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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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Wort mehr soll er darüber hören, wie ein Die-
ner seinem Herrn will ich ihm schreiben: ich
schwöre, daß er dann meine Briefe vernünf-
tig
findet.

Rasen möcht' ich dann wieder, wenn ich mir
Ihr Bild recht lebhaft in die Seele zurückru-
fe! -- Nun gut, gut, er mag es haben! Schon
seh' ich die wilden Pferde die Zügel zerreissen,
rasselnd springen sie mit dem Wagen den schrof-
fen Felsenweg hinunter, an den Klippen zer-
schmettert liegt das Fuhrwerk da, und er steht
und beweint den Verlust. -- Er hat es befoh-
len, es sey! --

Lebe wohl, theure Seele, unsre Wege neh-
men von izt eine verschiedene Richtung: der
meinige in das wildverwachsene Dickicht des
Waldes hinein, wo der Wind aus unterirrdi-
schen Klüften pfeift, -- und der Deine? -- Ich
wünsche Dir Glück, mag er führen wohin
er will! --




Z 2

Wort mehr ſoll er daruͤber hoͤren, wie ein Die-
ner ſeinem Herrn will ich ihm ſchreiben: ich
ſchwoͤre, daß er dann meine Briefe vernuͤnf-
tig
findet.

Raſen moͤcht’ ich dann wieder, wenn ich mir
Ihr Bild recht lebhaft in die Seele zuruͤckru-
fe! — Nun gut, gut, er mag es haben! Schon
ſeh’ ich die wilden Pferde die Zuͤgel zerreiſſen,
raſſelnd ſpringen ſie mit dem Wagen den ſchrof-
fen Felſenweg hinunter, an den Klippen zer-
ſchmettert liegt das Fuhrwerk da, und er ſteht
und beweint den Verluſt. — Er hat es befoh-
len, es ſey! —

Lebe wohl, theure Seele, unſre Wege neh-
men von izt eine verſchiedene Richtung: der
meinige in das wildverwachſene Dickicht des
Waldes hinein, wo der Wind aus unterirrdi-
ſchen Kluͤften pfeift, — und der Deine? — Ich
wuͤnſche Dir Gluͤck, mag er fuͤhren wohin
er will! —




Z 2
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[355[353]/0363] Wort mehr ſoll er daruͤber hoͤren, wie ein Die- ner ſeinem Herrn will ich ihm ſchreiben: ich ſchwoͤre, daß er dann meine Briefe vernuͤnf- tig findet. Raſen moͤcht’ ich dann wieder, wenn ich mir Ihr Bild recht lebhaft in die Seele zuruͤckru- fe! — Nun gut, gut, er mag es haben! Schon ſeh’ ich die wilden Pferde die Zuͤgel zerreiſſen, raſſelnd ſpringen ſie mit dem Wagen den ſchrof- fen Felſenweg hinunter, an den Klippen zer- ſchmettert liegt das Fuhrwerk da, und er ſteht und beweint den Verluſt. — Er hat es befoh- len, es ſey! — Lebe wohl, theure Seele, unſre Wege neh- men von izt eine verſchiedene Richtung: der meinige in das wildverwachſene Dickicht des Waldes hinein, wo der Wind aus unterirrdi- ſchen Kluͤften pfeift, — und der Deine? — Ich wuͤnſche Dir Gluͤck, mag er fuͤhren wohin er will! — Z 2

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 355[353]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/363>, abgerufen am 24.11.2024.