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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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schaft majestätisch und schön aus dem chaoti-
schen Nebel empor, wie von der Hand eines
Gottes angerührt steht die Natur in ihrer rei-
zendsten Schöne da und die Phantasie verliert
sich in den Gebirgen, den Gränzen des Hori-
zontes. -- Schon ist die Natur geschäftig, in
fernen Landen alle meine Ideale zu realisiren,
schon seh' ich jede Landschaft wirklich, die ich
einst als Gemählde bewunderte oder von der
ich in einer Beschreibung entzückt ward, die
Kunstwerke des großen Menschenalters stehn vor
mir, die die grausame Hand der unerbittlichen
Zeit selbst nicht zu zernichten wagte, um nicht
die glänzendste Periode der Weltgeschichte aus-
zulöschen, -- die heiligen Haine, in denen die
Nymphen und Dryaden wohnten, -- meine
Phantasie schwärmt schon in den ehrwürdigen
Gebieten Griechenlands umher und wandelt mit
heiligem Schauer unter den Trümmern, die uns
freundlich ernst daran erinnern, was sie vordem
waren. Ich muß auf der Stelle stehen, wo
Leonidas fiel, wo Miltiades die Feinde schlug, --
und freilich, wo Alexander mit einer kindischen
Zerstörungssucht die Blüthe vom Baume herab-
schlug, ehe sie zur Frucht gereift war. --


ſchaft majeſtaͤtiſch und ſchoͤn aus dem chaoti-
ſchen Nebel empor, wie von der Hand eines
Gottes angeruͤhrt ſteht die Natur in ihrer rei-
zendſten Schoͤne da und die Phantaſie verliert
ſich in den Gebirgen, den Graͤnzen des Hori-
zontes. — Schon iſt die Natur geſchaͤftig, in
fernen Landen alle meine Ideale zu realiſiren,
ſchon ſeh’ ich jede Landſchaft wirklich, die ich
einſt als Gemaͤhlde bewunderte oder von der
ich in einer Beſchreibung entzuͤckt ward, die
Kunſtwerke des großen Menſchenalters ſtehn vor
mir, die die grauſame Hand der unerbittlichen
Zeit ſelbſt nicht zu zernichten wagte, um nicht
die glaͤnzendſte Periode der Weltgeſchichte aus-
zuloͤſchen, — die heiligen Haine, in denen die
Nymphen und Dryaden wohnten, — meine
Phantaſie ſchwaͤrmt ſchon in den ehrwuͤrdigen
Gebieten Griechenlands umher und wandelt mit
heiligem Schauer unter den Truͤmmern, die uns
freundlich ernſt daran erinnern, was ſie vordem
waren. Ich muß auf der Stelle ſtehen, wo
Leonidas fiel, wo Miltiades die Feinde ſchlug, —
und freilich, wo Alexander mit einer kindiſchen
Zerſtoͤrungsſucht die Bluͤthe vom Baume herab-
ſchlug, ehe ſie zur Frucht gereift war. —


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[55[53]/0063] ſchaft majeſtaͤtiſch und ſchoͤn aus dem chaoti- ſchen Nebel empor, wie von der Hand eines Gottes angeruͤhrt ſteht die Natur in ihrer rei- zendſten Schoͤne da und die Phantaſie verliert ſich in den Gebirgen, den Graͤnzen des Hori- zontes. — Schon iſt die Natur geſchaͤftig, in fernen Landen alle meine Ideale zu realiſiren, ſchon ſeh’ ich jede Landſchaft wirklich, die ich einſt als Gemaͤhlde bewunderte oder von der ich in einer Beſchreibung entzuͤckt ward, die Kunſtwerke des großen Menſchenalters ſtehn vor mir, die die grauſame Hand der unerbittlichen Zeit ſelbſt nicht zu zernichten wagte, um nicht die glaͤnzendſte Periode der Weltgeſchichte aus- zuloͤſchen, — die heiligen Haine, in denen die Nymphen und Dryaden wohnten, — meine Phantaſie ſchwaͤrmt ſchon in den ehrwuͤrdigen Gebieten Griechenlands umher und wandelt mit heiligem Schauer unter den Truͤmmern, die uns freundlich ernſt daran erinnern, was ſie vordem waren. Ich muß auf der Stelle ſtehen, wo Leonidas fiel, wo Miltiades die Feinde ſchlug, — und freilich, wo Alexander mit einer kindiſchen Zerſtoͤrungsſucht die Bluͤthe vom Baume herab- ſchlug, ehe ſie zur Frucht gereift war. —

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 55[53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/63>, abgerufen am 22.11.2024.