Und war das nun wohl recht gestern auf dem Spatziergange! Ich war in mir so froh und heiter, recht still und zufrieden, -- und Du, -- ach, Anthonio, Du weißt es gar zu gut, daß ich Dir nichts abschlagen kann, und das macht Dich so stark und dreist, weil ich nur zu schwach bin. Aber habe Mitleid mit mir. -- Ach, was kann mir nun alles noch helfen? Meine Laute macht mir keine Freude mehr, meine Mutter ist mir oft in der Seele zuwider; und doch möcht' ich ihr manchmal um den Hals fallen, und ihr al- les, alles sagen. Aber es hält mir die Zunge fest, es drängt mir in der Kehle, daß mir die Sprache versagt. Ich weine viel, und sie meynt, es sey um den armen Pietro. -- Ach Antho- nio, halte nur Dein Versprechen, ich beschwöre Dich bey der Mutter Gottes, denn sonst bin ich gänzlich verlohren.
53.
52. Roſaline an Anthonio.
Und war das nun wohl recht geſtern auf dem Spatziergange! Ich war in mir ſo froh und heiter, recht ſtill und zufrieden, — und Du, — ach, Anthonio, Du weißt es gar zu gut, daß ich Dir nichts abſchlagen kann, und das macht Dich ſo ſtark und dreiſt, weil ich nur zu ſchwach bin. Aber habe Mitleid mit mir. — Ach, was kann mir nun alles noch helfen? Meine Laute macht mir keine Freude mehr, meine Mutter iſt mir oft in der Seele zuwider; und doch moͤcht’ ich ihr manchmal um den Hals fallen, und ihr al- les, alles ſagen. Aber es haͤlt mir die Zunge feſt, es draͤngt mir in der Kehle, daß mir die Sprache verſagt. Ich weine viel, und ſie meynt, es ſey um den armen Pietro. — Ach Antho- nio, halte nur Dein Verſprechen, ich beſchwoͤre Dich bey der Mutter Gottes, denn ſonſt bin ich gaͤnzlich verlohren.
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Roſaline an Anthonio.
Und war das nun wohl recht geſtern auf dem
Spatziergange! Ich war in mir ſo froh und
heiter, recht ſtill und zufrieden, — und Du, —
ach, Anthonio, Du weißt es gar zu gut, daß
ich Dir nichts abſchlagen kann, und das macht
Dich ſo ſtark und dreiſt, weil ich nur zu ſchwach
bin. Aber habe Mitleid mit mir. — Ach, was
kann mir nun alles noch helfen? Meine Laute
macht mir keine Freude mehr, meine Mutter iſt
mir oft in der Seele zuwider; und doch moͤcht’ ich
ihr manchmal um den Hals fallen, und ihr al-
les, alles ſagen. Aber es haͤlt mir die Zunge
feſt, es draͤngt mir in der Kehle, daß mir die
Sprache verſagt. Ich weine viel, und ſie meynt,
es ſey um den armen Pietro. — Ach Antho-
nio, halte nur Dein Verſprechen, ich beſchwoͤre
Dich bey der Mutter Gottes, denn ſonſt bin
ich gaͤnzlich verlohren.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/198>, abgerufen am 21.11.2024.
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