Ich freue mich innig, daß Du heitrer bist, ich habe Deinen zweiten Brief mit Vergnügen gele- sen, komm bald nach Bonstreet und ich will noch einige frohe Tage mit Dir genießen: dann gehst Du einer Menge von interessanten Gegen- ständen entgegen, Du betritst die heiligen Gegen- den, die die Heimath meiner lieblichsten Träu- me sind, Du wirst in den hohen Geist der Kün- ste eingeweiht, Du wirst zu jenem Tempel des Genies hinzugelassen, den ich nur aus der Fer- ne anbeten darf.
O könnt' ich doch Dein Begleiter seyn! Dürft' ich mit Dir zugleich in jene Heiligthü- mer treten, jene Schönheiten der Natur durch- wandeln! Aber ich habe diese, einst meine lieb- ste Hofnung, schon seit lange aufgegeben, mein Vater würde die Zeit, die ich auf diese Art anwendete, für verlehren ansehn, abtrotzen möchte ich ihm seine Einwilligung nicht. Er
7. Eduard Burton an ſeinen Freund William Lovell.
Bonſtreet.
Ich freue mich innig, daß Du heitrer biſt, ich habe Deinen zweiten Brief mit Vergnuͤgen gele- ſen, komm bald nach Bonſtreet und ich will noch einige frohe Tage mit Dir genießen: dann gehſt Du einer Menge von intereſſanten Gegen- ſtaͤnden entgegen, Du betritſt die heiligen Gegen- den, die die Heimath meiner lieblichſten Traͤu- me ſind, Du wirſt in den hohen Geiſt der Kuͤn- ſte eingeweiht, Du wirſt zu jenem Tempel des Genies hinzugelaſſen, den ich nur aus der Fer- ne anbeten darf.
O koͤnnt’ ich doch Dein Begleiter ſeyn! Duͤrft’ ich mit Dir zugleich in jene Heiligthuͤ- mer treten, jene Schoͤnheiten der Natur durch- wandeln! Aber ich habe dieſe, einſt meine lieb- ſte Hofnung, ſchon ſeit lange aufgegeben, mein Vater wuͤrde die Zeit, die ich auf dieſe Art anwendete, fuͤr verlehren anſehn, abtrotzen moͤchte ich ihm ſeine Einwilligung nicht. Er
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[39[37]/0047]
7.
Eduard Burton an ſeinen Freund William
Lovell.
Bonſtreet.
Ich freue mich innig, daß Du heitrer biſt, ich
habe Deinen zweiten Brief mit Vergnuͤgen gele-
ſen, komm bald nach Bonſtreet und ich will
noch einige frohe Tage mit Dir genießen: dann
gehſt Du einer Menge von intereſſanten Gegen-
ſtaͤnden entgegen, Du betritſt die heiligen Gegen-
den, die die Heimath meiner lieblichſten Traͤu-
me ſind, Du wirſt in den hohen Geiſt der Kuͤn-
ſte eingeweiht, Du wirſt zu jenem Tempel des
Genies hinzugelaſſen, den ich nur aus der Fer-
ne anbeten darf.
O koͤnnt’ ich doch Dein Begleiter ſeyn!
Duͤrft’ ich mit Dir zugleich in jene Heiligthuͤ-
mer treten, jene Schoͤnheiten der Natur durch-
wandeln! Aber ich habe dieſe, einſt meine lieb-
ſte Hofnung, ſchon ſeit lange aufgegeben, mein
Vater wuͤrde die Zeit, die ich auf dieſe Art
anwendete, fuͤr verlehren anſehn, abtrotzen
moͤchte ich ihm ſeine Einwilligung nicht. Er
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 39[37]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/47>, abgerufen am 21.11.2024.
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