war, als sie auf dem Fußschemel saß, und den Kopf auf den weißen Arm auf dem Sessel stütz- te! Wie sich die Umrisse aller Glieder an ein- ander schmiegten, und das reizendste Bild, wie hingegossen, da lag! Ich vergaß alles, und verschlang die vereinigte Schönheit mit gierigen Blicken. Sie sank weinend in meine Arme, und ihre Thränen lockten die meinigen hervor. Ich fühlte ihr Herz klopfen, ich küßte sie, sie war ganz Schmerz, und ließ mich alles thun, was ich wollte. Meine Phantasie war erhitzt, und ich lös'te leise und behende des Busentuch ab, sie wehrte sich nur halb, und verbarg sich an meiner Brust. Meine Augen verschlangen die Reize, meine Finger berührten den schönsten elastischen Busen, und sie sah mich seufzend, halb drohend und halb lächelnd, an. O Rosa, ich werde von neuem trunken, wenn ich mich nur dieser Scene erinnre. -- Wir sprachen da- bey immer von ihrem Unglücke, und eben durch die Thränen war sie weicher geworden, und ihre Sinnlichkeit mehr als sonst gereizt. -- Bald wurden ihr meine Scherze zu dreist, sie stand auf und lief in ihre Kammer, ich folgte ihr nach. Sie bat, sie weinte von neuem, und
war, als ſie auf dem Fußſchemel ſaß, und den Kopf auf den weißen Arm auf dem Seſſel ſtuͤtz- te! Wie ſich die Umriſſe aller Glieder an ein- ander ſchmiegten, und das reizendſte Bild, wie hingegoſſen, da lag! Ich vergaß alles, und verſchlang die vereinigte Schoͤnheit mit gierigen Blicken. Sie ſank weinend in meine Arme, und ihre Thraͤnen lockten die meinigen hervor. Ich fuͤhlte ihr Herz klopfen, ich kuͤßte ſie, ſie war ganz Schmerz, und ließ mich alles thun, was ich wollte. Meine Phantaſie war erhitzt, und ich loͤſ’te leiſe und behende des Buſentuch ab, ſie wehrte ſich nur halb, und verbarg ſich an meiner Bruſt. Meine Augen verſchlangen die Reize, meine Finger beruͤhrten den ſchoͤnſten elaſtiſchen Buſen, und ſie ſah mich ſeufzend, halb drohend und halb laͤchelnd, an. O Roſa, ich werde von neuem trunken, wenn ich mich nur dieſer Scene erinnre. — Wir ſprachen da- bey immer von ihrem Ungluͤcke, und eben durch die Thraͤnen war ſie weicher geworden, und ihre Sinnlichkeit mehr als ſonſt gereizt. — Bald wurden ihr meine Scherze zu dreiſt, ſie ſtand auf und lief in ihre Kammer, ich folgte ihr nach. Sie bat, ſie weinte von neuem, und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0192"n="186"/>
war, als ſie auf dem Fußſchemel ſaß, und den<lb/>
Kopf auf den weißen Arm auf dem Seſſel ſtuͤtz-<lb/>
te! Wie ſich die Umriſſe aller Glieder an ein-<lb/>
ander ſchmiegten, und das reizendſte Bild, wie<lb/>
hingegoſſen, da lag! Ich vergaß alles, und<lb/>
verſchlang die vereinigte Schoͤnheit mit gierigen<lb/>
Blicken. Sie ſank weinend in meine Arme, und<lb/>
ihre Thraͤnen lockten die meinigen hervor. Ich<lb/>
fuͤhlte ihr Herz klopfen, ich kuͤßte ſie, ſie war<lb/>
ganz Schmerz, und ließ mich alles thun, was<lb/>
ich wollte. Meine Phantaſie war erhitzt, und<lb/>
ich loͤſ’te leiſe und behende des Buſentuch ab,<lb/>ſie wehrte ſich nur halb, und verbarg ſich an<lb/>
meiner Bruſt. Meine Augen verſchlangen die<lb/>
Reize, meine Finger beruͤhrten den ſchoͤnſten<lb/>
elaſtiſchen Buſen, und ſie ſah mich ſeufzend,<lb/>
halb drohend und halb laͤchelnd, an. O Roſa,<lb/>
ich werde von neuem trunken, wenn ich mich<lb/>
nur dieſer Scene erinnre. — Wir ſprachen da-<lb/>
bey immer von ihrem Ungluͤcke, und eben durch<lb/>
die Thraͤnen war ſie weicher geworden, und ihre<lb/>
Sinnlichkeit mehr als ſonſt gereizt. — Bald<lb/>
wurden ihr <choice><sic>meiue</sic><corr>meine</corr></choice> Scherze zu dreiſt, ſie ſtand<lb/>
auf und lief in ihre Kammer, ich folgte ihr<lb/>
nach. Sie bat, ſie weinte von neuem, und<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[186/0192]
war, als ſie auf dem Fußſchemel ſaß, und den
Kopf auf den weißen Arm auf dem Seſſel ſtuͤtz-
te! Wie ſich die Umriſſe aller Glieder an ein-
ander ſchmiegten, und das reizendſte Bild, wie
hingegoſſen, da lag! Ich vergaß alles, und
verſchlang die vereinigte Schoͤnheit mit gierigen
Blicken. Sie ſank weinend in meine Arme, und
ihre Thraͤnen lockten die meinigen hervor. Ich
fuͤhlte ihr Herz klopfen, ich kuͤßte ſie, ſie war
ganz Schmerz, und ließ mich alles thun, was
ich wollte. Meine Phantaſie war erhitzt, und
ich loͤſ’te leiſe und behende des Buſentuch ab,
ſie wehrte ſich nur halb, und verbarg ſich an
meiner Bruſt. Meine Augen verſchlangen die
Reize, meine Finger beruͤhrten den ſchoͤnſten
elaſtiſchen Buſen, und ſie ſah mich ſeufzend,
halb drohend und halb laͤchelnd, an. O Roſa,
ich werde von neuem trunken, wenn ich mich
nur dieſer Scene erinnre. — Wir ſprachen da-
bey immer von ihrem Ungluͤcke, und eben durch
die Thraͤnen war ſie weicher geworden, und ihre
Sinnlichkeit mehr als ſonſt gereizt. — Bald
wurden ihr meine Scherze zu dreiſt, ſie ſtand
auf und lief in ihre Kammer, ich folgte ihr
nach. Sie bat, ſie weinte von neuem, und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/192>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.