geht mit unverwandtem Schritte und in ge- bahntem Wege seinem Verderben entgegen. -- O der Glaube an Vorbedeutungen, an Winke des Schicksals ist wahrlich nicht unnatürlich.
Du hast kein Gefühl dafür, wie seltsam mir alles vorkömmt; seit gestern betrachte ich jeden Gegenstand mit starren Augen, als wenn ich al- lenthalben ein Wunder erwartete: mir ist izt nichts unwahrscheinlich. Ich bin eingeschlossen, um nicht von Rosa überrascht zu werden, ich könnte bei seinem Eintritte, wie beim Anblicke eines Basilisken erschrecken.
Ich denke jezt daran, wie Ferdinand, Ro- sa's Bedienter, seit einiger Zeit ein so geheim- nißreiches Wesen hat, daß ich schon oft über ihn nachgedacht habe. Er drängt sich bei allen Gelegenheiten an mich, es scheint, als wollte er mir etwas eröffnen, wobei er doch seinen Herrn fürchte. -- Wohin ich sehe, reckt sich mir aus der Dunkelheit etwas entgegen: ich stehe vor einem Räthsel, dessen Sinn sich mir gewiß mit Schrecken aufthun wird. --
Es klopft jemand -- Es ist gewiß Rosa. Ich kann nicht aufmachen, ich denke recht leb- haft an Dich, um des Grauens los zu werden,
geht mit unverwandtem Schritte und in ge- bahntem Wege ſeinem Verderben entgegen. — O der Glaube an Vorbedeutungen, an Winke des Schickſals iſt wahrlich nicht unnatuͤrlich.
Du haſt kein Gefuͤhl dafuͤr, wie ſeltſam mir alles vorkoͤmmt; ſeit geſtern betrachte ich jeden Gegenſtand mit ſtarren Augen, als wenn ich al- lenthalben ein Wunder erwartete: mir iſt izt nichts unwahrſcheinlich. Ich bin eingeſchloſſen, um nicht von Roſa uͤberraſcht zu werden, ich koͤnnte bei ſeinem Eintritte, wie beim Anblicke eines Baſilisken erſchrecken.
Ich denke jezt daran, wie Ferdinand, Ro- ſa’s Bedienter, ſeit einiger Zeit ein ſo geheim- nißreiches Weſen hat, daß ich ſchon oft uͤber ihn nachgedacht habe. Er draͤngt ſich bei allen Gelegenheiten an mich, es ſcheint, als wollte er mir etwas eroͤffnen, wobei er doch ſeinen Herrn fuͤrchte. — Wohin ich ſehe, reckt ſich mir aus der Dunkelheit etwas entgegen: ich ſtehe vor einem Raͤthſel, deſſen Sinn ſich mir gewiß mit Schrecken aufthun wird. —
Es klopft jemand — Es iſt gewiß Roſa. Ich kann nicht aufmachen, ich denke recht leb- haft an Dich, um des Grauens los zu werden,
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[342[340]/0350]
geht mit unverwandtem Schritte und in ge-
bahntem Wege ſeinem Verderben entgegen. —
O der Glaube an Vorbedeutungen, an Winke
des Schickſals iſt wahrlich nicht unnatuͤrlich.
Du haſt kein Gefuͤhl dafuͤr, wie ſeltſam mir
alles vorkoͤmmt; ſeit geſtern betrachte ich jeden
Gegenſtand mit ſtarren Augen, als wenn ich al-
lenthalben ein Wunder erwartete: mir iſt izt
nichts unwahrſcheinlich. Ich bin eingeſchloſſen,
um nicht von Roſa uͤberraſcht zu werden, ich
koͤnnte bei ſeinem Eintritte, wie beim Anblicke
eines Baſilisken erſchrecken.
Ich denke jezt daran, wie Ferdinand, Ro-
ſa’s Bedienter, ſeit einiger Zeit ein ſo geheim-
nißreiches Weſen hat, daß ich ſchon oft uͤber
ihn nachgedacht habe. Er draͤngt ſich bei allen
Gelegenheiten an mich, es ſcheint, als wollte er
mir etwas eroͤffnen, wobei er doch ſeinen Herrn
fuͤrchte. — Wohin ich ſehe, reckt ſich mir aus
der Dunkelheit etwas entgegen: ich ſtehe vor
einem Raͤthſel, deſſen Sinn ſich mir gewiß mit
Schrecken aufthun wird. —
Es klopft jemand — Es iſt gewiß Roſa.
Ich kann nicht aufmachen, ich denke recht leb-
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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 342[340]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/350>, abgerufen am 24.11.2024.
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