der uns in das eherne Joch spannt, wenigstens ein verächtliches Lächeln entgegengrinsen. -- Le- ben Sie wohl!
Warum machen wir denn auch die lächerliche Forderung, glücklich zu seyn? Wunderbar! -- Gähnend durchs Leben hinzuschlendern, mit ei- ner Gefährtinn, deren Vater genau soviele Gold- stücke aufweisen kann, als der meinige, so recht gleich und gleich gesellt, dem Tode entgegenzu- kriechen, dies ist unsre große, ehrenvolle Be- stimmung! -- Sie denken, ich bin erhitzt und bitter. O ich bin so kalt, daß ich meinem Va- ter eine Abhandlung schreiben könnte, um zu be- weisen, wie sehr er Recht hat. -- O Amalie! Soll ich denn ganz ihren Nahmen aus meinem armen, blutenden Herzen reissen? Soll ich auch die Wurzel meiner Seeligkeit ausrotten, damit mich nie der grüne Schimmer einer jun- gen Pflanze wieder erquickt? -- Ich kann es nicht und will es nicht.
Ueber die weite Entfernung hinüber reiche ich Ihnen meine zitternde Hand zum ewigen, schrecklichen Abschiede. -- Mein Vater mag es mir verzeihen, o seine Furcht ist unnütz, daß ich ihn mit bettelnden Briefen belagern werde, kein
der uns in das eherne Joch ſpannt, wenigſtens ein veraͤchtliches Laͤcheln entgegengrinſen. — Le- ben Sie wohl!
Warum machen wir denn auch die laͤcherliche Forderung, gluͤcklich zu ſeyn? Wunderbar! — Gaͤhnend durchs Leben hinzuſchlendern, mit ei- ner Gefaͤhrtinn, deren Vater genau ſoviele Gold- ſtuͤcke aufweiſen kann, als der meinige, ſo recht gleich und gleich geſellt, dem Tode entgegenzu- kriechen, dies iſt unſre große, ehrenvolle Be- ſtimmung! — Sie denken, ich bin erhitzt und bitter. O ich bin ſo kalt, daß ich meinem Va- ter eine Abhandlung ſchreiben koͤnnte, um zu be- weiſen, wie ſehr er Recht hat. — O Amalie! Soll ich denn ganz ihren Nahmen aus meinem armen, blutenden Herzen reiſſen? Soll ich auch die Wurzel meiner Seeligkeit ausrotten, damit mich nie der gruͤne Schimmer einer jun- gen Pflanze wieder erquickt? — Ich kann es nicht und will es nicht.
Ueber die weite Entfernung hinuͤber reiche ich Ihnen meine zitternde Hand zum ewigen, ſchrecklichen Abſchiede. — Mein Vater mag es mir verzeihen, o ſeine Furcht iſt unnuͤtz, daß ich ihn mit bettelnden Briefen belagern werde, kein
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[354[352]/0362]
der uns in das eherne Joch ſpannt, wenigſtens
ein veraͤchtliches Laͤcheln entgegengrinſen. — Le-
ben Sie wohl!
Warum machen wir denn auch die laͤcherliche
Forderung, gluͤcklich zu ſeyn? Wunderbar! —
Gaͤhnend durchs Leben hinzuſchlendern, mit ei-
ner Gefaͤhrtinn, deren Vater genau ſoviele Gold-
ſtuͤcke aufweiſen kann, als der meinige, ſo recht
gleich und gleich geſellt, dem Tode entgegenzu-
kriechen, dies iſt unſre große, ehrenvolle Be-
ſtimmung! — Sie denken, ich bin erhitzt und
bitter. O ich bin ſo kalt, daß ich meinem Va-
ter eine Abhandlung ſchreiben koͤnnte, um zu be-
weiſen, wie ſehr er Recht hat. — O Amalie!
Soll ich denn ganz ihren Nahmen aus meinem
armen, blutenden Herzen reiſſen? Soll ich
auch die Wurzel meiner Seeligkeit ausrotten,
damit mich nie der gruͤne Schimmer einer jun-
gen Pflanze wieder erquickt? — Ich kann es
nicht und will es nicht.
Ueber die weite Entfernung hinuͤber reiche
ich Ihnen meine zitternde Hand zum ewigen,
ſchrecklichen Abſchiede. — Mein Vater mag es
mir verzeihen, o ſeine Furcht iſt unnuͤtz, daß ich
ihn mit bettelnden Briefen belagern werde, kein
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 354[352]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/362>, abgerufen am 24.11.2024.
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