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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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1.
Eduard Burton an Mortimer.


Mein Sinn ist wieder frey, und die Natur
umher wieder heiter. Die tiefe Traurigkeit
kann mit allem Rechte zu den gefährlichen Krank-
heiten gerechnet werden. Ich bin jetzt genesen,
und der Schmerz der Rückerinnerung ist weit
sanfter und geistiger; wenn ich jetzt nur noch
einige Geschäfte in Ordnung gebracht habe, so
sehn Sie mich auf einige Tage in Ihrer Woh-
nung.

Wozu die Klagen, die ungestümen Stürme
gegen ein unabänderliches und gewiß gütiges
Schicksal? -- Er ist hinab, zur Ruhe gegan-
gen, und es ist menschlich die Arme nach dem
Verschwindenden auszustrecken; aber war denn
das Leben sein Gewinn und sein Glück? Der
Mensch betrachte den Himmel mit seiner Son-
ne und mit seinen Sternen, und alle ängstlichen

A a 2

1.
Eduard Burton an Mortimer.


Mein Sinn iſt wieder frey, und die Natur
umher wieder heiter. Die tiefe Traurigkeit
kann mit allem Rechte zu den gefaͤhrlichen Krank-
heiten gerechnet werden. Ich bin jetzt geneſen,
und der Schmerz der Ruͤckerinnerung iſt weit
ſanfter und geiſtiger; wenn ich jetzt nur noch
einige Geſchaͤfte in Ordnung gebracht habe, ſo
ſehn Sie mich auf einige Tage in Ihrer Woh-
nung.

Wozu die Klagen, die ungeſtuͤmen Stuͤrme
gegen ein unabaͤnderliches und gewiß guͤtiges
Schickſal? — Er iſt hinab, zur Ruhe gegan-
gen, und es iſt menſchlich die Arme nach dem
Verſchwindenden auszuſtrecken; aber war denn
das Leben ſein Gewinn und ſein Gluͤck? Der
Menſch betrachte den Himmel mit ſeiner Son-
ne und mit ſeinen Sternen, und alle aͤngſtlichen

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[[371]/0377] 1. Eduard Burton an Mortimer. Bonſtreet. Mein Sinn iſt wieder frey, und die Natur umher wieder heiter. Die tiefe Traurigkeit kann mit allem Rechte zu den gefaͤhrlichen Krank- heiten gerechnet werden. Ich bin jetzt geneſen, und der Schmerz der Ruͤckerinnerung iſt weit ſanfter und geiſtiger; wenn ich jetzt nur noch einige Geſchaͤfte in Ordnung gebracht habe, ſo ſehn Sie mich auf einige Tage in Ihrer Woh- nung. Wozu die Klagen, die ungeſtuͤmen Stuͤrme gegen ein unabaͤnderliches und gewiß guͤtiges Schickſal? — Er iſt hinab, zur Ruhe gegan- gen, und es iſt menſchlich die Arme nach dem Verſchwindenden auszuſtrecken; aber war denn das Leben ſein Gewinn und ſein Gluͤck? Der Menſch betrachte den Himmel mit ſeiner Son- ne und mit ſeinen Sternen, und alle aͤngſtlichen A a 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. [371]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/377>, abgerufen am 25.11.2024.