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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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10.
Einlage des vorigen Briefes.

Ja ja, Herr Wilkens ich habe Ihre Regeln
recht gut verstanden, und vielleicht besser als
Sie es glauben. Ihr ganzer Unterricht bezieht
sich am Ende dahin, daß ich die Sprache zu
meinem Nutzen gebrauchen lerne, und dann ist
der Mensch gebildet. Habe ich mich nicht noch
gestern an einem schwierigen Briefe üben müs-
sen, in welchem eine gut angebrachte captatio
benevolentiae,
gleich im Anfange mein Haupt
augenmerk seyn mußte?

Ich bin seit gestern gegen jedermann beson-
ders gegen die Bedienten sehr auf meiner Hut,
denn ich sehe in jedem freundlichen Gesichte, in
jedem ehrerbietigen Gruß nur eine captatio be-
nevolentiae
und gegen meinen Vater habe ich
sie selbst auf die glücklichste Art benutzt, denn
ich habe nun endlich die schöne goldne Uhr,
nach der so lange mein Sinn trachtete. -- Nur
muß ich dafür sorgen daß niemanden diese Be-

10.
Einlage des vorigen Briefes.

Ja ja, Herr Wilkens ich habe Ihre Regeln
recht gut verſtanden, und vielleicht beſſer als
Sie es glauben. Ihr ganzer Unterricht bezieht
ſich am Ende dahin, daß ich die Sprache zu
meinem Nutzen gebrauchen lerne, und dann iſt
der Menſch gebildet. Habe ich mich nicht noch
geſtern an einem ſchwierigen Briefe uͤben muͤſ-
ſen, in welchem eine gut angebrachte captatio
benevolentiae,
gleich im Anfange mein Haupt
augenmerk ſeyn mußte?

Ich bin ſeit geſtern gegen jedermann beſon-
ders gegen die Bedienten ſehr auf meiner Hut,
denn ich ſehe in jedem freundlichen Geſichte, in
jedem ehrerbietigen Gruß nur eine captatio be-
nevolentiae
und gegen meinen Vater habe ich
ſie ſelbſt auf die gluͤcklichſte Art benutzt, denn
ich habe nun endlich die ſchoͤne goldne Uhr,
nach der ſo lange mein Sinn trachtete. — Nur
muß ich dafuͤr ſorgen daß niemanden dieſe Be-

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[397/0403] 10. Einlage des vorigen Briefes. In meinem ſechszehnten Jahre geſchrieben. Ja ja, Herr Wilkens ich habe Ihre Regeln recht gut verſtanden, und vielleicht beſſer als Sie es glauben. Ihr ganzer Unterricht bezieht ſich am Ende dahin, daß ich die Sprache zu meinem Nutzen gebrauchen lerne, und dann iſt der Menſch gebildet. Habe ich mich nicht noch geſtern an einem ſchwierigen Briefe uͤben muͤſ- ſen, in welchem eine gut angebrachte captatio benevolentiae, gleich im Anfange mein Haupt augenmerk ſeyn mußte? Ich bin ſeit geſtern gegen jedermann beſon- ders gegen die Bedienten ſehr auf meiner Hut, denn ich ſehe in jedem freundlichen Geſichte, in jedem ehrerbietigen Gruß nur eine captatio be- nevolentiae und gegen meinen Vater habe ich ſie ſelbſt auf die gluͤcklichſte Art benutzt, denn ich habe nun endlich die ſchoͤne goldne Uhr, nach der ſo lange mein Sinn trachtete. — Nur muß ich dafuͤr ſorgen daß niemanden dieſe Be-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/403>, abgerufen am 09.11.2024.