Mit Thränen sieht mein Auge rückwärts, das Ihrige blickt mir weinend nach. -- Aber nein, kein Zweifel, kein Zagen soll in unsrer Brust entstehn, ich will muthig hoffen. -- O ja, Ama- lie, Ordnung, Harmonie ist das große Grund- gesetz aller unendlichen Naturen, sie ist das We- sen, der Urstoff des Glücks, die erste bewegende Kraft, -- auch wir werden von den Speichen des großen Rades ergriffen, wir sind Kinder der Natur und haben Anspruch an ihre Gesetze -- und gäb' es für mich ein Glück ohne Amalien? -- Leben Sie wohl, die Segel schwellen, die Win- de rufen zur Abfahrt, leben Sie wohl. -- Ihr Bild soll der Schutzgeist seyn, der mich beglei- tet, in dem Augenblicke da Sie mich vergessen, bin ich allen Gefahren preiß gegeben, bis dahin fühle ich die Stärke eines Gottes in meinem Herzen.
15. William Lovell an Amalie Wilmont.
Dover.
Mit Thraͤnen ſieht mein Auge ruͤckwaͤrts, das Ihrige blickt mir weinend nach. — Aber nein, kein Zweifel, kein Zagen ſoll in unſrer Bruſt entſtehn, ich will muthig hoffen. — O ja, Ama- lie, Ordnung, Harmonie iſt das große Grund- geſetz aller unendlichen Naturen, ſie iſt das We- ſen, der Urſtoff des Gluͤcks, die erſte bewegende Kraft, — auch wir werden von den Speichen des großen Rades ergriffen, wir ſind Kinder der Natur und haben Anſpruch an ihre Geſetze — und gaͤb’ es fuͤr mich ein Gluͤck ohne Amalien? — Leben Sie wohl, die Segel ſchwellen, die Win- de rufen zur Abfahrt, leben Sie wohl. — Ihr Bild ſoll der Schutzgeiſt ſeyn, der mich beglei- tet, in dem Augenblicke da Sie mich vergeſſen, bin ich allen Gefahren preiß gegeben, bis dahin fuͤhle ich die Staͤrke eines Gottes in meinem Herzen.
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[70[68]/0078]
15.
William Lovell an Amalie Wilmont.
Dover.
Mit Thraͤnen ſieht mein Auge ruͤckwaͤrts, das
Ihrige blickt mir weinend nach. — Aber nein,
kein Zweifel, kein Zagen ſoll in unſrer Bruſt
entſtehn, ich will muthig hoffen. — O ja, Ama-
lie, Ordnung, Harmonie iſt das große Grund-
geſetz aller unendlichen Naturen, ſie iſt das We-
ſen, der Urſtoff des Gluͤcks, die erſte bewegende
Kraft, — auch wir werden von den Speichen
des großen Rades ergriffen, wir ſind Kinder der
Natur und haben Anſpruch an ihre Geſetze —
und gaͤb’ es fuͤr mich ein Gluͤck ohne Amalien? —
Leben Sie wohl, die Segel ſchwellen, die Win-
de rufen zur Abfahrt, leben Sie wohl. — Ihr
Bild ſoll der Schutzgeiſt ſeyn, der mich beglei-
tet, in dem Augenblicke da Sie mich vergeſſen,
bin ich allen Gefahren preiß gegeben, bis dahin
fuͤhle ich die Staͤrke eines Gottes in meinem
Herzen.
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 70[68]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/78>, abgerufen am 24.11.2024.
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