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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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über so mit Lichtern bestecken möchten, daß man
sie aus dem Glanze gar nicht heraus finden
kann. Kann sich denn aber das Wesen verän-
dern, das wir unsre Seele nennen? Hat es
Theile, die von ihm losgerissen, oder die ihm
angesetzt werden? Wechselt es sich mit einem
andern aus? -- O Freund, wir wechseln mit
den Federn mit denen wir schreiben, die Seele
mit ihrem Spielzeuge, den Gedanken, die von
ihr selbst ganz unabhängig und nur ein feineres
Spiel der Sinne sind.

Alles, was wir in uns kennen, ist Sinn-
lichkeit, dorthin führen alle Fußtapfen, die wir
in der einsamen Wüste entdecken, zu dieser ein-
zigen Höle werden wir immer wieder zurückge-
führt, so seltsam sich der Weg auch krümmen
mag. Nur in der Sinnlichkeit können wir uns
begreifen, und sie regiert und ordnet das Ge-
webe, das wir immer von unserm Geiste ge-
trieben glauben. Bloß hierauf können sich alle
Plane und Entwürfe, Wünsche und stille Ahn-
dungen gründen; in dieser Körperwelt bin ich
mir selbst nur mein erstes und letztes Ziel, denn
der Körper ordnet alles nur für seinen Körper
an, er findet bloß Körper in seinem Wege, und

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uͤber ſo mit Lichtern beſtecken moͤchten, daß man
ſie aus dem Glanze gar nicht heraus finden
kann. Kann ſich denn aber das Weſen veraͤn-
dern, das wir unſre Seele nennen? Hat es
Theile, die von ihm losgeriſſen, oder die ihm
angeſetzt werden? Wechſelt es ſich mit einem
andern aus? — O Freund, wir wechſeln mit
den Federn mit denen wir ſchreiben, die Seele
mit ihrem Spielzeuge, den Gedanken, die von
ihr ſelbſt ganz unabhaͤngig und nur ein feineres
Spiel der Sinne ſind.

Alles, was wir in uns kennen, iſt Sinn-
lichkeit, dorthin fuͤhren alle Fußtapfen, die wir
in der einſamen Wuͤſte entdecken, zu dieſer ein-
zigen Hoͤle werden wir immer wieder zuruͤckge-
fuͤhrt, ſo ſeltſam ſich der Weg auch kruͤmmen
mag. Nur in der Sinnlichkeit koͤnnen wir uns
begreifen, und ſie regiert und ordnet das Ge-
webe, das wir immer von unſerm Geiſte ge-
trieben glauben. Bloß hierauf koͤnnen ſich alle
Plane und Entwuͤrfe, Wuͤnſche und ſtille Ahn-
dungen gruͤnden; in dieſer Koͤrperwelt bin ich
mir ſelbſt nur mein erſtes und letztes Ziel, denn
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an, er findet bloß Koͤrper in ſeinem Wege, und

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[339/0345] uͤber ſo mit Lichtern beſtecken moͤchten, daß man ſie aus dem Glanze gar nicht heraus finden kann. Kann ſich denn aber das Weſen veraͤn- dern, das wir unſre Seele nennen? Hat es Theile, die von ihm losgeriſſen, oder die ihm angeſetzt werden? Wechſelt es ſich mit einem andern aus? — O Freund, wir wechſeln mit den Federn mit denen wir ſchreiben, die Seele mit ihrem Spielzeuge, den Gedanken, die von ihr ſelbſt ganz unabhaͤngig und nur ein feineres Spiel der Sinne ſind. Alles, was wir in uns kennen, iſt Sinn- lichkeit, dorthin fuͤhren alle Fußtapfen, die wir in der einſamen Wuͤſte entdecken, zu dieſer ein- zigen Hoͤle werden wir immer wieder zuruͤckge- fuͤhrt, ſo ſeltſam ſich der Weg auch kruͤmmen mag. Nur in der Sinnlichkeit koͤnnen wir uns begreifen, und ſie regiert und ordnet das Ge- webe, das wir immer von unſerm Geiſte ge- trieben glauben. Bloß hierauf koͤnnen ſich alle Plane und Entwuͤrfe, Wuͤnſche und ſtille Ahn- dungen gruͤnden; in dieſer Koͤrperwelt bin ich mir ſelbſt nur mein erſtes und letztes Ziel, denn der Koͤrper ordnet alles nur fuͤr ſeinen Koͤrper an, er findet bloß Koͤrper in ſeinem Wege, und Y 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/345>, abgerufen am 25.11.2024.