seltsamsten Träume wirklich würden, wie wenn ich jetzt zum eigentlichsten Leben erwachen woll- te, wie wenn die ganze Natur mich plötzlich festhielte, und jeder Baum und jeder Stern mit geheimnißvollen Winken auf mich hindeutete, -- wie wenn sich jetzt jedes Räthsel von der Kette, die es lange zurückhielt, losreißen wollte, -- so Rosa, -- o ich habe keine Worte für dies Ge- fühl, -- so wie einem Verbrecher, der sich plötzlich in seinen widersprechenden Lügen gefan- gen fühlt, und dem nun das Wort im Munde erstarrt, -- so war mir in meinem Innern.
Im innersten Grausen sprach ich beherzt, ja frech, so wie im Rausche; der Alte schien ver- wundert. Ich sagte tausend Dinge, die ich nie gedacht habe, und die ich auch nur in diesen Augenblicken zur Hälfte dachte; ich war mir meiner selbst nur dunkel und ungewiß bewust, und es stand kein fremder Mann vor mir; ich sprach nur zu mir selber, und wie Wolken, Lich- ter und Schatten flatterten Gedanken durch mei- nen Kopf, wie wunderbare Töne von fremden ziehenden Vögeln erscholl es in meinem Innern, wie Mondschein, mit dem der Glanz der Mor- genröthe kämpft, und beide ihre strahlenden Ge-
ſeltſamſten Traͤume wirklich wuͤrden, wie wenn ich jetzt zum eigentlichſten Leben erwachen woll- te, wie wenn die ganze Natur mich ploͤtzlich feſthielte, und jeder Baum und jeder Stern mit geheimnißvollen Winken auf mich hindeutete, — wie wenn ſich jetzt jedes Raͤthſel von der Kette, die es lange zuruͤckhielt, losreißen wollte, — ſo Roſa, — o ich habe keine Worte fuͤr dies Ge- fuͤhl, — ſo wie einem Verbrecher, der ſich ploͤtzlich in ſeinen widerſprechenden Luͤgen gefan- gen fuͤhlt, und dem nun das Wort im Munde erſtarrt, — ſo war mir in meinem Innern.
Im innerſten Grauſen ſprach ich beherzt, ja frech, ſo wie im Rauſche; der Alte ſchien ver- wundert. Ich ſagte tauſend Dinge, die ich nie gedacht habe, und die ich auch nur in dieſen Augenblicken zur Haͤlfte dachte; ich war mir meiner ſelbſt nur dunkel und ungewiß bewuſt, und es ſtand kein fremder Mann vor mir; ich ſprach nur zu mir ſelber, und wie Wolken, Lich- ter und Schatten flatterten Gedanken durch mei- nen Kopf, wie wunderbare Toͤne von fremden ziehenden Voͤgeln erſcholl es in meinem Innern, wie Mondſchein, mit dem der Glanz der Mor- genroͤthe kaͤmpft, und beide ihre ſtrahlenden Ge-
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ſeltſamſten Traͤume wirklich wuͤrden, wie wenn
ich jetzt zum eigentlichſten Leben erwachen woll-
te, wie wenn die ganze Natur mich ploͤtzlich
feſthielte, und jeder Baum und jeder Stern mit
geheimnißvollen Winken auf mich hindeutete, —
wie wenn ſich jetzt jedes Raͤthſel von der Kette,
die es lange zuruͤckhielt, losreißen wollte, — ſo
Roſa, — o ich habe keine Worte fuͤr dies Ge-
fuͤhl, — ſo wie einem Verbrecher, der ſich
ploͤtzlich in ſeinen widerſprechenden Luͤgen gefan-
gen fuͤhlt, und dem nun das Wort im Munde
erſtarrt, — ſo war mir in meinem Innern.
Im innerſten Grauſen ſprach ich beherzt, ja
frech, ſo wie im Rauſche; der Alte ſchien ver-
wundert. Ich ſagte tauſend Dinge, die ich nie
gedacht habe, und die ich auch nur in dieſen
Augenblicken zur Haͤlfte dachte; ich war mir
meiner ſelbſt nur dunkel und ungewiß bewuſt,
und es ſtand kein fremder Mann vor mir; ich
ſprach nur zu mir ſelber, und wie Wolken, Lich-
ter und Schatten flatterten Gedanken durch mei-
nen Kopf, wie wunderbare Toͤne von fremden
ziehenden Voͤgeln erſcholl es in meinem Innern,
wie Mondſchein, mit dem der Glanz der Mor-
genroͤthe kaͤmpft, und beide ihre ſtrahlenden Ge-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/299>, abgerufen am 22.11.2024.
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