Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.
Fühlt zitternd die Hand. Und halb erschrocken Und halb entschlossen Wirft Gräser und Unkraut, Gewürme und Blumen Das Kind mit Gewinsel In die Fluthen des lauten abrollenden Stroms. "Wo sind die Freuden? "Wo sind meine Wünsche? "Du hast mich betrogen "Und einsam verlassen "Zittr' ich noch einmal "Die Hand nach den täuschenden Blumen zu strecken." Da fließt des Mondes goldnes Licht Durch Thal und Wies' und über den Strom Und räthselhaft steht rings die Gegend Im Glanz des Abends. "Wo find ich die Heimath? "Wo find ich Gefährten? "Ich sehe nur Schatten, "Die dunkel und dunkler "Vom Strom herüber, "Bald hierhin, bald dorthin "Wie Wolken gehn. "Liegt alles jenseits, "Was ich mir wünsche "Und herzlich suche? "Ich höre Töne, "Sind's ferne Wasser,
Fuͤhlt zitternd die Hand. Und halb erſchrocken Und halb entſchloſſen Wirft Graͤſer und Unkraut, Gewuͤrme und Blumen Das Kind mit Gewinſel In die Fluthen des lauten abrollenden Stroms. »Wo ſind die Freuden? »Wo ſind meine Wuͤnſche? »Du haſt mich betrogen »Und einſam verlaſſen »Zittr’ ich noch einmal »Die Hand nach den taͤuſchenden Blumen zu ſtrecken.« Da fließt des Mondes goldnes Licht Durch Thal und Wieſ’ und uͤber den Strom Und raͤthſelhaft ſteht rings die Gegend Im Glanz des Abends. »Wo find ich die Heimath? »Wo find ich Gefaͤhrten? »Ich ſehe nur Schatten, »Die dunkel und dunkler »Vom Strom heruͤber, »Bald hierhin, bald dorthin »Wie Wolken gehn. »Liegt alles jenſeits, »Was ich mir wuͤnſche »Und herzlich ſuche? »Ich hoͤre Toͤne, »Sind’s ferne Waſſer, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <l> <pb facs="#f0399" n="393"/> </l> <l>Fuͤhlt zitternd die Hand.</l><lb/> <l>Und halb erſchrocken</l><lb/> <l>Und halb entſchloſſen</l><lb/> <l>Wirft Graͤſer und Unkraut,</l><lb/> <l>Gewuͤrme und Blumen</l><lb/> <l>Das Kind mit Gewinſel</l><lb/> <l>In die Fluthen des lauten abrollenden Stroms.</l><lb/> <l>»Wo ſind die Freuden?</l><lb/> <l>»Wo ſind meine Wuͤnſche?</l><lb/> <l>»Du haſt mich betrogen</l><lb/> <l>»Und einſam verlaſſen</l><lb/> <l>»Zittr’ ich noch einmal</l><lb/> <l>»Die Hand nach den taͤuſchenden Blumen zu</l><lb/> <l>ſtrecken.«</l><lb/> <l>Da fließt des Mondes goldnes Licht</l><lb/> <l>Durch Thal und Wieſ’ und uͤber den Strom</l><lb/> <l>Und raͤthſelhaft ſteht rings die Gegend</l><lb/> <l>Im Glanz des Abends.</l><lb/> <l>»Wo find ich die Heimath?</l><lb/> <l>»Wo find ich Gefaͤhrten?</l><lb/> <l>»Ich ſehe nur Schatten,</l><lb/> <l>»Die dunkel und dunkler</l><lb/> <l>»Vom Strom heruͤber,</l><lb/> <l>»Bald hierhin, bald dorthin</l><lb/> <l>»Wie Wolken gehn.</l><lb/> <l>»Liegt alles jenſeits,</l><lb/> <l>»Was ich mir wuͤnſche</l><lb/> <l>»Und herzlich ſuche?</l><lb/> <l>»Ich hoͤre Toͤne,</l><lb/> <l>»Sind’s ferne Waſſer,</l><lb/> <l> </l> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [393/0399]
Fuͤhlt zitternd die Hand.
Und halb erſchrocken
Und halb entſchloſſen
Wirft Graͤſer und Unkraut,
Gewuͤrme und Blumen
Das Kind mit Gewinſel
In die Fluthen des lauten abrollenden Stroms.
»Wo ſind die Freuden?
»Wo ſind meine Wuͤnſche?
»Du haſt mich betrogen
»Und einſam verlaſſen
»Zittr’ ich noch einmal
»Die Hand nach den taͤuſchenden Blumen zu
ſtrecken.«
Da fließt des Mondes goldnes Licht
Durch Thal und Wieſ’ und uͤber den Strom
Und raͤthſelhaft ſteht rings die Gegend
Im Glanz des Abends.
»Wo find ich die Heimath?
»Wo find ich Gefaͤhrten?
»Ich ſehe nur Schatten,
»Die dunkel und dunkler
»Vom Strom heruͤber,
»Bald hierhin, bald dorthin
»Wie Wolken gehn.
»Liegt alles jenſeits,
»Was ich mir wuͤnſche
»Und herzlich ſuche?
»Ich hoͤre Toͤne,
»Sind’s ferne Waſſer,
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