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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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1.
Mortimer an seinen Freund Karl
Wilmont.


Ich bin nun wieder in der Stadt, die die
Franzosen die Hauptstadt von Europa nen-
nen, wo man in einer beständigen Verwir-
rung von Besuchen und Vergnügungen lebt, wo
man sehr lange leben kann, ohne zu sich selbst
zu kommen und wo man sich, wie William Lovell
täglich behauptet, zu Tode langeweilt und är-
gert, wenn die gesunde Vernunft nur auf einen
einzigen Tag aus ihrer Betäubung erwacht. --
Sonst sind wir alle wohl und gesund, und die
Reise hieher war recht angenehm; auch William
gewöhnt sich an meine Gesellschaft, wir kommen
uns näher, so wie ich es vorhergesehn habe, ich
muß mich nur hüten, daß ich nicht auf einen
gewissen Eigensinn gerathe, ihm zuviel zu wi-
dersprechen, so paradox er auch manchmal aus


1.
Mortimer an ſeinen Freund Karl
Wilmont.


Ich bin nun wieder in der Stadt, die die
Franzoſen die Hauptſtadt von Europa nen-
nen, wo man in einer beſtaͤndigen Verwir-
rung von Beſuchen und Vergnuͤgungen lebt, wo
man ſehr lange leben kann, ohne zu ſich ſelbſt
zu kommen und wo man ſich, wie William Lovell
taͤglich behauptet, zu Tode langeweilt und aͤr-
gert, wenn die geſunde Vernunft nur auf einen
einzigen Tag aus ihrer Betaͤubung erwacht. —
Sonſt ſind wir alle wohl und geſund, und die
Reiſe hieher war recht angenehm; auch William
gewoͤhnt ſich an meine Geſellſchaft, wir kommen
uns naͤher, ſo wie ich es vorhergeſehn habe, ich
muß mich nur huͤten, daß ich nicht auf einen
gewiſſen Eigenſinn gerathe, ihm zuviel zu wi-
derſprechen, ſo paradox er auch manchmal aus

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[[71]/0081] 1. Mortimer an ſeinen Freund Karl Wilmont. Paris. Ich bin nun wieder in der Stadt, die die Franzoſen die Hauptſtadt von Europa nen- nen, wo man in einer beſtaͤndigen Verwir- rung von Beſuchen und Vergnuͤgungen lebt, wo man ſehr lange leben kann, ohne zu ſich ſelbſt zu kommen und wo man ſich, wie William Lovell taͤglich behauptet, zu Tode langeweilt und aͤr- gert, wenn die geſunde Vernunft nur auf einen einzigen Tag aus ihrer Betaͤubung erwacht. — Sonſt ſind wir alle wohl und geſund, und die Reiſe hieher war recht angenehm; auch William gewoͤhnt ſich an meine Geſellſchaft, wir kommen uns naͤher, ſo wie ich es vorhergeſehn habe, ich muß mich nur huͤten, daß ich nicht auf einen gewiſſen Eigenſinn gerathe, ihm zuviel zu wi- derſprechen, ſo paradox er auch manchmal aus

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. [71]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/81>, abgerufen am 25.11.2024.