nicht mehr auf unsern Endzweck selber sehn? Wer kann es mir verbieten, Ihre Talente und Ihre Freundschaft für mich auf das reichlichste zu belohnen, selbst wenn sie auch in einem Pro- zesse mein Gegner sind, und welche vernünftige Ursache kann Sie zurückhalten, zu meinem Vor- theile zu handeln, da dieser mit Ihrer Ueber- zeugung zusammentrifft? Warum sollte man hier den günstigen Zufall unbenutzt lassen, der Sie gerade an einen Ort gestellt hat, wo sie mehr für mich thun können, als mein eigner Advokat? Etwa darum, weil es nur Zufall ist? Als wenn der Lebenslauf des Weisen und des Thoren sich nicht eben dadurch am meisten unterschiede, daß dieser hin und her schweift, hier die günstige Gelegenheit rechts, dort eine andre links liegen läßt; der Verständigere aber jede Kleinigkeit in seinen Plan und Nutzen verbindet und es eben dadurch bewirkt, daß es für ihn keinen Zufall giebt! -- Ich bin über- zeugt, daß ein so vernünftiger Mann, wie Sie, hier nicht lange voller unnützen Zweifel wählen wird. In dieser Hofnung bin ich
Ihr Freund und Beschützer. Lord Burton.
nicht mehr auf unſern Endzweck ſelber ſehn? Wer kann es mir verbieten, Ihre Talente und Ihre Freundſchaft fuͤr mich auf das reichlichſte zu belohnen, ſelbſt wenn ſie auch in einem Pro- zeſſe mein Gegner ſind, und welche vernuͤnftige Urſache kann Sie zuruͤckhalten, zu meinem Vor- theile zu handeln, da dieſer mit Ihrer Ueber- zeugung zuſammentrifft? Warum ſollte man hier den guͤnſtigen Zufall unbenutzt laſſen, der Sie gerade an einen Ort geſtellt hat, wo ſie mehr fuͤr mich thun koͤnnen, als mein eigner Advokat? Etwa darum, weil es nur Zufall iſt? Als wenn der Lebenslauf des Weiſen und des Thoren ſich nicht eben dadurch am meiſten unterſchiede, daß dieſer hin und her ſchweift, hier die guͤnſtige Gelegenheit rechts, dort eine andre links liegen laͤßt; der Verſtaͤndigere aber jede Kleinigkeit in ſeinen Plan und Nutzen verbindet und es eben dadurch bewirkt, daß es fuͤr ihn keinen Zufall giebt! — Ich bin uͤber- zeugt, daß ein ſo vernuͤnftiger Mann, wie Sie, hier nicht lange voller unnuͤtzen Zweifel waͤhlen wird. In dieſer Hofnung bin ich
Ihr Freund und Beſchuͤtzer. Lord Burton.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0226"n="218[216]"/>
nicht mehr auf unſern Endzweck ſelber ſehn?<lb/>
Wer kann es mir verbieten, Ihre Talente und<lb/>
Ihre Freundſchaft fuͤr mich auf das reichlichſte<lb/>
zu belohnen, ſelbſt wenn ſie auch in einem Pro-<lb/>
zeſſe mein Gegner ſind, und welche vernuͤnftige<lb/>
Urſache kann Sie zuruͤckhalten, zu meinem Vor-<lb/>
theile zu handeln, da dieſer mit Ihrer Ueber-<lb/>
zeugung zuſammentrifft? Warum ſollte man<lb/>
hier den guͤnſtigen Zufall unbenutzt laſſen, der<lb/>
Sie gerade an einen Ort geſtellt hat, wo ſie<lb/>
mehr fuͤr mich thun koͤnnen, als mein eigner<lb/>
Advokat? Etwa <choice><sic>darmu</sic><corr>darum</corr></choice>, weil es nur <hirendition="#g">Zufall</hi><lb/>
iſt? Als wenn der Lebenslauf des Weiſen und<lb/>
des Thoren ſich nicht eben dadurch am meiſten<lb/>
unterſchiede, daß dieſer hin und her ſchweift,<lb/>
hier die guͤnſtige Gelegenheit rechts, dort eine<lb/>
andre links liegen laͤßt; der Verſtaͤndigere aber<lb/>
jede Kleinigkeit in ſeinen Plan und Nutzen<lb/>
verbindet und es eben dadurch bewirkt, daß es<lb/>
fuͤr ihn keinen Zufall giebt! — Ich bin uͤber-<lb/>
zeugt, daß ein ſo vernuͤnftiger Mann, wie Sie,<lb/>
hier nicht lange voller unnuͤtzen Zweifel waͤhlen<lb/>
wird. In dieſer Hofnung bin ich</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Ihr Freund und Beſchuͤtzer.<lb/><hirendition="#g">Lord Burton</hi>.</hi></salute></closer><lb/></div></div></body></text></TEI>
[218[216]/0226]
nicht mehr auf unſern Endzweck ſelber ſehn?
Wer kann es mir verbieten, Ihre Talente und
Ihre Freundſchaft fuͤr mich auf das reichlichſte
zu belohnen, ſelbſt wenn ſie auch in einem Pro-
zeſſe mein Gegner ſind, und welche vernuͤnftige
Urſache kann Sie zuruͤckhalten, zu meinem Vor-
theile zu handeln, da dieſer mit Ihrer Ueber-
zeugung zuſammentrifft? Warum ſollte man
hier den guͤnſtigen Zufall unbenutzt laſſen, der
Sie gerade an einen Ort geſtellt hat, wo ſie
mehr fuͤr mich thun koͤnnen, als mein eigner
Advokat? Etwa darum, weil es nur Zufall
iſt? Als wenn der Lebenslauf des Weiſen und
des Thoren ſich nicht eben dadurch am meiſten
unterſchiede, daß dieſer hin und her ſchweift,
hier die guͤnſtige Gelegenheit rechts, dort eine
andre links liegen laͤßt; der Verſtaͤndigere aber
jede Kleinigkeit in ſeinen Plan und Nutzen
verbindet und es eben dadurch bewirkt, daß es
fuͤr ihn keinen Zufall giebt! — Ich bin uͤber-
zeugt, daß ein ſo vernuͤnftiger Mann, wie Sie,
hier nicht lange voller unnuͤtzen Zweifel waͤhlen
wird. In dieſer Hofnung bin ich
Ihr Freund und Beſchuͤtzer.
Lord Burton.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Tieck, Ludwig: William Lovell. Bd. 1. Berlin u. a., 1795, S. 218[216]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tieck_lovell01_1795/226>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.