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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796.

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und abgeschmackt. -- Ach Rosaline! Ich möchte
nach ihrem Hause hinüberfliegen, oder unsicht-
bar neben ihr seyn. -- Sie spotten blos, weil
Sie kälteres Blut haben, weil Sie sie nicht
kennen.

Ich habe jetzt eine Idee, die sich gewiß aus-
führen läßt, und die mir ganz ohne Zweifel
weiter hilft. -- Nächstens ein mehreres davon;
dann will ich Ihnen alles weitläuftig auseinan-
der setzen. Ja es soll förmlich der intriguante
Plan einer Komödie werden.

O wie lebt man anders, wenn man ein We-
sen kennt, für das man lebt! Alles steht in
meinem Kopfe in Bezug mit Rosalinen. -- Die
menschliche Seele ist doch ein kleines, armseli-
ges Ding: denn ganz dasselbe sagt der Dichter
und der religiöse Schwärmer auch von seiner
Kunst. Der Philosoph findet allenthalben seine
Systeme wieder, der Gelehrte zieht alles nach
seinem Mittelpunkte. -- O, so will ich denn
einzig für sie leben! Sie soll die Sonne seyn,
um die wie Planeten meine Gedanken und Sy-
steme laufen. -- Leben Sie wohl.



und abgeſchmackt. — Ach Roſaline! Ich moͤchte
nach ihrem Hauſe hinuͤberfliegen, oder unſicht-
bar neben ihr ſeyn. — Sie ſpotten blos, weil
Sie kaͤlteres Blut haben, weil Sie ſie nicht
kennen.

Ich habe jetzt eine Idee, die ſich gewiß aus-
fuͤhren laͤßt, und die mir ganz ohne Zweifel
weiter hilft. — Naͤchſtens ein mehreres davon;
dann will ich Ihnen alles weitlaͤuftig auseinan-
der ſetzen. Ja es ſoll foͤrmlich der intriguante
Plan einer Komoͤdie werden.

O wie lebt man anders, wenn man ein We-
ſen kennt, fuͤr das man lebt! Alles ſteht in
meinem Kopfe in Bezug mit Roſalinen. — Die
menſchliche Seele iſt doch ein kleines, armſeli-
ges Ding: denn ganz daſſelbe ſagt der Dichter
und der religioͤſe Schwaͤrmer auch von ſeiner
Kunſt. Der Philoſoph findet allenthalben ſeine
Syſteme wieder, der Gelehrte zieht alles nach
ſeinem Mittelpunkte. — O, ſo will ich denn
einzig fuͤr ſie leben! Sie ſoll die Sonne ſeyn,
um die wie Planeten meine Gedanken und Sy-
ſteme laufen. — Leben Sie wohl.



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[133/0139] und abgeſchmackt. — Ach Roſaline! Ich moͤchte nach ihrem Hauſe hinuͤberfliegen, oder unſicht- bar neben ihr ſeyn. — Sie ſpotten blos, weil Sie kaͤlteres Blut haben, weil Sie ſie nicht kennen. Ich habe jetzt eine Idee, die ſich gewiß aus- fuͤhren laͤßt, und die mir ganz ohne Zweifel weiter hilft. — Naͤchſtens ein mehreres davon; dann will ich Ihnen alles weitlaͤuftig auseinan- der ſetzen. Ja es ſoll foͤrmlich der intriguante Plan einer Komoͤdie werden. O wie lebt man anders, wenn man ein We- ſen kennt, fuͤr das man lebt! Alles ſteht in meinem Kopfe in Bezug mit Roſalinen. — Die menſchliche Seele iſt doch ein kleines, armſeli- ges Ding: denn ganz daſſelbe ſagt der Dichter und der religioͤſe Schwaͤrmer auch von ſeiner Kunſt. Der Philoſoph findet allenthalben ſeine Syſteme wieder, der Gelehrte zieht alles nach ſeinem Mittelpunkte. — O, ſo will ich denn einzig fuͤr ſie leben! Sie ſoll die Sonne ſeyn, um die wie Planeten meine Gedanken und Sy- ſteme laufen. — Leben Sie wohl.

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 2. Berlin u. a., 1796, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell02_1796/139>, abgerufen am 21.11.2024.