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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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jenen wohl von uns Gekannten hinrichtete. Wir
haben nur unsre Plane und Entwürfe im Auge,
ach und bemerken es nicht, daß die Zeit hinter
uns schleicht, und uns unvermerkt in Staub
und Asche verwandelt. O wehe der menschlichen
Eitelkeit! Wohl dem, der sich aus dem Stru-
del rettet, der uns alle mit sich fortwälzt! --
Die höchste einzige Weisheit des Menschen ist:
nicht diesem elenden Götzen zu opfern, dem,
wie dem Moloch, alle unsre Kinder in die glühen-
den Arme gelegt werden. -- Ach William, es
giebt kein einziges ernsthaftes Geschäfft in die-
ser Zeitlichkeit, als zu sterben.



Ach ja wohl könnte der Mensch viel besser
seyn, wenn er immer in sich den kurzen Raum
des Lebens bedächte. -- Wie würden wir alles
mit Liebe umfangen, wie warm jedem Gegen-
stande, dem wir nahe sind, die Hand drücken,
wenn wir immer bedächten: ach, auch dieses
Gebild zerfällt in kurzem, und Du weißt dann
nicht, wohin es gekommen ist; es sehnt sich
nach Deiner Liebe, o gieb sie ihm, so lange
Du es noch vor Dir siehst. -- Mein Vater

jenen wohl von uns Gekannten hinrichtete. Wir
haben nur unſre Plane und Entwuͤrfe im Auge,
ach und bemerken es nicht, daß die Zeit hinter
uns ſchleicht, und uns unvermerkt in Staub
und Aſche verwandelt. O wehe der menſchlichen
Eitelkeit! Wohl dem, der ſich aus dem Stru-
del rettet, der uns alle mit ſich fortwaͤlzt! —
Die hoͤchſte einzige Weisheit des Menſchen iſt:
nicht dieſem elenden Goͤtzen zu opfern, dem,
wie dem Moloch, alle unſre Kinder in die gluͤhen-
den Arme gelegt werden. — Ach William, es
giebt kein einziges ernſthaftes Geſchaͤfft in die-
ſer Zeitlichkeit, als zu ſterben.



Ach ja wohl koͤnnte der Menſch viel beſſer
ſeyn, wenn er immer in ſich den kurzen Raum
des Lebens bedaͤchte. — Wie wuͤrden wir alles
mit Liebe umfangen, wie warm jedem Gegen-
ſtande, dem wir nahe ſind, die Hand druͤcken,
wenn wir immer bedaͤchten: ach, auch dieſes
Gebild zerfaͤllt in kurzem, und Du weißt dann
nicht, wohin es gekommen iſt; es ſehnt ſich
nach Deiner Liebe, o gieb ſie ihm, ſo lange
Du es noch vor Dir ſiehſt. — Mein Vater

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[230/0236] jenen wohl von uns Gekannten hinrichtete. Wir haben nur unſre Plane und Entwuͤrfe im Auge, ach und bemerken es nicht, daß die Zeit hinter uns ſchleicht, und uns unvermerkt in Staub und Aſche verwandelt. O wehe der menſchlichen Eitelkeit! Wohl dem, der ſich aus dem Stru- del rettet, der uns alle mit ſich fortwaͤlzt! — Die hoͤchſte einzige Weisheit des Menſchen iſt: nicht dieſem elenden Goͤtzen zu opfern, dem, wie dem Moloch, alle unſre Kinder in die gluͤhen- den Arme gelegt werden. — Ach William, es giebt kein einziges ernſthaftes Geſchaͤfft in die- ſer Zeitlichkeit, als zu ſterben. Ach ja wohl koͤnnte der Menſch viel beſſer ſeyn, wenn er immer in ſich den kurzen Raum des Lebens bedaͤchte. — Wie wuͤrden wir alles mit Liebe umfangen, wie warm jedem Gegen- ſtande, dem wir nahe ſind, die Hand druͤcken, wenn wir immer bedaͤchten: ach, auch dieſes Gebild zerfaͤllt in kurzem, und Du weißt dann nicht, wohin es gekommen iſt; es ſehnt ſich nach Deiner Liebe, o gieb ſie ihm, ſo lange Du es noch vor Dir ſiehſt. — Mein Vater

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/236>, abgerufen am 22.11.2024.