den, wie Du, wenn alte Leute sich wie die Kinder gebärden, es ist auch gar nicht mein Fall, und ich mache immer nur so viel unnützes Geschwätz, weil ich zu dem Rechten, was ich Dir sagen will, die Worte nicht finden kann. Es ist doch mit dem Menschen eine kuriose Ein- richtung! Ich kann überhaupt mit dem Spre- chen und Schreiben noch immer nicht recht ins Reine kommen, es laufen mir immer tausend Worte aus dem Munde heraus, die ich nicht haben wollte, und das sind die unnützen Wor- te, die ich so wenig wie ein andrer Mensch ge- brauchen kann, die ächten und gediegenen aber sitzen mir inwendig fest, und wollen sich nicht los arbeiten. Noch närrischer ist es, daß ich manchmal wohl auch so einen recht vernünfti- gen Brocken herausbringen könnte, aber dann ist mir, als wenn ich mich ordentlich schämte, so gescheut wie andre Menschen zu seyn, und ich rede denn lieber dumm, um nur die Last wieder los zu werden. Ich glaube, Thomas, es giebt mehr solche Leute, wie ich bin, und die Anzahl der Dummen ist nicht so groß, als man gewöhnlich glaubt, drum hab' ich auch immer einen ordentlichen Respekt vor jedem ein-
den, wie Du, wenn alte Leute ſich wie die Kinder gebaͤrden, es iſt auch gar nicht mein Fall, und ich mache immer nur ſo viel unnuͤtzes Geſchwaͤtz, weil ich zu dem Rechten, was ich Dir ſagen will, die Worte nicht finden kann. Es iſt doch mit dem Menſchen eine kurioſe Ein- richtung! Ich kann uͤberhaupt mit dem Spre- chen und Schreiben noch immer nicht recht ins Reine kommen, es laufen mir immer tauſend Worte aus dem Munde heraus, die ich nicht haben wollte, und das ſind die unnuͤtzen Wor- te, die ich ſo wenig wie ein andrer Menſch ge- brauchen kann, die aͤchten und gediegenen aber ſitzen mir inwendig feſt, und wollen ſich nicht los arbeiten. Noch naͤrriſcher iſt es, daß ich manchmal wohl auch ſo einen recht vernuͤnfti- gen Brocken herausbringen koͤnnte, aber dann iſt mir, als wenn ich mich ordentlich ſchaͤmte, ſo geſcheut wie andre Menſchen zu ſeyn, und ich rede denn lieber dumm, um nur die Laſt wieder los zu werden. Ich glaube, Thomas, es giebt mehr ſolche Leute, wie ich bin, und die Anzahl der Dummen iſt nicht ſo groß, als man gewoͤhnlich glaubt, drum hab’ ich auch immer einen ordentlichen Reſpekt vor jedem ein-
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den, wie Du, wenn alte Leute ſich wie die
Kinder gebaͤrden, es iſt auch gar nicht mein
Fall, und ich mache immer nur ſo viel unnuͤtzes
Geſchwaͤtz, weil ich zu dem Rechten, was ich
Dir ſagen will, die Worte nicht finden kann.
Es iſt doch mit dem Menſchen eine kurioſe Ein-
richtung! Ich kann uͤberhaupt mit dem Spre-
chen und Schreiben noch immer nicht recht ins
Reine kommen, es laufen mir immer tauſend
Worte aus dem Munde heraus, die ich nicht
haben wollte, und das ſind die unnuͤtzen Wor-
te, die ich ſo wenig wie ein andrer Menſch ge-
brauchen kann, die aͤchten und gediegenen aber
ſitzen mir inwendig feſt, und wollen ſich nicht
los arbeiten. Noch naͤrriſcher iſt es, daß ich
manchmal wohl auch ſo einen recht vernuͤnfti-
gen Brocken herausbringen koͤnnte, aber dann
iſt mir, als wenn ich mich ordentlich ſchaͤmte,
ſo geſcheut wie andre Menſchen zu ſeyn, und
ich rede denn lieber dumm, um nur die Laſt
wieder los zu werden. Ich glaube, Thomas,
es giebt mehr ſolche Leute, wie ich bin, und
die Anzahl der Dummen iſt nicht ſo groß, als
man gewoͤhnlich glaubt, drum hab’ ich auch
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/285>, abgerufen am 24.11.2024.
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