤge waͤre.
Warum ſollt’ ich nicht auf eine recht gute
Art den empfindſamen Verliebten ſpielen koͤn-
nen, da es viele Dichter giebt, die ſich poe-
tiſch irgend eine Liebſchaft erſinnen, um poeti-
ſche und herzruͤhrende Verſe daruͤber zu ma-
chen? Meine Rolle iſt bey weitem leichter, da
ich doch einen wirklichen Gegenſtand, und noch
uͤberdies mit einem reichen Vermoͤgen ausgeſtat-
tet, vor mir habe.
In meinem fuͤnf und vierzigſten
Jahre geſchrieben.
Eine ſonderbare Empfindung befaͤllt mich,
da ich dies alte, ſtaubige Buch wieder in die
Haͤnde nehme und durchblaͤttere. Ich kehre aus
der Welt und zur Ruhe zuruͤck, und finde hier
nun die ſkizzirte Geſchichte meiner Jugendideen.
Manches finde ich noch wahr, und ohne daß
ich es wußte, habe ich mir waͤhrend meines ge-
ſchaͤftigen Lebens den hier beſchriebenen Charak,
ter Cromwell’s zum Muſter gewaͤhlt. Gefiel
mir dieſer Character, weil verwandte Zuͤge in
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/427>, abgerufen am 22.11.2024.
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