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Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795.

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selbst sei er gar nicht besorgt gewesen, aber die
Gefahr, in welcher er mich gesehn hätte, habe
ihn anfangs sehr erschreckt. Auch der alte
Willy keuchte itzt den Berg wieder herauf und
bedauerte nichts herzlicher, als daß die Spitz-
buben schon davon gelaufen wären, er hätte sich
sonst mit ihnen herumschlagen wollen. -- Der
Todte ward in das Dorf geschafft, das wir erst
kürzlich verlassen hatten; und so endigte sich
dieser Unfall mit einer allgemeinen Freude über
unsre Rettung.

Der fruchtbare und heitre Herbst giebt den
Gegenden hier eine eigenthümliche Schönheit;
die üppige Natur prangt in diesen Ebenen mit
allen ihren Schätzen; das frische Grün, der
blaue Himmel über den lachenden Wiesen, er-
quicken das Auge und die Seele, -- und dann
am Abend die purpurne Gluth über dies Para-
dies hinschweben zu sehn, das Feuer das in
dem geschlängelten Strome noch schöner wie-
derglänzt, -- o Eduard, welche Seele, wenn sie
nicht von Verbrechen gedrückt wird, fühlt sich
in der schönen Natur nicht glücklich, groß und
erhaben?

Aber was ist es, (o könntest Du es mir er-

ſelbſt ſei er gar nicht beſorgt geweſen, aber die
Gefahr, in welcher er mich geſehn haͤtte, habe
ihn anfangs ſehr erſchreckt. Auch der alte
Willy keuchte itzt den Berg wieder herauf und
bedauerte nichts herzlicher, als daß die Spitz-
buben ſchon davon gelaufen waͤren, er haͤtte ſich
ſonſt mit ihnen herumſchlagen wollen. — Der
Todte ward in das Dorf geſchafft, das wir erſt
kuͤrzlich verlaſſen hatten; und ſo endigte ſich
dieſer Unfall mit einer allgemeinen Freude uͤber
unſre Rettung.

Der fruchtbare und heitre Herbſt giebt den
Gegenden hier eine eigenthuͤmliche Schoͤnheit;
die uͤppige Natur prangt in dieſen Ebenen mit
allen ihren Schaͤtzen; das friſche Gruͤn, der
blaue Himmel uͤber den lachenden Wieſen, er-
quicken das Auge und die Seele, — und dann
am Abend die purpurne Gluth uͤber dies Para-
dies hinſchweben zu ſehn, das Feuer das in
dem geſchlaͤngelten Strome noch ſchoͤner wie-
derglaͤnzt, — o Eduard, welche Seele, wenn ſie
nicht von Verbrechen gedruͤckt wird, fuͤhlt ſich
in der ſchoͤnen Natur nicht gluͤcklich, groß und
erhaben?

Aber was iſt es, (o koͤnnteſt Du es mir er-

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[234[232]/0242] ſelbſt ſei er gar nicht beſorgt geweſen, aber die Gefahr, in welcher er mich geſehn haͤtte, habe ihn anfangs ſehr erſchreckt. Auch der alte Willy keuchte itzt den Berg wieder herauf und bedauerte nichts herzlicher, als daß die Spitz- buben ſchon davon gelaufen waͤren, er haͤtte ſich ſonſt mit ihnen herumſchlagen wollen. — Der Todte ward in das Dorf geſchafft, das wir erſt kuͤrzlich verlaſſen hatten; und ſo endigte ſich dieſer Unfall mit einer allgemeinen Freude uͤber unſre Rettung. Der fruchtbare und heitre Herbſt giebt den Gegenden hier eine eigenthuͤmliche Schoͤnheit; die uͤppige Natur prangt in dieſen Ebenen mit allen ihren Schaͤtzen; das friſche Gruͤn, der blaue Himmel uͤber den lachenden Wieſen, er- quicken das Auge und die Seele, — und dann am Abend die purpurne Gluth uͤber dies Para- dies hinſchweben zu ſehn, das Feuer das in dem geſchlaͤngelten Strome noch ſchoͤner wie- derglaͤnzt, — o Eduard, welche Seele, wenn ſie nicht von Verbrechen gedruͤckt wird, fuͤhlt ſich in der ſchoͤnen Natur nicht gluͤcklich, groß und erhaben? Aber was iſt es, (o koͤnnteſt Du es mir er-

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Zitationshilfe: Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 234[232]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/242>, abgerufen am 22.11.2024.