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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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jetzt manchmal über das lächeln, was mir da-
mals so wichtig erschien. -- Es ist nichts in
uns Festes, lieber William, mit unsrer verän-
derten Nahrung werden wir andere Menschen;
je nachdem unser Blut schnell oder langsam
fließt, sind wir ernsthaft oder lustig; sollten alle
diese Erscheinungen von gar keinem Gesetze in
oder außer uns abhängen, wie wenig Werth
hätten dann die jedesmaligen Resultate! -- Doch
oft scheint das äußerlich Zufall, was eine lange
berechnete innerliche Nothwendigkeit war; und
so gleicht der Mensch vielleicht den Trauerspie-
len ihres Shackspear, wo, wie Sie mir selber
oft gesagt haben, der Schluß so oft von einem
plötzlich eintretenden Vorfalle abzuhängen scheint,
da er doch schon in den ersten Versen des Stücks,
in allen Kombinationen gegründet liegt, und
daher nothwendig war.

Wir übersehn immer nur die Stelle unsers
Lebens, auf der wir stehn, und alle unsre Ge-
danken, Empfindungen und Handlungen sind nur
auf dieser Stelle einheimisch, jeder steht anders,
alle Gesinnungen brechen sich in verschiedenen

jetzt manchmal uͤber das laͤcheln, was mir da-
mals ſo wichtig erſchien. — Es iſt nichts in
uns Feſtes, lieber William, mit unſrer veraͤn-
derten Nahrung werden wir andere Menſchen;
je nachdem unſer Blut ſchnell oder langſam
fließt, ſind wir ernſthaft oder luſtig; ſollten alle
dieſe Erſcheinungen von gar keinem Geſetze in
oder außer uns abhaͤngen, wie wenig Werth
haͤtten dann die jedesmaligen Reſultate! — Doch
oft ſcheint das aͤußerlich Zufall, was eine lange
berechnete innerliche Nothwendigkeit war; und
ſo gleicht der Menſch vielleicht den Trauerſpie-
len ihres Shackſpear, wo, wie Sie mir ſelber
oft geſagt haben, der Schluß ſo oft von einem
ploͤtzlich eintretenden Vorfalle abzuhaͤngen ſcheint,
da er doch ſchon in den erſten Verſen des Stuͤcks,
in allen Kombinationen gegruͤndet liegt, und
daher nothwendig war.

Wir uͤberſehn immer nur die Stelle unſers
Lebens, auf der wir ſtehn, und alle unſre Ge-
danken, Empfindungen und Handlungen ſind nur
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[264/0270] jetzt manchmal uͤber das laͤcheln, was mir da- mals ſo wichtig erſchien. — Es iſt nichts in uns Feſtes, lieber William, mit unſrer veraͤn- derten Nahrung werden wir andere Menſchen; je nachdem unſer Blut ſchnell oder langſam fließt, ſind wir ernſthaft oder luſtig; ſollten alle dieſe Erſcheinungen von gar keinem Geſetze in oder außer uns abhaͤngen, wie wenig Werth haͤtten dann die jedesmaligen Reſultate! — Doch oft ſcheint das aͤußerlich Zufall, was eine lange berechnete innerliche Nothwendigkeit war; und ſo gleicht der Menſch vielleicht den Trauerſpie- len ihres Shackſpear, wo, wie Sie mir ſelber oft geſagt haben, der Schluß ſo oft von einem ploͤtzlich eintretenden Vorfalle abzuhaͤngen ſcheint, da er doch ſchon in den erſten Verſen des Stuͤcks, in allen Kombinationen gegruͤndet liegt, und daher nothwendig war. Wir uͤberſehn immer nur die Stelle unſers Lebens, auf der wir ſtehn, und alle unſre Ge- danken, Empfindungen und Handlungen ſind nur auf dieſer Stelle einheimiſch, jeder ſteht anders, alle Geſinnungen brechen ſich in verſchiedenen

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/270>, abgerufen am 25.11.2024.