Feuer, das aber keine Hitze hat und ohne Dauer ist, denn wo man nicht fremde Fehler und fremde Vorzüge entdeckt, da kann man nicht verehren und nicht lieben; -- aber William wür- de mir doch davon nichts glauben und darum schweig' ich lieber, und wenn er selbst mit der Zeit diese Erfahrung macht, so bietet er gewiß seinem eigenen Gefühle Trotz, um sich diese un- vermuthete Erscheinung abzuläugnen.
Wenn Dir dieser Brief große Langeweile macht, so hast Du die deutlichste Vorstellung davon, wie William hier lebt; -- übrigens ant- worte mir, -- ich bin müde, es ist schon spät, lebe wohl, und solltest Du gerade so schläfrig seyn, wie ich, so wünscht Dir eine angenehme Ruhe
Dein Freund Mortimer.
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Feuer, das aber keine Hitze hat und ohne Dauer iſt, denn wo man nicht fremde Fehler und fremde Vorzuͤge entdeckt, da kann man nicht verehren und nicht lieben; — aber William wuͤr- de mir doch davon nichts glauben und darum ſchweig’ ich lieber, und wenn er ſelbſt mit der Zeit dieſe Erfahrung macht, ſo bietet er gewiß ſeinem eigenen Gefuͤhle Trotz, um ſich dieſe un- vermuthete Erſcheinung abzulaͤugnen.
Wenn Dir dieſer Brief große Langeweile macht, ſo haſt Du die deutlichſte Vorſtellung davon, wie William hier lebt; — uͤbrigens ant- worte mir, — ich bin muͤde, es iſt ſchon ſpaͤt, lebe wohl, und ſollteſt Du gerade ſo ſchlaͤfrig ſeyn, wie ich, ſo wuͤnſcht Dir eine angenehme Ruhe
Dein Freund Mortimer.
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[80[78]/0088]
Feuer, das aber keine Hitze hat und ohne Dauer
iſt, denn wo man nicht fremde Fehler und
fremde Vorzuͤge entdeckt, da kann man nicht
verehren und nicht lieben; — aber William wuͤr-
de mir doch davon nichts glauben und darum
ſchweig’ ich lieber, und wenn er ſelbſt mit der
Zeit dieſe Erfahrung macht, ſo bietet er gewiß
ſeinem eigenen Gefuͤhle Trotz, um ſich dieſe un-
vermuthete Erſcheinung abzulaͤugnen.
Wenn Dir dieſer Brief große Langeweile
macht, ſo haſt Du die deutlichſte Vorſtellung
davon, wie William hier lebt; — uͤbrigens ant-
worte mir, — ich bin muͤde, es iſt ſchon ſpaͤt,
lebe wohl, und ſollteſt Du gerade ſo ſchlaͤfrig ſeyn,
wie ich, ſo wuͤnſcht Dir eine angenehme Ruhe
Dein Freund Mortimer.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 80[78]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/88>, abgerufen am 25.11.2024.
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